Öllandschaften

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1470.001
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Öllandschaften

Beitrag von 1470.001 »

Liebe Forengemeinde!

Wer an Österreich denkt, denkt an Gebirgsbahnen, eindrucksvolle Panoramen und schöne Fotomotive. Kaum bekannt ist es hingegen, dass in Österreich auch Erdöl und Erdgas gefördert wird, wenn auch in geringen Mengen. Die Region nordöstlich von Wien, bestehend aus dem brettlebenen Marchfeld und dem östlichen Weinviertel wird zu Unrecht fotografisch vernachlässigt. Die Ölförderpumpen, die Marchauen, die Weinberge und weiten Felder geben wunderbare Motive ab, die es in Szene zu setzen gilt. Mit der Nordbahn befindet sich eine Hauptstrecke in dieser Region, die langsam wieder zu ihrer alten Bedeutung zurückfindet. Daneben hat sich im Bereich des „Schweinbarther Kreuz“ ein letzter Rest der idyllischen Lokalbahnen des Weinviertels erhalten.
Ein gut ausgebautes Radwegenetz sorgt dafür, dass der etwas sportlichere Bahnfotograf etliche Fotostellen in dieser Region aufsuchen kann. Allerdings ist etwas Kondition schon notwendig, zumal die Hügel erklommen werden wollen. Allerdings laden dann gute Heurigen zu einer ordentlichen Rast ein. Ich habe am letzten Frühjahrstag, dem 20.06.2008 versucht diese Region bildlich einzufangen, seht die Bilder einer Öllandschaft.

Ich nahm die erste Schnellbahn nach Gänserndorf und daher konnte ich bereits im Morgenlicht den 5047.057 als R 7302 nach Groß Schweinbarth zwischen Gänderndorf und Prottes in typischer Umgebung aufnehmen

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Das Marchfeld ist die Kornkammer Österreichs. Weite Getreidefelder prägen die Landschaft. Mohn ist eher ungewöhnlich. Bei Prottes strebt der 5047.057 als R 7305 wieder dem Bahnhof Gänserndorf zu.

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Noch ein Nachschuss in die Steppe…

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Der Streckenabschnitt Gänserndorf – Bad Pirawarth ist der Überrest der Lokalbahnstrecke Gänserndorf – Mistelbach LB. Bei Matzen verlässt die Strecke die Ebene des Marchfeldes und erklimmt entlang der Hangäcker die Hügellandschaft des Weinviertels. In diesem Abschnitt entstand die Aufnahme des 5047.057 als R 7304 mit dem Schloss Matzen im Hintergrund.

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Matzen, Prottes und Auersthal sind das Zentrum der Erdgas- und Erdölgewinnung in dieser Region. Daher konnte der 5047.057 als R 7309 nach Gänserndorf vor einem Pumpenwerk bei Matzen in Szene gesetzt werden.

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Mit dem Rad ging es zurück auf den Streckenteil vor der Haltestelle Matzen. Auf den Strecken der weinviertler Lokalbahnen gibt es so gut wie keinen Güterverkehr. Einzige Ausnahme ist das „Müllzugpaar“ 74282/74283 Gänserndorf – Hohenruppersdorf – Gänserndorf mit dem Müll von Hohenruppersdorf nach Dürnrohr gebracht wird. Hier schleppt die 2070.059 Wagen mit leeren Müllcontainern in Richtung Groß Schweinbarth.

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Danach kam eine größere Zugpause., Ich radelte von Matzen nach Raggendorf und machte mich auf der Strecke nach Obersdorf kundig. In der Gegend um das Auersthaler Feld kam mir beim gemauerten Durchlass der 5047.054 als R 7221 ins Bild.

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Aufgrund der Streckenführung der Linien Auersthal – Groß Schweinbarth und Gänserndorf – Groß Schweinbarth, kam die kleine Marktgemeinde Raggendorf in den Genuss zweier Bahnanschlüsse und somit zweier Stationen. Dazwischen liegt ein Hügel, der eine echte Herausforderung für den Radler darstellt. Ich durfte diese Bergwertung an diesem Tag dreimal befahren. Bei der Station Raggendorf auf der Strecke von Gänserndorf her, entstanden die nächsten Bilder.

Zuerst kam der R 7218 daher, der umlaufbedingt mit einem 5047 Tandem geführt wird. Der 5047.092 und der 5047.057 haben in Raggendorf gehalten und streben nun dem Endbahnhof Groß Schweinbarth zu.

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Der Nachschuss auf dieses Gespann erlaubt uns einen weiten Blick in das Tal des Weidenbaches. Hier hat die Landschaft schon ihr typisches, weinviertler Gepräge.

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Bald schon wird die Getreideernte einsetzen wie die sich verfärbenden Weizen und Roggenfelder deutlich zeigen. Pünktlich kommt die 2070.059 mit dem 74283 aus Hohenruppersdorf daher. Neben Wagen mit Müllcontainern hat sie auch einen mit Schnittholz am Zughaken. Erfreulich dass es auch zusätzliche Fracht gibt.

