Montag, 12. September 2005
Der heutige Tag verläuft recht unspektakulär. Veronika und Anja versuchen wie geplant mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ins Turgen-Tal zu kommen (was ihnen auch gelingt). Ich hingegen bleibe in Alma-Ata.
Irgendwann am Vormittag mache ich mich auf den Weg zu einer im Lonelyplanet angeführten Buchhandlung.
Typisch „sowjetische“ Improvisationskunst bei der Parkbewässerung:

So sehen übrigens die kleinen „Bäche“ entlang den Alleen aus:

Auch ein paar Strassenbahnen kommen mir auf meinem Spaziergang unter:


Man beachte das gepflegte Rasengleis:

Ich finde die Buchhandlung und dort dann auch das benötigte Kartenmaterial. Neben einer 1:50.000er-Karte (mit Fotos und Wegbeschreibungen) für das Gebiet rund um den Bolschoj Almatinskij Pik kaufe ich aus derselben Serie („Marshrut vychodnogo dnja“) noch eine solche Karte für das Gebiet um Medeu/Shymbulak, eine alte Wanderkarte (ebenfalls 1:50000, noch aus der Sowejtunion gedruckt) zu einer Mehrtageswanderung zum Issyk-Kul-See in Kirigistan sowie eine etwas gröbere Übersichtskarte über alle Wanderrouten zwischen Alma-Ata und dem Issyk-Kul. Wanderungen von Alma-Ata zum Issyk-Kul sind auch heute noch sehr populär, auch wenn sich die Frage stellt, wie man zu seinem Einreisestempel nach Kirgistan kommt...
So weit will ich zwar gar nicht, aber als Sammler interessanten Kartenmaterials aus Ländern der ehemaligen SU muss ich natürlich alles kaufen, was es gibt.
Auf dem weiteren Weg komme ich noch bei einem Reisebüro mit Fahrkartenkauf vorbei. Hier werden sogar internationale Fahrkarten nach Warschau, Berlin und Urumchi verkauft:


Ich beschliesse, es hier noch mal zu versuchen, Fahrkarten für die Strecke Arys-1 – Tashkent zu kaufen. Die Mitarbeiterin des Reisebüros fragt natürlich, ob ich bis Arys-1 keine Fahrkarten kaufen möchte. Ich zeige ihr dann unsere Fahrkarten, worauf sie natürlich gleich davon abrät, Fahrkarten für einen Anschlusszug nach nur 50 Minuten zu verkaufen...
Ich überrede sie es trotzdem zu probieren. Für Zug 381 gibt es erfreulicherweise sogar Fahrkarten im System, auch wenn wir ziemliches Glück haben: Es gibt genau drei Fahrkarten, zwei im Plazkartnyj und eine im Kupe... da schlage ich dann natürlich gleich zu und die Warnungen der Mitarbeiterin in den Wind. In Russland gibt es übrigens eine Richtlinie, wonach Fahrkarten für Umsteigeverbindungen mit weniger als drei Stunden Übergangszeit nicht verkauft werden sollen/dürfen.
Ich aber bin froh, dass wir die Fahrkarten haben. Wie oft bei Unterwegszustieg sind aber keine genauen Platznummern angegeben – sondern nur „mesto ukazyvaet provodnik“ (die Plätze werden vom Schaffner zugewiesen).
So sieht meine Fahrkarte aus:

Und das ist übrigens die Fahrkarte bis Arys-1:

Bezogen auf die Strecke ist die Fahrkarte Arys-1 – Tashkent (155 km, 1536 Tenge) unverhältnismässig teuer im Vergleich zu jener bis Arys-1 (825 km, 1324 Tenge) – auch wenn erstere für Kupe-Wagen statt im Plazkartnyj gilt. Aber 10 Euro für 155 Kilometer ist hierzulande nicht übel.
Erklärbar ist das dadurch, dass es sich dabei um eine grenzüberschreitende Strecke handelt. Fahrkarten zwischen den Ländern der ex-UdSSR kauft man zwar immer noch am Inlandsschalter, die Bahnen haben aber schon die europäische Abzockmentalität bei grenzüberschreitenden Fahrten übernommen...
Ich spaziere nachher noch zu dem Reisebüro, wo Aizhana und ich den Busausflug zum Charyn-Canyon gebucht haben, um mich dort noch mal wegen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Berg zu erkundigen. Dort sagt man mir – so wie es auch im Trescher-Reiseführer steht – dass man bei der so genannten Kosmostanzija auf ca. 3300 Meter als Tourist übernachten kann.
Eigentlich will man mur auch noch einen Bergführer auftreiben, aber ich winke ab, denn mit der Landkarte sollte es eigentlich kein Problem sein, sich dort zurechtzufinden, zumal der Weg grossteils auf einer Schotterstrasse verläuft...
Ich schaue dann noch in ein Internetcafe und verabrede mich für 17 Uhr mit Aizhana. Davor schaue ich noch ins Hotel zurück und spaziere danach zum Treffpunkt bei der netten Kirche im Park.
Wir gehen in der Stadt essen (wieder in dem Lokal in der Fussgängerzone). Danach möchte ich noch kurz zum Bahnhof schauen um mir einen ganz bestimmten Zug ansehen: Es geht um den kasachischen Talgo, der seit 2003 oder so zwischen Alma-Ata und Astana verkehrt. Der Zug verkehrt mittlerweile täglich und es gibt auch eine zweite Talgo-Relationen Alma-Ata – Chimkent (3x wöchentlich).
Während normale Züge für die 1327 Kilometer lange Strecke zwischen 18 und 24 Stunden benötigen, schafft es Zug 1/2 „Tulpar“ in unter 13 Stunden. Mit dem Talgo ist diese Tag+Nacht- oder Nacht+Tag-Fahrt zu einer echten Nachtsprungstrecke geworden: Am Abend abfahren und in der Früh ankommen. Zug 1/2 ist also quasi die CityNightLine Kasachstans! Auch die Reisegeschwindigkeit von 105 km/h kann sich sehen lassen.
Der Fahrplan (2006):
Zug 1TJ: Alma-Ata 2 19:34 - Astana 8:26
Zug 2TJ: Astana 19:15 - Alma-Ata 2 7:53
Das hat natürlich seinen Preis, die Fahrkarten sind wesentlich teurer als für andere Züge aber trotzdem ist der Zug oft ausgebucht, wie man auf http://train.mza.ru überprüfen kann.
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen gab es für den aktuellen Tag (16.11.2006) keine Fahrkarten für den Talgo mehr – weder in der einen, noch in der anderen Fahrtrichtung....
Auch Aizhana erfährt von mir zum ersten Mal von dieser Zugverbindung, also kommt sie sogar noch mit zum Bahnhof.
Als wir am Bahnhof ankommen, ist es zwar schon echt dunkel, aber ein paar Fotos gehen sich noch aus:
Die Lok – made in China:


Die Waggons kommen natürlich aus Spanien:

Irgendwie wirkt so ein Zug in Kasachstan unter den ganzen Breitprofilwagen schon ein bisschen exotisch:



Von aussen können wir noch einen Blick in den Speisewagen werfen, wo alle Tische schon fein gedeckt sind und es sich die ersten Fahrgäste zum Abendessen bequem machen.
Im Zug gibt es laut http://train.mza.ru die Kategorien Plazkartnyj, Kupe und Ljuks. Ich nehme aber an, dass die nicht 1:1 den Kategorien in den Breitprofilwagen entsprechen. Genaueres weiss ich aber nicht, denn eine Fahrt mit dem Talgo ist sich auf dieser Reise leider nicht ausgegangen. Ein Grund mehr, noch einmal nach Kasachstan zu reisen.
Übrigens, 2003 habe ich testweise versucht, den kasachischen Talgo von Österreich aus zu reservieren – es hat geklappt:

Was die herausgeputzten kasachischen Schaffnerinnen wohl zu so einer Reservierung sagen würden?
So viel zum Talgo. Ich kaufe dann noch in der Nähe des Bahnhofs ein bisschen Proviant für die Wanderung ein und fahre mit dem Bus zurück zum Hotel.
Gegen 21 Uhr tauchen dann Anja und Veronika auf und wir schauen noch in unser Stammcafe gegenüber vom Hotel, wo wir uns gegenseitig von den Ereignissen des Tages berichten.
Dienstag, 13. September 2005
Um 8 Uhr fahren wir mit dem Bus los. Aus dem Lonelyplanet wissen wir, dass wir einen Bus mit Zielangabe „Orbita“ nehmen müssen und beim Kreisverkehr an der Kreuzung Navoi/Al Farabi aussteigen müssen. Das ist irgendwo im Süden der Stadt am Fusse des Gebirges. Von dort kommt man dann entweder mit einem anderen Bus noch ein Stückchen weiter nach Kokshoky, von wo man mit dem Taxi noch einige Kilometer in das Tal in Richtung „GES-1“ (Wasserkraftwerk 1) fahren kann.
Wir steigen dummerweise aus dem ersten Bus zu früh aus und müssen ein paar hundert Meter zu Fuss zu besagtem Kreisverkehr gehen. Da dort gleich ein Taxi bereitsteht, fahren wir bereist ab hier mit dem Taxi bis „GES-1“. Die Fahrt kostet vielleicht 1000 Tenge (also ca. 6-7 Euro) und dauert ca. eine halbe Stunde. Es geht zunächst durch Vororte von Alma-Ata stets leicht ansteigend Richtung Süden nach Kokshoky, von dort dann durch ein Tal weiter zum GES-1. Weiter kommt man auf der Schotterstrasse nur mit geländegängigen Fahrzeugen. Aber wir befinden uns eh schon auf 2000 Meter Seehöhe.
Zur besseren Veranschaulichung habe ich meine in Alma-Ata gekaufte Wanderkarte eingescannt:
http://img182.imageshack.us/img182/5558 ... wegho2.jpg
Ausgangspunkt der von mir rot eingezeichneten Wanderung ist das gelbe Zelt rechts oben. Von dort geht es entlang der Druckwasserleitung nach oben zum Grossen Almatiner See, der auf 2500 Meter Seehöhe liegt. Bis dorthin wollen auch Anja und Veronika mitgehen.
Von dort geht es dann weiter auf der Schotterstrasse zur „Kosmostanzija“ auf 3336 Meter. Dort oben soll es eine Übernachtungsmöglichkeit geben. Doch vor der Übernachtung geht es noch auf den Bolschoj Almatinskij Pik (3681 m).
Am zweiten Tag ist dann der Abstieg von der Kosmostanzija nach Alma-Arasan vorgesehen, von wo es einen Bus nach Alma-Ata gibt.
Auch im Lonelyplanet ist diese Wanderung beschrieben – die Beschreibung liest sich dort so:
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Kokshoky to Alma-Arasan Trek:
You can start from where the bus stops at GES-2 hydroelectric station, but time and effort will be saved by taking a taxi further to GES-1, where the broad water pipe rises sharply up the gorge. Climb the metal steps beside the pipe and then walk along the top of it for the most direct route to Bolshoe Almatinskoe Lake. The road is a more serpentine, 10 km route to the same place. From the lake follow the road uphill to the right, past the observatory and up to Kosmostantsia at the head of Zhusalykezen Pass (3336m). From here a trail runs to the summit of Pik Bolshoy Almatinskij (3681m), or you skirt the mountain and follow the Prokhodnaya river gorge, which eventually leads to the Alma-Arasan.Resort. From here, bus no 93 runs back to the city or you can continue walking back to Kokshoky.
Stage 1: Kokshoky (GES-2) to GES1 (one to two hours)
Stage 2: GES-1 to Bolshoe Alamtinskoe Lake (two to three hours)
Stage 3: Bolshoe Almatinskoe Lake to Kosmostantsia (three hours)
Stage 4: Kosmostantsia to Alma-Arasan (four to five hours)
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Naja, das klingt ja ganz gut. Im Lonelyplanet steht zwar nichts von einer Übernachtung, aber als Eintagestour ist das doch etwas heftig, zumindest wenn man auf den Gipfel will. Das wären nämlich 1700 Höhenmeter bergauf und danach ein Abstieg von 1900 Höhenmeter...
Gegen 9:50 sind wir also beim Ausgangspunkt der Wanderung. Nach den ersten Metern entlang der Rohrleitung bietet sich dieser Ausblick:

Es geht recht steil hinauf. Nach einer knappen Stunde Gehzeit und den ersten 300 Höhenmetern treffen wir wieder auf die Schotterstrasse. Von nun an geht es etwas flacher weiter.
Nach oben eröffnet sich dieser Ausblick:

Die letzten paar Meter vor dem See:

Nach insgesamt 1:50 Gehzeit erreichen wir um 11:40 den See. Hier machen wir ein gemeinsames Picknick:

Nach ca. 40 Minuten verlasse ich dann Anja und Veronika, die noch einige Zeit hier bleiben und dann wieder runter zum GES-1 wandern wollen.
Ein paar Ferienhäuser neben dem See:

Auf dieser Schotterstrasse geht es hinauf zur Kosmostanzija:

Blick zurück auf den See:

Bei dem erkennbaren Weg handelt es sich um den auf der Karte violett eingezeichneten Weg. Der Berg im Hintergrund heisst „Pik Sovjetov“ und ist 4317 Meter hoch. Eine Tourenbeschreibung (auf russisch) gibt es auf http://www.flat.ru/kalmyk/kazakh/treks/sovet.htm. Auch ohne Russischkenntnisse ist die Seite für Bergfreunde aufgrund der Bilder (darunter ein nettes Panoramafoto) zu empfehlen.
Mehr Tourenbeschreibungen gibt es auf http://www.flat.ru/kalmyk/kazakh/treks/. Auch meine Wanderroute ist da teilweise beschrieben:
BAO: http://www.flat.ru/kalmyk/kazakh/treks/bao.htm
Kosmostanzija: http://www.flat.ru/kalmyk/kazakh/treks/kosmos.htm
Auch anhand der vielen Websiten wird ersichtlich, dass es sich hier um eine bei Wanderern und Bergsteigern sehr beliebte Region handelt. Trotzdem sind die Berge aber bei weitem nicht so überlaufen wie unsere Alpen – was halt auch bedeutet, dass man auf so manche Infrastruktur wie Berghütten nach Alpenvereinsart verzichten muss.
Wir haben auch nur beim Grossen Almatiner See andere Wanderer getroffen, anonsten sind mir auf dem Weg zur Kosmostanzija nur ein oder zwei Jeeps entgegengekommen.
Der Weg führt vorbei am Tian-Shan-Observatorium immer weiter bergauf:

Noch ein Blick auf den Pik Sovjetov:

Immer weiter bergauf...

Nach dieser Kurve in ca. 3100 m Höhe kann ich schon die „Kosmostanzija“ erkennen. Dabei handelt es sich um diverse Forschungseinrichtungen und Messstationen.
Die letzten Höhenmeter ziehen sich etwas – auf über 3000 Meter Seehöhe lässt die Kondition schon etwas nach. Gegen 14:30 bin ich dann aber schliesslich bei der Kosmostanzija auf 3336 Meter. Für die 800 Höhenmeter vom See habe ich also ca. zwei Stunden benötigt.
Dort oben ist allerdings von einer als solche erkennbare Touristenunterkunft nichts zu sehen. Aus irgendeinem der allesamt recht heruntergekommenen Häuser sind aber Stimmen zu hören. Dort klopfe ich dann an, drinnen sitzen ein paar Typen und sehen fern. Ich erkundige mich nach einer Übernachtungsgelegenheit und werde dann zu einem anderen Haus geführt. Das ist aber auch keine Berghütte, sondern eine Seismologische Messstation. Dessen Betreuer meint aber, dass ich hier übernachten könne, es gibt ein Gästezimmer. Na fein – wie oft kommt man denn schon dazu auf einer kasachischen Erdbebenmessstation auf 3336 Meter Seehöhe zu übernachten?!
Vasilij, der Betreuer der Station, bittet mich gleich ins „Wohnzimmer“ hinein und wir setzen uns erst mal hin, trinken Tee und unterhalten uns ein bisschen. Er zeigt mir auch seinen Arbeitsplatz:

Das „Wohnzimmer“:

Da ich aber heute noch auf den Gipfel will, bleibe ich aber vorerst nicht allzu lange. Ich lade noch schnell das nicht unbedingt für den Gipfelsieg erforderliche Gepäck (z.B. den Schlafsack) aus, dann kann es losgehen. Vasilij bringt mich mit dem Auto noch ein paar hundert Meter zum Ende der Siedlung und erklärt mir noch kurz den Weg.
Zunächst geht auf einem guten Weg links um einen kleineren Hügel (3516 m hoch, siehe Karte) herum. Blick auf den Bolschoj Almatinskij Pik:

Auch der Blick zurück ist interessant:

Über den im Vordergrund erkennbaren Weg beabsichtige ich morgen nach Alma-Arasan zu wandern. Und auf den schneebedeckten Berge im Hintergrund befindet sich die kasachisch-kirgisische Grenze. Über irgendeinen Pass dort hinten führt einer der Wanderwege zum Issyk-Kul.
Das ganze etwas näher gerangezoomt:

Vom Sattel zwischen den Hügel und dem BAP beginnt der Aufstieg auf den Gipfel – es sind noch ca. 280 Höhenmeter zu bezwingen. Eigentlich ganz harmlos, also keine Kletterei oder so. Aber es geht halt doch ordentlich bergauf. Die dünne Luft macht sich doch deutlich konditionsmindernd bemerkbar. Ich muss doch recht oft eine kurze Pause einlegen.
Über den 3517 m hohen Hügel sehe ich nun schon drüber. Dahinter tun sich weitere schneebedeckte Viertausender auf:

Zoom sei Dank kann ich mir die Berge auch etwas genauer ansehen:

Ein paar Minuten später und noch etwas höher:

Rechts unten ist der Weg zu erkennen, den ich von der Kosmostanzija gegangen bin.
Noch ein Blick in das Tal der Prochodnaja:

Den richtigen Gipfel zu finden ist dann recht schwierig, denn es gibt mehrere Steinhaufen, die dafür in Frage kommen. Einer davon ist aber mit einer Metallstange gekennzeichnet, ich vermute dass das dann der Gipfel ist. Der gesamte Aufstieg von der Ksomostanzija hat ca. 1,5 Stunden gedauert.
Es ist übrigens das erste Mal, dass ich so hoch oben bin. Bisher war der höchste Punkt der Gornergrat in der Schweiz – der ist allerdings 600 Meter niedriger!
Ausblick vom Gipfel nach Osten:

Links unten der Grosse Almatiner See, darüber der Mitte der Pik Sovjetov.
Blick nach Süden – Gora Karnisnaja (4075 m):

In Richtung Norden sollte man eigentlich Alma-Ata sehen. Aufgrund des Dunstes sieht man aber nicht sehr viel:

Blick nach Südosten:

Blick auf den 1200 Meter tiefer liegenden See und das Tien-Shan-Observatorium:

Nach einer guten halben Stunde am Gipfel spaziere ich dann zurück hinunter.
Noch ein paar Fotos mit schöner Beleuchtung durch die nun schon recht tief stehende Sonne:


Nach einer guten Stunde bin ich dann wieder bei der Kosmostanzija, die wie schon erwähnt eine Ansammlung von recht heruntergekommenen Gebäuden ist:

In der Sowjetunion hatte man leider ein besonderes Talent, allerhand unförmige Gebäude in die schöne Landschaft zu stellen und das Ensemble dann mit allerlei herumliegenden Schrott zu garnieren...
Um 18:30 bin ich dann zurück bei der Seismologischen Messstation:


Vasilij hat mich schon erwartet und bereits ein Abendessen gekocht, zu dem er mich dann einladet. Wir lassen es uns gut schmecken und unterhalten uns dann noch ein bisschen. Er erzählt, dass er schon einmal eine Zeit lang in Deutschland gearbeitet hat. Jetzt arbeitet er hier im Turnusdienst. Zwei Wochen ist er auf der Station, dann löst ihn ein Kollege ab und er darf zwei Wochen bei seiner Familie in einem Nest in der Nähe von Alma-Ata verbringen.
Eine finanzielle Gegenleistung für die Übernachtung und das Essen lehnt Vasilij übrigens ab. Das ist halt noch richtige Gastfreundschaft, wie man es sie in Mitteleuropa nicht kennt...
Da Vasilij immer schon sehr früh zu arbeiten beginnt und auch ich schon Ermüdungserscheinungen zeige, beenden wir den Tag gegen 20 Uhr.
Das Gästezimmer:

Mittwoch 14. September 2005
Gegen 7:30 Uhr wache ich schliesslich auf. Nach dem Frühstück zeigt mir Vasilij noch voller Stolz seine Schiffsmodelle, mit denen er sich hier oben wenn es gerade nichts zu tun gibt und auch keine Gäste auftauchen, die Zeit vertreibt:

Wir verabschieden uns und um 8:45 beginne ich die Wanderung hinunter nach Alma-Arasan.
Das We6tter ist perfekt, der Himmel wolkenlos:

Laut Karte (http://img182.imageshack.us/img182/5558 ... wegho2.jpg) sollte es eigentlich nach rechst einen direkten Weg zur „Aleshkin Most“ geben, aber den sehe ich auf den ersten Blick nicht und entschliesse mich daher, den im Bild erkennbaren Weg nach Südwesten zu gehen, um dann etwas weiter südlich der Aleshkin-Brücke auf den Weg nach Alma-Arasan zu stossen:
Nach einer halben Stunde habe ich den Sattel beim auf der Karte eingezeichneten 3216m-Hügel erreicht. Blick zurück zur „Kosmostanzija“

Nach Süden hin eröffnet sich hier dieser tolle Blick in das Tal der Prochodnaja bis zur nur 7 Kilometer entfernten kirgisischen Grenze:



Die Landschaft ist einfach nur „geil“...
Ich geniesse es ganz allein durch die kasachische Bergwelt zu wandern. Da der Weg nun weiter nach Süden führt, wohin ich eigentlich nicht will, spaziere ich einfach direkt über die Wiesen in das Tal hinunter.

Beim Bach angelangt mache ich eine kurze Pause und geniesse noch mal das tolle Panorama und die Einsamkeit. Dem Bach entlang geht es – nun auf einem passablen Pfad - dann immer weiter talauswärts:


Im Hintergrund im Dunst liegt Alma-Ata.
Bei der Aleshkin-Brücke...

...mache ich dann nach insgesamt 1,5 Stunden Gehzeit eine nächste kurze Pause.
Der Weg führt nun hoch über dem engen Tal am Hang entlang. Hier, in ca. 2700 Meter Seehöhe, gibt es nun auch schon die ersten Bäume:

Blick zurück nach Süden:

Durch dichten Fichtenwald geht es immer weiter hinunter und um 12:30 bin ich dann schliesslich in Alma-Arasan (Sh 1800 m). Erst kurz zuvor sind mir die ersten anderen Wanderer entgegengekommen, ansonsten ist mir niemand begegnet.
Alma-Arasan ist so etwas wie ein Luftkurort. Es gibt sogar eine beschilderte Bushaltestelle, da dort aber nur steht, dass der Bus alle 70 Minuten fährt, warte ich aber nicht, sondern spaziere der Strasse entlang weiter talauswärts.
Irgendwann sehe ich dann eine Marschrutka kommen, mit der ich bis Kokshoky mitfahren kann. Es dürfte aber eher eine Art Schulbus sein, denn die einzigen anderen Fahrgäste ausser mir sind ein paar Volksschulkinder.
Von Kokshoky fahre ich dann mit einer anderen Marschrutka weiter, steige irgendwo in einen O-Bus um und fahre mit dem dann in Richtung Hotel Kasachstan, wo ich gegen 15 Uhr ankomme.
Für die letzte Nacht in Alma-Ata haben wir nämlich wieder hier ein Zimmer reserviert. Anja und Veronika waren freundlicherweise so nett, mein restliches Zeug vom anderen Hotel ins Hotel „Kasachstan“ mitzunehmen.
Bei der Rezeption bekomme ich den Schlüssel, ausserdem eine Nachricht von Anja und Veronika, nach der wir uns um 18:00 bei der in der Nähe des Hotels befindlichen Talstation der Seilbahn auf den Kok-Tobe, einen Ausflugshügel am Stadtrand, mit Aizhana treffen.
Bis dahin ist noch genügend Zeit, um sich zu duschen und etwas von den Strapazen der Wanderung zu erholen. Gelohnt hat es sich auf alle Fälle!
Wie vereinbart treffen wir uns dann alle bei der Talstation der Seilbahn. Noch schnell ein Foto vom Hotel in der Abendsonne...

...dann geht es mit der Seilbahn nach oben:


Von oben hat man einen guten Ausblick auf die Stadt. Bei einem Apfel-Denkmal (Alma-Ata heisst so viel wie „Vater des Apfels“) machen wir wieder einmal ein Gruppenfoto:

Eigentlich suchen wir ein Restaurant, doch wir werden leider nicht fündig. Daher geniessen wir einfach ein bisschen den Ausblick auf die Stadt bei Sonnenuntergang:


Wir fahren wieder mit der Seilbahn hinunter und gehen in der Nähe vom Hotel essen. Das ist dann sozusagen unser Abschiedsabend in Alma-Ata, denn morgen geht es weiter nach Usbekistan.
Fortsetzung folgt!