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Hilfe, ich brauch' ein Kursbuch!

 
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Robert Peter
Gast





BeitragVerfasst am: Mi Dez 18, 2002 14:50    Titel: Hilfe, ich brauch' ein Kursbuch! Antworten mit Zitat

Wenige Tage vor dem Fahrplanwechsel bei den ÖBB ein Kursbuch käuflich zu erwerben scheint kein unbilliges Verlangen zu sein, zumal auch die Weihnachtsfeiertage bevorstehen. Es könnte vielleicht jemand auf die Idee kommen, mit der Bahn zu reisen.

Da aber österreichische Kursbücher nicht an einem bestimmten Termin erscheinen, sondern einmal länger, einmal kürzer vor dem Fahrplanwechsel, ist es zweckmäßig, bei den ÖBB anzurufen, ob das Werk schon feilgeboten wird, damit man nicht vergeblich zum Bahnhof fährt.

Also Anruf beim ReiseServiceCenter der Österreichischen Bundesbahnen, wo man herzlich begrüßt und aufgefordert wird, eine von vier Tasten zu drücken, um mit der kompetenten Stelle verbunden zu werden. Taste 4 - für Spezialauskünfte - scheint die beste. Bei sechs Versuchen jedoch findet man sich immer beim Experten für Fernverbindungen, dem das Erscheinungsdatum des Kursbuches nicht geläufig ist.

Nächster Anruf bei der Servicestelle für Anregungen, Wünsche und Beschwerden (Regionaler Ansprechpartner für Wien, Niederösterreich und das Burgenland). Dort wird man gleich zweimal herzlich begrüßt, dann aber teilt man per Tonband mit, man sei so intensiv mit der Betreuung der Kunden beschäftigt, dass man um ein späteres Telefonat ersuche. Nach acht ergebnislosen Versuchen wagt man den dritten Anlauf bei der Telefonzentrale der ÖBB.

Eine überaus freundliche Dame zeigt viel Verständnis für das Problem, welches durch den Anruf bei einem Schalter eines Bahnhofes leicht lösbar wäre. Sie wendet aber ein, es nütze nichts, wenn sie verbinde, bei den Schaltern hebe niemand ab, und verweist auf den Infopoint im Wiener Westbahnhof.

Auch dort ist der Beamte überaus zuvorkommend, weiß aber nichts vom Erscheinen des Kursbuches. Da er ebenfalls den Anruf bei einem Schalter für zwecklos hält, ersucht er um ein neuerliches Telefonat, er werde notfalls einen Sprung zu den nahe gelegenen Kassen machen.

Dort gab es das Bahn-Kursbuch - nicht aber jenes für die Busse. Das sei neuerdings im Busbahnhof Hütteldorf erhältlich, hieß es, was leider nicht stimmte. Daher folgt abermals eine telefonische Suche, diesmal nach dem Bus-Kursbuch.

Die zentrale Busauskunft ist zwar sehr freundlich, aber unzuständig. Sie verweist auf die Hotline Verkehrsverbände Niederösterreich/Burgenland. Der sehr freundliche Herr am Apparat empfiehlt nach längerem Herumfragen bei seinen Kollegen, es doch einmal bei der Zentrale zu probieren.

Dort lautet die lakonische Antwort: noch nicht erschienen. Jetzt bleibt nur mehr ein Brief ans Christkind.

Soll eine junge Mutter lieber den Urlaub am Bauernhof wählen, weil es dort ein Stillabteil gibt, oder sich mit Hotel Ibis begnügen, wo sie mit einem Kleinkinderabteil auskommen muss? Die - seltsam wirkende - Frage stellt sich nun bei einer Bahnfahrt von Salzburg nach Wien, denn mit dem Fahrplanwechsel führen die ÖBB, wie das neue Kursbuch enthüllt, neue "Namenszüge".

Bei dieser Massentaufe hat offensichtlich die Werbeabteilung kräftig mitgemischt. Daher gibt es nun einen ÖBB-Eurocity Urlaub am Bauernhof oder einen Intercity Hotel IBIS.