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Dann ging es zurück auf die ehemalige Stammersdorfer Lokalbahn. Zwischen Markt Raggendorf und Auersthal gibt es recht nette Fotostellen und ein paar Bahndurchlässe, die für diese Strecken so charakteristisch sind. Hier passert der 5047.054 einen dieser Durchlässe bei interessanter Lichtstimmung. Vor 25 Jahren konnten hier noch Triebwagen der Reihen 5044 oder 5042 aufgenommen werden…

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Auch das ist eine nette Stelle: Knapp nach Auersthal in Richtung Raggendorf quert die Strecke auf einem Damm den Sulzgraben. Hier sehen wir den 5047.054 auf seiner Fahrt als R 7225 nach Obersdorf.

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Nach rund 30 km herumradeln war ich einmal müde und benutzte die Bahn für die Rückfahrt nach Gänserndorf. Dann ging es auf der Nordbahn zu meiner nächsten Station Dürnkrut. Ich wollte ein paar Fotostellen suchen, da mir das Gelände bei den letzten Vorbeifahrten vielversprechend erschien. Nach meiner Ankunft ging es entlang des Marchdammes zur Brücke über den Sulzbach. Dort war es recht nett, aber es war nicht mein eigentliches Ziel. Dennoch verweilte ich ein paar Momente und wurde nicht enttäuscht. Die Nordbahn ist zwar flach, gelegentlich gibt es dennoch Doppeltraktionen. So kam mir dieses 1116 Tandem mit einem Güterzug nach Hohenau entgegen. Voran die 1116.149

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Eine angenehme Überraschung war dieses 1142 Tandem mit einem schönem Kohlezug aus Tschechien. 1142.673 und eine Schwestermaschine bringen den Zug in Richtung Wien.

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Nicht viel später folgte der EC 103 „Polonia“ von Warszawa Wschodnia nach Wien Südbf Ostseite. Bespannt war der Zug mit der 1116.101.

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Weil es Zeit war wartete ich gleich auf den D 272 nach Brno hlavni nadrazi, der wie meistens mit der „Haus und Hoflok“ 1216.226 „Tschechien“ bespannt war. Dann hiess es die Stelle wechseln.

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Im flachen Land sind erhöhte Fotostandpunkte sehr begehrt. Umso mehr freute ich mich, dass ich bis zum ehemaligen Grenzbeobachtungsposten gelangte, der südlich von Dürnkrut auf einem Hügel angelegt ist. Weit reicht der Blick über die Grenze bis in die Slowakei. Der Damm und die Bäume markieren die Staatsgrenze. Bis 1989 war hier das Ende der (westlichen) Welt… Bald nach meiner Ankunft fuhr eine 1116 mit einem schönen, langen Güterzug in Richtung Wien.

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Nach wie vor kommt die Reihe 4020 mit Regionalzügen bis Bernhardsthal. Hier strebt ein 4020 Doppel als REX 2354 seinem nächsten Halt in Dürnkrut entgegen.

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Die meisten Kohlezüge kommen von Polen oder Tschechien über Breclav nach Österreich. Daher gehören diese, bis zu 2000 t schweren Züge zum Alltagsbild der Nordbahn. Hier schleppen zwei 1116 einen solchen Zug in Richtung Wien. Wer genau schaut, kann die Kohlestaubfahnen entdecken, die aus den Waggons aufsteigen…

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Dann folgt der Regionalzug 2319 nach Wiener Neustadt Hbf. Leider befand sich an diesem Tag kein EM-Ochs auf den Durchbindern nach Hohenau.

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Mit den Zugpaaren EC 73/74 und 75/76 gelangen auch die 680er der CD auf die Nordbahn. Sie sind eine recht nette Abwechslung im Betrieb der Nordbahn, leider aber nach wie vor nicht sehr unzuverlässig. Mit satten 37 Minuten Verspätung passiert der 680 006 als EC 75 „Smetana“ meinen Fotostandpunkt in Richtung Wien.

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Danach gings einmal zum Essen und dann zum Bahnhof Dürnkrut wo ich meine Fototour abschloss. Begrüßt wurde ich vom 4020.247 als REX 2358 auf seinem Weg nach Bernhardsthal.

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Der Bahnhof Dürnkrut wurde beim Marchhochwasser 2006 rund eineinhalb Meter hoch überflutet. Sämtliche Gleis und Sicherungsanlagen wurden zerstört und die Nordbahn zwischen Jedenspeigen und Angern auf Monate unpassierbar. Heute erinnert fast nichts an diese Katastrophe, ausser ein paar Häusern in der Bahnhofsgegend, die mangels Unterstützung der öffentlichen Hand noch immer nicht saniert sind. Die 1116.231 verlässt den wieder hergestellten Bahnhof.

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Interessant ist, dass das Erscheinungsbild des Bahnhofes trotz Neuerrichtung nicht sehr gelitten hat wie auf dieser Aufnahme vom 18.06.1994 zu sehen ist. Die mittlerweile längst kassierte 1146.001 zieht den EC 101 durch den Bahnhof.

