Bepackt mit unseren optischen Flinten und sonstigem Jagdzubehör, wie Fahrplänen, detaillierten Landkarten, fahrbarem Untersatz und Proviant begaben wir uns in die Tiroler Berge. Objekt der Jagdbegierde war das niedere Hochwild, vornehmlich Ochsen und die, aus Osten eingewanderten, Tal-Enten, aber auch andere rare Spezien, so auch 1822-Ender. Gemeinhin rechnen die Tiroler mit feindlichem Einfall aus Bayern oder von südlich der Salurner Klause. Der schlimmste Feind (z.B Wiener) kommt auch für die Tiroler aus Osten. Eingedenk dessen, haben wir uns nächtens heimlich mit Auto auf dem EN 464 nach Feldkirch begeben und drangen durch das unscheinbare Loch des Arlbergtunnels in die Tiroler Jagdreviere ein. Bis die wehrhaften nach drei Tagen Schützenkompanien bemerkten, dass wir herumwildern, waren wir schon wieder auf dem Weg ins Ländle

Scherz beiseite: Was ich jetzt in Serie zeige sind drei herrliche Tage Bergsommer und Bahnbetrieb im Tiroler Oberland. Die Sonne schien als gäbe es kein Morgen, die Wiesen waren saftig und grün und die Luft war warm, frisch und würzig. Der erste Tag war der Arlberg Ostrampe gewidmet. Leider war der Bahnbetrieb nicht sehr dicht und wir mussten lange auf Züge warten, eine wahre Geduldsprobe. Dennoch, begleitet uns auf dieser schönen Fahrt.
Da ich mich ein wenig als Guide und Organisator betätigte war ich auch für die Unterhaltung der Mannschaft zuständig


Mit der 2043.076, welche für den Abraumzug nach Dornbirn eingeteilt war, konnte ich eine weitere interessante Maschine anbieten


Eisenbahn 2007: Beton, Plastik und sonst nix, brrrr. Der 4024.004 verläßt als REX 5558 Feldkirch in Richtung Bregenz.

Auf dem Weg nach Tirol kamen wir bei Braz vorbei. Im Morgenlicht kommt die 1116.039 mit einer weiteren 1116 und einem Kesselwagenzug an uns vorbei.

Am Vormittag durch Braz zu fahren ohne dem berühmten Brazer Bogen einen Besuch abzustatten, wäre ein Verbrechen. Daher unterbrachen wir unsere Anreise für die folgenden Aufnahmen. Hier einmal ein Vierfachlokzug von xx44ern, der von einer blutorangen 1044 geschleppt wurde. Für den Güterverkehr an diesem Tag leider kein gutes Zeichen.

Der Brazer Bogen ist eine, bis zu 13 m hohe, künstliche Dammschüttung, mit deren Hilfe eine Talweite bei Innerbraz überwunden wird. Danach führt die Strecke an der Südflanke der Lechtaler Alpen nach Langen am Arlberg. Als wir auf den OEC 669 warteten, scherzte ich, dass wohl die Rotkreuzlok außerplanmäßig am Zug ist. Sie befand sich nämlich in Vorarlberg an diesem Tag. Als sie dann tatsächlich auftauchte, war ich baff. Hier fährt sie mit dem Zug über den Brazer Bogen in Richtung Langen.


Dann fielen wir aber schnurstracks in Tirol ein. Nächstes Ziel war die berühmte Trisannabrücke, die wir von Wiesberg aus aufnehmen wollten. Leider ist dort alles verwachsen und die „Weisswurst“ alias DB 411 als ICE 562 konnte ich nur so aufnehmen.

Die Trisannabrücke besteht aus drei Bauteilen: Zwei Viaduktteile mit zwei Bogen (Ostseite) und drei Bogen (Westseite) aus Breuchstein und ein Stahltragwerk mit 90 m Länge. Die Brücke überquert das Tal der Trisanna in 87,4 m Höhe. Im Jahre 1964 wurde in dieser schwindelnden Höhe das Brückentragwerk getauscht. Die Trisannabrücke ist das bedeutendste Brückenbauwerk Tirols und der Arlbergbahn. Die beiden nachfolgenden Bilder lassen einigermaßen die gewaltigen Dimensionen erkennen. Zuerst überquerte ein Güterzug die Brücke in Richtung Landeck.