Selbstverständlich ist garantiert, dass der ÖBB-EC 568 Österreichisches Bundesheer Pazifisten und Wehrdienstverweigerern seine Türen öffnet und im IC 797 Unser soziales Österreich nicht nur Arbeitslose oder Frührentner, sondern auch ein Kärntner Landeshauptmann Platz findet. Ob man im Bio Ernte Austria eine nicht ausreichend kontrollierte Wurstsemmel verzehren darf, muss sich weisen.

Ein Zungenbrecher

Dem Vernehmen nach können Fahrdienstleiter einen Sprachkurs absolvieren, stellt doch "Achtung, Bahnsteig 3, der Intercity Elisabethb. schauspielhaus sbg fährt ein" selbst versierte Redner auf die Probe.

Im IC 531 Schutz und Hilfe hat man sich einfach wohl zu fühlen, ebenso im IC 535 Familienland Österreich, hingegen ist noch abzuwarten, ob der IC 540 Palais Kaufmännischer Verein oder der IC 646 ROCO Modellbahnträume die Ansprüche erfüllen. Studenten sei zu IC 539 Universität Klagenfurt, EC 566 Universität Innsbruck oder IC 941 Universität für angewandte Kunst geraten.

Endlich hat die Fantasie der ÖBB-Fahrplangestalter neue Wege der Verwirrung gefunden. Wenn ein Donau-Kurier von Wien nach Dortmund fuhr, dann gab es auch einen Zug desselben Namens in der Gegenrichtung. Mit diesem einfallslosen System wird jetzt langsam Schluss gemacht.

Der ICE 766 bfi.bildungs-express durchläuft die Strecke Wien-Innsbruck, der IC 532 bfi.bildungsexpress bedient die Relation Wien-Villach. Mit einem Zug namens WIFI kann man von Wien nach Bregenz, aber auch von Wien nach Villach fahren, die zwei Berlitz Sprachcenter verteilen sich gleichmäßig auf Süd- und Westbahn. Vorsicht scheint beim EC VSV geboten, denn das EC ist Teil des Namens, kein Eurocity, es handelt sich um einen Eilzug.

Wenn der IC 643 Neusiedler See auf seiner Reise von Salzburg nach Wien weit vom namengebenden Gewässer entfernt bleibt, nimmt man das hin, auch der Orient-Express Paris-Wien spürt nicht den leisesten Hauch des Morgenlandes, und über die Wechselstrecke verirrt sich ein Südbahn-Sprinter. Dass aber der IC 656 1100 Jahre Stadt Mödling den Namensgeber und Sponsor ohne Halt durchbraust, könnte vielleicht den Bürgermeister aufregen. Das Namensfüllhorn ergießt sich auch auf Personenzüge wie den zwischen Friesach und Kärntens Hauptstadt verkehrenden Bücher bei Heyn Klagenfurt.

Offen bleibt, welcher Werbetrick hinter dem im Fahrplanbild 230 (Zell am See-Krimml) aufscheinenden Pinzga Dampfzügl steckt.

Obgleich das ÖBB-Kursbuch "Fahrpläne Österreich" um 27 Cent verbilligt wurde und nur noch 7 Euro kostet, hat man bei der Herstellung nicht gespart und Neuerungen eingeführt, die einen verstärkten Einsatz von Druckerschwärze erforderten. So erhielten alle in Wien situierten Stationen vor ihren Namen ein Wien gesetzt, dieses ist häufig noch fett gedruckt.

So fährt man nun auf der als Vorortelinie bekannten S45 von Wien-Handelskai nach Wien-Heiligenstadt nach Wien-Hütteldorf, wo man weiter nach Wien-Speising gelangen kann.

Der Bahnreisende hat damit die volle Information, ob er sich noch in Niederösterreich oder bereits in der Bundeshauptstadt befindet.

Wien-Weidlingau (Westbahn), Wien-Grillgasse (Ostbahn) oder Wien-Süßenbrunn (Nordbahn) erhalten so den Charakter von Grenzbahnhöfen, ganz abgesehen davon, dass Wien-Zentralfriedhof wesentlich besser klingt als das karge Zentralfriedhof. Zudem mutierte die einstige Station Flughafen Wien-Schwechat zu "Flughafen Wien (VIE)", eine Anpassung an die Gepäcksschleifen der im Flugzeug beförderten Koffer.

