Die Mühlkreisbahn von Linz Urfahr nach Aigen-Schlägl sieht vor allem im Streckenabschnitt Rottenegg – Aigen-Schlägl einer unsicheren Zukunft entgegen. Höchste Zeit also, dieser landschaftlich reizvollen Strecke einen Besuch abzustatten. Dieses Unterfangen ist nicht gerade leicht, zumal ein dünner Fahrplan und eine teilweise entlegene Streckenführung auch für den bahnfahenden Bahnfotorafen nicht gerade verlockend ist. Wer allerdings gut zu Fuß oder gut zu Rad ist, der kann doch einige nette Motive festhalten, allerdings würde man mehrere Tage benötigen um die schönen Stellen mit Zügen festzuhalten. Das ist auch einer der Gründe, warum ich in der Vergangenheit diese Strecke eher stiefmütterlich behandelt habe. Dazu kommt, dass die Strecke durch den massiven Ausbau der Rohrbacher Bundesstrasse und die Modernisierung bis Rottenegg und über den „Saurüssel“ viel an Flair und Reiz verloren hat. Ausserdem waren nach Umstationierung der Baureihe 2045 nur noch die „faden“ 2043 mit Schlieren und später die noch „faderen“ 5047 eingesetzt – um die wir heute bereits weinen.
Spät aber doch wollte ich versäumtes nachholen und am 4.09.2010 den – eher eintönigen – Planbetrieb festhalten sowie am 5.09.2010 die gesamte Strecke mit einem stilechten Sonderzug der 90er Jahre dokumentieren (Epoche IV a/V). Ein Dank an das engagierte Team rund um Andreas Deutsch, welches bei dieser Sonderfahrt ein paar recht schöne Motive ermöglichte. Nun begeben wir uns aber rasch auf die Reise ins Obere Mühlviertel.
Wir beginnen unsere Fahrt im Bahnhof Linz Urfahr. Die Zuführung der Garnituren erfolgt zwar nach wie vor über die interessante Verbindungsstrecke Linz Gleisdreieck – Stadthafen – Reindlstrasse – Linz Urfahr, dennoch ist die Mühlkreisbahn zumindest im Personenverkehr so etwas wie ein Inselbetrieb im Streckennetz der ÖBB. Am Abend des 4.09.2010 wartet die 2043.005 mit ihren beiden Schlierenwagen auf den Einsatz am Folgetag.

Wie rasch sich Veränderungen vollziehen, zeigt diese Aufnahme, welche einer kleinen Zeitreise gleicht: War die Baureihe 2043 mit den 5047ern vor einigen Jahren noch die Herrscherin der Mühlkreisbahn, sind es jetzt die Desiros der Baureihe 5022 und die wenigen Lokbespannten Züge werden mit 2016ern bespannt. 2043 verirren sich im Plandienst so gut wie nicht mehr auf die Strecke, höchstens vor Bauzügen.

Als wäre die Zeit stehengeblieben, zeigt sich die 2043.005 mit dem SR 19965 nach der Ankunft in Linz Urfahr.

Diese typische Strinfront verschwindet auch immer mehr aus dem Betriebsbild der Österreichischen Eisenbahnstrecken. Einst geächtet, schätzen wir jetzt die „Jenbacherinnen“.

Mangels Attraktivität überspringen wir die Fahrt nach Rottenegg (ich habe diesen Streckenteil in einer anderen Reportage im Jahr 2006 ein wenig festgehalten) und wir begeben uns gleich auf den Streckenabschnitt dahinter. Der Ausbau der Rohrbacher Bundestraße hat hier das Landschaftsbild völlig verändert (böse ausgedrückt verunstaltet…). Die 2043.005 ist mit dem R 19964 auf dem Weg nach Aigen-Schlägl.

Mit einer Höchstneigung von 46 Promille und engen Bögen war der „Saurüssel“ wie der Streckenabschnitt zwischen Rottenegg und Gerling in OÖ auch genannt wird, berühmt berüchtigt. Hier überwindet die Bahn den Anstieg vom Tal der Großen Rodl auf das Hochplateau des Mühlviertels. Besonders bei nassen Schienen war die Bergfahrt immer eine Herausforderung für das Lokpersonal und die 93er und 2045 waren mit längeren Zügen oder Güterzügen immer gefordert. Die 2043.005 hat bei Lacken schon das Ärgste hinter sich und bringt den Zug 19964 nach Niederhaus-Waldkirchen.

Hinter Gerling ist die Strecke deutlich flacher und führt durch ausgedehnte Waldlandschaften, die für das Mühlviertel charakteristisch sind.

Bald schon wird der Zug 19964 den Bahnhof Neuhaus-Niederwaldkirchen in 522 m Seehöhe erreicht haben. Seit Rottenegg hat die Bahnstrecke rund 260 Höhenmeter gewonnen.