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Zurück in die Gegenwart: Der EC 74 musste die Einfahrt des verspäteten D 273 abwarten und fuhr daher aufs Nebengleis in Dürnkrut, was mich am falschen Fuss erwischte. Daher nur diese Notschlachtung des 681 006 der CD.

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Dann brauste auch schon die 1216.226 mit dem D 273 am Gegengleis daher. Er sollte den R 2323 bis Angern überholen.

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Was früher die 52er auf dieser Strecke waren, sind heute die 1116er. Mit dieser Durchfahrt eines Güterzuges mit der 11161.109 beende ich diese Fahrt durch die Öllandschaften nordöstlich von Wien.

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Zuletzt geändert von 1470.001 am Mo Jun 23, 2008 7:58, insgesamt 1-mal geändert.
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1042.501
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Beitrag von 1042.501 »

Halo!

Sehr schöne Bilder aus meiner Gegend, wohe in Angern.

Bei einem Bild hast du dich verschrieben, da hast du Angern angeführt ist aber Dürnkrut dass vom Hochwasser überflutet wurde.

lg
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1470.001
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Beitrag von 1470.001 »

Dankeschön. Ups ich habs schon gesehen und ausgebessert. Hab den richtiigen Bahnhof fotografiert und falsch bezeichnet ;).
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diesel-fan
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Zu den Weinviertler Lokalbahnen

Beitrag von diesel-fan »

Servus,

Wieder mal herrliche Fotos aus dem Weinviertel und auch von der Nordbahn.
Habe leider das Weinviertel bzw. speziell die Strecke Stammersdorf - Mistelbach nur bis Obersdorf befahren können, als sie noch existierte. Gott sei Dank mit einem blauen Blitz, 5145. Das Groß Schweinbarther Kreuz kenne ich überhaupt nicht. Wenigstens habe ich damals noch einen 5144 in Gänserndorf gesehen.
Der GmP Stammersdorf - Mistelbach mit 2143 und 2achser Wagen bzw. 1 Schnellzugwagen wäre auch sicher interessant gewesen zum Mitfahren.

Na ja, Drösing-Zistersdorf bin ich vor einigen Jahren kurz vor der Stillegung mitgefahren, nach Sulz werde ich's hoffentlich auch mal schaffen. Die ganze Ecke ist jetzt eh ein Haupteinsatzgebiet der Reihe 5047 in Niederösterreich neben St. Pölten/Krems !

Gruß
diesel-fan
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1470.001
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Beitrag von 1470.001 »

Ich werd mal in meinem Schatzkisterl aus dem Weinviertel kramen...
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blu
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Beitrag von blu »

Sag mal, wieviel Zeit investierst du da im Durchschnitt für so eine Tour?
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1470.001
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Beitrag von 1470.001 »

Das ist unterschiedlich: Manchmal einen halben Tag, einen ganzen Tag oder auch zwei Tage.

In diesem Fall verließ ich die Wohnung um 4:45 Uhr und kehrte um 18:30 Uhr zurück ;).
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rheintram

Beitrag von rheintram »

Wunderschöne Fotos!

Apropos Öl: Ebenfalls kaum bekannt ist, dass Österreich-Ungarn um die Jahrhundertwende der größte Erdölproduzent der Welt war.
52.4984
Beiträge: 189
Registriert: Sa Apr 12, 2008 13:23
Wohnort: Steiermark

Beitrag von 52.4984 »

rheintram hat geschrieben:Wunderschöne Fotos!

Apropos Öl: Ebenfalls kaum bekannt ist, dass Österreich-Ungarn um die Jahrhundertwende der größte Erdölproduzent der Welt war.
Um welche Jahrhundertwende? ;)
lg
52.4984
peryc
Beiträge: 406
Registriert: So Jul 29, 2007 10:37

Beitrag von peryc »

52.4984 hat geschrieben:
rheintram hat geschrieben:Wunderschöne Fotos!

Apropos Öl: Ebenfalls kaum bekannt ist, dass Österreich-Ungarn um die Jahrhundertwende der größte Erdölproduzent der Welt war.
Um welche Jahrhundertwende? ;)
Die Frage klingt zwar witzig, ist aber leider "dumm"! Bevor das Bashing jetzt losgeht Bild erkläre ich auch warum das so ist:

User "Rheintram" sprach von Österreich-Ungarn und der Jahrhundertwende, Du fragtest welche. Nunja, es kommt nur eine einzige Jahrhundertwende in Frage, die zu der Österreich-Ungarn existiert hat.

Da bleibt nur die Jahrhundertwende neunzehntes auf zwanzigstes Jahrhundert übrig. Hundert jahre vorher gab es die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn noch nicht, das war damals das Kaisertum Österreich. Die Doppelmonarchie ist erst am 8. Juni 1867 durch den "österreichisch-ungarischen Ausgleich" entstanden und existierte bis zur Auflösung der Union am 31. Oktober 1918. Die Jahrhundertwende zwanzigstes auf einunzwanzigstes Jahrhundert (oder auch Jahrtausendwende) kommt somit auch nicht in Frage.
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