Man ging ins Detail

Ob die Präzisierungen auf die Intentionen des neuen, aus Preußen stammenden Generaldirektors zurückgehen oder der Schaffenskraft österreichischer Hofräte entspringen, lässt sich leider nicht feststellen, jedoch: Man ging ins Detail.

So erfährt man, dass die Schnellbahn in "Wien-Südbahnhof Bstg. 21-22" Aufenthalt nimmt. An die Stelle von Wien Südbahnhof (Ost) ist "Wien Südbahnhof Bstg.1-9" gerückt, statt "Wien Südbahnhof" heißt es "Wien Südbahnhof Bstg. 11-19." Zwar ist die Abkürzung Bstg. weder in der Anleitung zum Fahrplanlesen noch in der Präambel des Stationsverzeichnisses zu finden, doch kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit Bahnsteig als Bedeutung annehmen. Womit nicht geklärt ist, wo am Südbahnhof die Bahnsteige 10 und 20 liegen.

Bei einem derartigen Mehraufwand an Druckerschwärze verwundert es nicht, dass man sich anderswo gewissen Beschränkungen unterworfen hat. So kürzt man in vielen der zahlreichen Fußnoten März durch Mär., Juni durch Jun. oder Juli durch Jul. ab.

Im Fahrplanbild 511 teilt man mit: "Während des zweigleisigen Ausbaus der Pottendorfer Linie wird der Personenverkehr zwischen Gramatneusiedl und Wampersdorf vsl. bis 2008 als Busverkehr geführt. Die Fahrpläne werden gesondert verlautbart." Den erzielten Einsparungen durch die Verkürzung von voraussichtlich auf vsl. steht leider die Tatsache gegenüber, dass man nicht erfährt, wo und wie man Angaben über den Schienenersatzverkehr erhält.

"Alle Angaben wurden mit Sorgfalt erstellt. Dennoch sind bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials vereinzelte Druckfehler oder kleinere Unstimmigkeiten nicht immer vermeidbar." Diese Warnung auf der ersten Seite des neuen ÖBB-Kurses sollte ein Bahnfahrer nicht in den Wind schlagen, es sei denn, er hat einen Hang zum Abenteuer.

Es gibt anscheinend auch regelmäßig verkehrende Züge, die in keinem Fahrplan stehen, und umgekehrt Fahrpläne ohne Züge.

Im letzten, vom 16. Juni 2001 bis 14. Dezember 2002 gültigen Kursbuch verschwand aus dem Fahrplanbild 711 die Strecke von Siebenbrunn-Leopoldsdorf nach Engelhartstetten, die man auch aus dem Übersichtsplan des Bahnnetzes tilgte. Trotzdem gab es hier weiter einen regel- und fahrplanmäßigen Verkehr - was allen entging, die nicht in der Gegend zu Hause waren.

Im neuen Kursbuch, gültig ab 15. Dezember 2002, scheint die Eisenbahnverbindung sowohl im Fahrplanbild 711 als auch in der Übersicht wieder auf. Ohne Züge. Die Zugspalte des Fahrplans ist leer.

Ein Plan ohne Züge mag ein Einzelfall sein, Züge ohne Plan nicht. Im Vorjahr verschwand aus dem Kursbuch auch die Strecke Retz- Drosendorf, Plakaten in der Schnellbahn konnte man entnehmen, dass in der Saison an Wochenenden zwischen den beiden Weinviertler Städten Züge bummelten, die sogar Fahrräder transportierten.

Im Netzplan des neuen Kursbuches fehlt Retz-Drosendorf abermals, auf Seite 483 - eingebettet in die Fahrplanbilder 800 (Gmünd-Wien) und 810 (Wien-Krems) - offerieren die "Erlebnisbahnen im Waldviertel" samt Plan regelmäßigen Verkehr auf der in Nationalparkbahn umbenannten Relation. Daneben steht der Fahrplan der Strecke Gmünd-Groß Gerungs - ebenfalls seit zwei Jahren nicht mehr in der Übersicht.

Neu sind auch regelmäßige, nur mit Sonderkarte benützbare Züge zwischen Hohenruppersdorf und Sulz-Nexing, was den Zeichnern des "Bahnnetz Österreich" ebenso entgangen ist wie der regelmäßige Dampfbummelzug auf der Schmalspurbahn Weiz-Birkfeld, deren Fahrplan man im Kursbuch auf Seite 401 nachlesen kann.