In Niederhaus-Waldkirchen können wir am 4.09.2010 den 5022.019 sehen, der als R 3191 eingetroffen ist. Interessant ist, dass auf der Mühlkreisbahn ab den Siebziger Jahren immer relativ moderne Triebfahrzeugbaureihen eingesetzt wurden.

Leider tragen die Desiro ihren Spitznamen „Desastro“ nicht zu unrecht, da sich die Triebwagen als recht störanfällig erweisen. So war das auch am 4.09.2010. Nachdem der 5022.020 als REX 3188 zwischen Kleinzell und Neufelden untauglich wurde, traf dieser Zug mit 30 Minuten Verspätung in Neufelden ein. Dort ließ sich der Zug trotz Bemühungen der beiden Triebfahrzeugführer nicht mehr weiterbewegen und die Reisenden mußten bis Aigen-Schlägl mit dem Bus weiterbefördert werden. Die Folge war, dass der Zug 3191 um 45 Minuten verspätet wurde und ab Niederhaus-Waldkirchen bis Linz Urfahr ausgelegt wurde um die Umläufe halten zu können. Die Reisenden dieses Zuges wurden mit dem R 3193 weiterbefördert. Auf dem Bild ist der 5022.014 als Zug 3193 vor der Abfahrt nach Linz Urfahr zu sehen, daneben steht der 5022.019, welcher als R 3191 eingetroffen war.

Bei der Einfahrt von Niederhaus-Waldkirchen konnte die 2043.005 mit dem SR 19965 in Szene gesetzt werden.

Im schönsten Sonnenlicht zeigt sich die 2043.005 mit dem R 19965 bei der Haltestelle Kleinzell.

Hinter Kleinzell fällt die Strecke relativ stark nach Neufelden ins Tal der Großen Mühl ab. Immerhin liegt Neufelden fast 100 Höhenmeter tiefer als Niederhaus. Diese Gefällstrecke passiert die 2043.005 mit dem SR 19964.

Wir haben Neufelden erreicht. Soeben ist wieder ein Regenschauer niedergegangen und der 5022.019 wartet auf den Gegenzug 3188. Es wird noch länger dauern… (4.09.2010)

Bedingt durch die Untauglichkeit des 5022.020 konnte ich in Neufelden noch gemütlich die Begegnung der beiden Desiro festhalten. (5022.019, Zug 3191, 5022.020 Zug 3188)

Bein Bahnhof Neufelden gibt es noch was interessantes zu sehen. Es sind einige Triebwagen der LILO abegstellt. Hier ist der ET 22 232 zu sehen.

Die 2043.005 hat am 5.09.2010 mit dem R 19964 den Bahnhof Neufelden pünktlich erreicht. Hier galt es einen der planmäßigen Kreuzungshalte abzuwickeln, was umfangreiche Verschubfahrten nach sich zog. Das war aber zweitrangig, da wir mit dem alten Postbus zur Paradestelle am Mühlstausee fuhren.

Am 4.09.2010 wollte ich die beiden Nachmittagszüge 3184/3189 beim Mühlstausee aufnehmen. Deswegen wanderte ich zu Fuss knapp 12 Kilometer von Haslach über Iglmühle und Pürnstein bis zu dieser Stelle beim Teufelsstein. Die Lichtverhältnisse sollten optimal sein. Allerdings war das nur theoretischer Natur: Knapp vor Pürnstein erwischte mich der Regen und an der Fotostelle schüttete es! Statt Spiegelbilder gab es Wasserbilder, wie hier mit dem 5022.019 als REX 3184 nach Aigen.

Irgendwie will mich diese Stelle nicht: Tags darauf besuchten wir den Platz bereits am Vormittag, wo allerdings Gegenlicht herrscht und die Bahnstrecke im Schatten liegt. Nachmittags wollten wir nochmals vorbeikommen, allerdings hatte sich der Busfahrer verirrt

Hier mit ein paar Blumen des Mühlviertels

Bei der Haltestelle Pürnstein wechselt die Bahnstrecke vom linken auf das rechte Ufer der Großen Mühl. Am Vormittag sind die Lichtverhältnisse auch hier schwierig als die 2043.005 mit dem R 19964 die Brücke passiert.

Am Nachmittag kann diese Stelle im schönstem Licht aufgenommen werden. So auch am 5.09.2010 als die 2043.005 die Brücke über die Große Mühl mit dem R 19965 passiert.

Zwischen Pürnstein und Iglmühle verläuft die Bahn entlang der Mühl und weit abseits jeder Strasse. Nur ein verschwiegener Wanderweg am linken Flussufer ermöglicht dem Fotografen einige Blicke auf die Strecke, oder ein Fotohalt mit dem Zug. Hier ist die 2043.005 mit dem R 19964 am Ufer jenes Flusses zu sehen, welcher dem gesamten Landstrich nördlich von Linz seinen Namen gegeben hat, die Große Mühl, im Mühlviertel.

