Deutsche Bahn putzt alte ICE-Züge heraus (06.06.05)

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NorbertK

Deutsche Bahn putzt alte ICE-Züge heraus (06.06.05)

Beitrag von NorbertK »

Das Hamburger Abendblatt hat geschrieben:Montag, 6. Juni 2005, Hamburger Abendblatt, Wirtschaft

Bahn putzt alte ICE-Züge heraus
Für 180 Millionen Euro werden 59 Hochgeschwindigkeitszüge der ersten Generation bis 2008 modernisiert.

Von Beate Kranz, Hamburger Abendblatt

Im Nürnberger Werk der Deutschen Bahn sollen alle 59 ICE-Züge der ersten Generation komplett modernisiert werden. Sie werden von 320 Mitarbeitern technisch generalüberholt und bekommen eine neue Innenausstattung.

Hamburg - An die Jungfernfahrt denken manche nur mit Schrecken. Als am 2. Juni 1991 der erste Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn mit Passagieren von Hamburg nach München an den Start ging, lief so manches schief. Zwar verließ der ICE 593 "Münchner Kindl" damals noch pünktlich um 5.53 Uhr morgens den Bahnhof Altona, doch dann häuften sich die Fehler. "Türen dicht, wenig Licht und kaum Essen", "Premiere mit Pannen", titelten damals die Zeitungen.

Die Kinderkrankheiten von einst sind zwar bis heute weitestgehend behoben worden, neue Modellreihen wurden aufs Gleis gesetzt. Mittlerweile rauscht bereits die dritte ICE-Generation über die Schienen. Jetzt hat sich die Deutsche Bahn dennoch entschlossen, auch die Anfängerflotte - also die ICE-1-Züge - grundlegend zu erneuern.

"Bis zum Fahrplanwechsel 2008 sollen alle 59 Züge der ersten ICE-Generation für insgesamt 180 Millionen Euro verjüngt werden", sagte Bahnsprecherin Christine Geißler-Schild. Es sei eines der größten Investitionsprojekte der Bahn. Danach sollen die Züge für mindestens 15 weitere Jahre unterwegs sein.

Das Sanierungsprojekt hat jetzt mit dem Umbau eines Probezugs in dem konzerneigenen Werk der Bahn in Nürnberg begonnen. "Wenn dieser im Juli alle Probefahrten absolviert hat, kann die Serienumrüstung starten", so Geißler-Schild. Zeitgleich sollen jeweils zwei Züge modernisiert werden, je fünf Wochen lang. An dem Umbau sind rund 320 Mitarbeiter beteiligt.

Insgesamt müssen für die Modernisierung - das so genannte Redesign - alle 118 Triebköpfe und 708 Mittelwagen zunächst vollständig entkernt werden. Alle Bauteile, von den Sitzen, über die Wandverkleidung, WC-Anlagen bis zur Ausstattung des Bordrestaurants werden ausgebaut. "Alle Teile werden geprüft, gereinigt, aufgearbeitet oder durch neue Komponenten ersetzt", so die Bahnsprecherin. Dazu werden bis zu 12 000 Einzelteile pro Wagen aus- und eingebaut.

Neben der technischen Generalüberholung steht vor allem die Modernisierung der Inneneinrichtung im Mittelpunkt. Pro Doppelsitzreihe soll es eine Steckdose geben. In den Waggons werde es Displays zur Kundeninformation sowie ein elektronisches Sitzplatzreservierungssystem geben. Zudem werden die Innenräume dem Design der ICE 3-Züge der dritten Generation angepaßt.

Neben neuen Bodenbelägen bekommen die Züge neue Sitze - mit beweglichen Armlehnen, anthrazitfarbenen Lederbezügen in der ersten Klasse und blauen Velourbezügen in der zweiten Klasse. Es gebe mehr Plätze für Eltern mit Kinderwagen, aber auch für Behinderte. Ebenso werde mehr Stauraum für Gepäck geschaffen.

Insgesamt wird die Sitzplatzzahl in den zwölf Wagen jedoch um 60 erhöht. Dennoch werde der Beinkomfort nicht schlechter, versichert die Bahnsprecherin. Vielmehr seien die neuen Sitze schlanker und damit raumsparender.

Auch der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, sieht in den modernen Sitzen keinen Nachteil für die Fahrgäste: "Die Sitze in der Bahn sind immer noch großzügiger als in Bussen oder Flugzeugen. Mit diesem Standard kann man leben." Naumann hält die Renovierung für "dringend geboten". Wichtig sei insbesondere, daß es in den neuen Wagen mehr Platz für Gepäck gebe. "Dieser ist in den alten ICE deutlich zu knapp bemessen und ein Ärgernis." Wichtig seien zudem auch funktionierende Steckdosen, da nicht nur Geschäftsleute, sondern auch privat Reisende immer öfter mit dem Laptop unterwegs seien. Entscheidend sei aber auch, daß die Bahnmitarbeiter künftig die neuen technischen Einrichtungen in den Zügen auch intensiv nutzen, um Fahrgäste beispielsweise bei Verspätungen rechtzeitig zu informieren und beim weiteren Reiseverlauf aktiv zu helfen.

erschienen am 6. Juni 2005 im Hamburger Abendblatt/Wirtschaft
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