Das sind keine vereinzelten Druckfehler oder kleinere Unstimmigkeiten, sondern gravierende Mängel.

Bernd Orfer, der Standard




Zuletzt bearbeitet von Robert Peter am Mi Dez 18, 2002 16:26, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Sybic



Anmeldungsdatum: 20.08.2002
Beiträge: 5169
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: Mi Dez 18, 2002 15:12    Titel: Wer kauft, der hat... Antworten mit Zitat

denn:

a) der Fahrplanwechsel liegt, sofern ich mich richtig entsinne, schon nahezu 3 lange Tage zurück.

b) bislang fiel es mir nie sonderlich schwer, zeitgerecht ein Kursbuch zu erstehen. Die Kassen in Wien Nord / Praterstern sind hierbei als gute Quelle zu empfehlen.

c) durch den Umstand, ein Kursbuch als Geschenk erhalten zu haben (es befindet sich sogar noch in der Schutzfolie), hätte ich eines überzählig. Dein Brief an das Christkind könnte somit per 24.12 eine erfreuliche Neuigkeit mit sich bringen!?


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Thomas Pröglhöf



Anmeldungsdatum: 04.09.2002
Beiträge: 208
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: Mi Dez 18, 2002 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist ja mal ein ganz toller Bericht! Leider nicht von dir. Dieser Artikel wurde von Bernd Orfer geschrieben und im "Standard" veröffentlicht. Außerdem wurde er in diesem Forum schon am 12. Dezember von Werner H. veröffentlicht. Damals allerdings mit Angabe der Quelle.


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Robert Peter
Gast





BeitragVerfasst am: Mi Dez 18, 2002 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sybic

Zitat:
a) der Fahrplanwechsel liegt, sofern ich mich richtig entsinne, schon nahezu 3 lange Tage zurück.

...schon richtig, aber die Gustostückerln findet man ja erst nach dessen aufmerksamer (zeitaufwändiger) Lektüre, oder?

Zitat:
b) bislang fiel es mir nie sonderlich schwer, zeitgerecht ein Kursbuch zu erstehen. Die Kassen in Wien Nord / Praterstern sind hierbei als gute Quelle zu empfehlen.

Soweit ich mich erinnern kann, gab es vor dem Beitragsgau hier eine Diskussion über die "Nichtverfügbarkeit" der Kursbücher, so auch eine Ansage eines Schalterbeamten, der meinte "Die müssen ja erst gedruckt werden".....

Zitat:
c) durch den Umstand, ein Kursbuch als Geschenk erhalten zu haben (es befindet sich sogar noch in der Schutzfolie), hätte ich eines überzählig. Dein Brief an das Christkind könnte somit per 24.12 eine erfreuliche Neuigkeit mit sich bringen!?

Das ist aber sehr freundlich! Jetzt muss ich nur noch wissen, wo ich am besagten Tag verbeischauen soll, um dem Christkind die Ehre erweisen zu dürfen.... Shock


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Robert Peter
Gast





BeitragVerfasst am: Mi Dez 18, 2002 17:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Thomas!

Zitat:
Dieser Artikel wurde von Bernd Orfer geschrieben und im "Standard" veröffentlicht.

..steht auch dabei....

Zitat:
Außerdem wurde er in diesem Forum schon am 12. Dezember von Werner H. veröffentlicht

Veröffentlicht? Verlinkt würde ich sagen, jedoch zu einem Zeitpunkt, wo erst zwei Teile verfügbar waren. Und dann ist es auch nichts Neues, dass diese Verlinkerei recht zeitraubend ist, daher die Kopie in Volltext!

Zitat:
Damals allerdings mit Angabe der Quelle.

Wie gesagt, steht dabei. Ich habe auch nirgends angegeben, dass der Beitrag mein geistiges Eigentum sei, er gefiel mir nur sehr gut - Bernd ist jedoch nicht mit mir verwandt - und daher wollte ich ihn auch hier verbreiten, so einfach ist das!


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Thomas Pröglhöf



Anmeldungsdatum: 04.09.2002
Beiträge: 208
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: Do Dez 19, 2002 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ist schon in Ordnung, wenn man mal was vergißt und es dann ergänzt bzw. korrigiert. (15 Minuten nach der Kritik)

Thomas


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