Tasg zuvor entstand zwischen Iglmühle und Haslach am Ufer der großen Mühl diese Aufnahme eines 5022 als R 3182 nach Aigen-Schlägl. (4.09.2010)

Vor einsam gelegenen Häusern setzt der Zug seine Fahrt fort.

Tags darauf konnte ich an dieser Stelle aus anderer Perspektive die 2043.005 mit dem SR 19965 aufnehmen.

In Haslach gab es den nächsten Aufenthalt der 2043.005 mit dem R 19964 um eine Kreuzung abzuwarten (5.09.2010). Der Zustand der Mühlkreisbahn oberhalb von Niederhaus-Waldkirchen ist erbärmlich. Die ÖBB Infrastruktur lässt die Strecke richtiggehend verfallen. Lange Langsamfahrstellen mit v/max 20 zwischen Kleinzell und Rohrbach-Berg führen dazu, dass die Züge für 58 km rund 90 Minuten benötigen! So vertreibt man erfolgreich die letzten Fahrgäste….

Schon trifft der 5022.014 als R 3187 aus Aigen-Schlägl ein.

Am Nachmittag des 5.09.2010 konnte ich den 5022.013 und den 5022.019 als REX 3188 „Radio Oberösterreich“ ein. Die Doppeltraktion dient an Sonn- und Feiertagen als Zuführung der Frühzüge für den folgenden Werktag.

Nach Haslach steigt die Strecke aus dem Tal der Großen Mühl wieder bis zu 30 Pormille an, da bei Rohrbach-Berg der Scheitelpunkt mit 627 m Seehöhe erreicht wird. Nach einer langen Fahrt durch dichte Nadelwälder wird der Blick auf die herrliche Landschaft des Oberen Mühlviertel und des Böhmerwaldes frei. Die 2043.005 passiert mit dem R 19965 bei Rohrbach-Berg eine der schönsten Fotostellen der gesamten Strecke.

Für das Mühlviertel sind die mächtigen und stolzen Bauernhöfe auf den Hügeln charakteristisch, von denen die stolzen Bauern ihr Land überblicken. Ein solches Gehöft ist im Hintergrund auf diesem Bild zu sehen.

Der Bahnhof Rohrbach-Berg ist mit 622 m über dem Adriatischen Meer, der höchstgelegene der gesamten Mühlkreisbahn. Zur Erinnerung: Der Ausgangsbahnhof Linz Urfahr liegt auf 264 m Seehöhe. In Rohrbach-Berg befindet sich heute ein Eisenbahnmuseum und ist auch eine jener Lokalbahnloks der kkStB Reihe 494 zu sehen, die eigens für die Mühlkreisbahn gebaut wurden. Die 2043.005 hält mit R 19965 in diesem Bahnhof.

Bei Oepping fährt die Bahn durch viele Wiesen und Felder, die rauhe Landschaft des Mühlviertel erhält ein freundlicheres Gesicht. Die Strecke fällt wieder ab um neuerlich das Tal der Großen Mühl zu erreichen. Die 2043.005 wird mit dem R 19964 bald den Endpunkt erreichen.

Auf diesem Bild ist die 2043.005 mit dem R 19965 wieder auf dem Weg in Richtung Linz Urfahr.

So manche Gegenlichtaufnahme hat ihren Reiz.

Die 2043.005 hat mit dem R 19965 die Haltestelle Schlägl verlassen und strebt im noch flachen Tal der Großen Mühl, dem nächsten Halt in Rohrbach-Berg zu.

Die 2043.005 hat in der Haltestelle Schlägl gehalten und wird die letzten 800 Streckenmeter bis zum Bahnhof Aigen-Schlägl in Angriff nehmen.

Der Bahnhof Aigen Schlägl ist der Endpunkt der Mühlkreisbahn. Seinerzeit gab es Planungen die Strecke bis Tschechien und Bayern fortzusetzen. Diese wurden aber nie verwirklicht, obwohl der Bahnhof schon für die Verlängerung vorbereitet wurde. Die 2043.005 hat bereits ungesetzt und zeigt sich im Sonnenlicht.

Die Pfarrkirche von Aigen überragt malerisch das Ende des Bahnhofes. Diese Kirche ist ein Neubau aus 1901. Die 2043.005 hat Platz gemacht, damit die Planzüge in Aigen-Schlägl ohne Probleme wenden können.

Der 5022.014 verlässt als R 3191 den Bahnhof Aigen-Schlägl in Richtung Linz Urfahr.

Das letzte Bild dieser Reportage erinnert an die Zeit, als die 2043 die Herrscherin gewesen ist: Die 2043.005 hat vorgezogen und wird gleich mit dem R 19965 nach Linz Urfahr ausfahren – als wäre es nie anders gewesen.