Dann folgte der Streckengeher, der schwindelfrei sein muss


Etwas später folgte der OEC 163 „Transalpin“, ebenfalls Richtung Landeck. Übrigens ist das Foto nicht schief, die Brücke liegt in einer Steigung von rund 25 Promille und die Perspektive tut ihr übriges dazu…

Danach ging es weiter nach Landeck wo wir wahrscheinlich unsere letzten Fotos von der alten Landecker Innbrücke machten. Von einer wunderbaren Wiese oberhalb von Landeck-Perfuchs (benannt nach ihrem Entdecker HP


Wenig später eilt der Zug durch die ehemalige Haltestelle Landeck-Perfuchs. Dahinter ergibt sich ein wunderbarer Blick auf Landeck und das Obere Inntal.

Danach wollten wir nach Roppen in die Innschlucht. Leider war die Gemeindestrasse wegen Bauarbeiten nicht befahrbar und wir konnten nicht zu den schönen Fotostellen vordringen. Stattdessen ging es auf der Arlberg Schnell- und Bundesstraße zurück nach Pians und nochmals zur Trisannabrücke. Hier ist eine 1144 mit einer xx16er vor einem Güterzug bei der Bergfahrt zu sehen. Sehr schön ist die gewaltige Steigung zu erkennen.

Von der alten Bundesstraße aus kann die Trisannabrücke am späten Nachmittag gut aufgenommen werden. Der zuvor aufgenommene Güterzug überquert dieses gewaltige Bauwerk.

Die nachschiebende xx44er ermöglicht noch diese Aufnahme mit dem Schloss Wiesberg, welches 1292 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Wiesberg war die Wachburg zum Eingang ins Paznaun, das wie das Samnaun ein wichtiger Handelsweg war. Im Vordergrund nicht sichtbar mündet die Trisanna in die Rosanna und beide bilden bis Landeck die Sanna, welche bei Landeck in den Inn mündet. Die Flussnamen und die Talbezeichnungen Paznaun und Samnaun stammen aus dem rätoromanischen. Rätoromanisch wird in diesen Tälern, im schweizer Engadin (Inntal), sowie in den südlichen Regionen Vorarlbergs (Montafon) gesprochen.

Wir folgen der Rosanna ins Stanzerltal, welches von der Arlbergbahn durchfahren wird. Bei Flirsch übersetzt die Bahnstrecke die Rosanna mittels der 26 m langen Rosannabrücke I das erste Mal. An dieser Stelle konnte der OEC 668 auf seinem Weg nach Bregenz mit der 1016.012 aufgenommen werden. Beim Augusthochwasser 2005 verwüstete die Rosanna die Strecke so nachhaltig, dass diese bis 13.12.2005 gesperrt war.

Bei Schnann hat die Bahnstrecke den Talboden des Stanzertales erreicht. Der Streckenabschnitt ziwschen Schnann und Langen am Arlberg ist mittlerweile zweigleisig ausgebaut. Ein 411er fährt als ICE 661 durch die schöne Landschaft, welche von der gewaltigen Parseierspitze (3.036 m) überragt wird. Die Parseierspitze ist der höchste Gipfel der nördlichen Kalkalpen.

Auf unserem Weg nach Reutte fanden wir noch bei Haiming diese Fotostelle, wo wir einen Güterzug mit einer xx16 aufnahmen. Im Hintergrund leuchtet die 2.662 m Hohe Munde ins Oberinntal.

An derselben Stelle erwischten wir nochmals den 411er als ICE 661. Damit beschlossen wir den ersten Fototag und begaben uns über den Fernpass nach Reutte zum Nächtigen.
