ÖBB-S-Bahn: Pendlerleid im Westen: S-Bahn kommt zu spät

Neuigkeiten & Sichtungen aus dem landesweiten Nahverkehr
Antworten
NorbertK

ÖBB-S-Bahn: Pendlerleid im Westen: S-Bahn kommt zu spät

Beitrag von NorbertK »

Der Standard hat geschrieben:Der Standard, Printausgabe 3.6.2005
Pendlerleid im Westen: S-Bahn kommt zu spät
Immer mehr steigen inzwischen auf das Auto um - ÖBB machen die Arbeiten am Lainzer-Tunnel verantwortlich

Wien - "Ständig kommen die Züge zu spät, im Extremfall bis zu 45 Minuten": Grünen-Gemeinderätin Sigrid Pilz spricht von einem "Schnellbahn-Skandal im Westen". Sie ist selbst treue S50-Passagierin und sieht sich in einer Leidensgemeinschaft mit vielen anderen Pendlern. Immer mehr von ihnen würden inzwischen auf das Auto umsteigen. Pilz: "Verlass dich nicht auf die Schnellbahn, sonst bist du verlassen." Die ÖBB machen die Arbeiten am Lainzer-Tunnel für die Unregelmäßigkeiten verantwortlich; bei 300 Zügen in 24 Stunden sei die Kapazitätsgrenze erreicht.

In der Stadt Wien fürchtet man, dass jüngst neu eingeführte Verbindungen wieder gestrichen werden könnten. Im Fördertopf der Bundesregierung für den Nahverkehr liegt heuer viel weniger Geld. Dadurch müssen erste Intervallverkürzungen zurückgenommen werden. Das heißt: Es fahren weniger Züge auf S7 (zum Flughafen) und S80 (Südbahnhof - Hirschstetten). (red, Der Standard)

Der Standard, Printausgabe 3.6.2005
NorbertK

Beitrag von NorbertK »

Auch "die Presse.com" hat sich dem Thema angenommen:
Die Presse.com hat geschrieben:Verkehr:
Wiener Westeinfahrt: Pendler, bitte warten
VON ANDREAS WETZ (Die Presse) 06.06.2005
Mit S-Bahn, U-Bahn und dem Auto muss man derzeit teils erhebliche Verzögerungen in Kauf nehmen.

WIEN. Über 100.000 Pendler kommen tagtäglich aus Niederösterreich nach Wien, um dort zu arbeiten. Etwa 40.000 davon queren die Stadtgrenze im Westen. Dazu gesellen sich tausende Hauptstädter, die ebenfalls über die Westeinfahrt in Richtung Zentrum unterwegs sind. Ein Verkehrs-Moloch, der viele Menschen speziell bei warmen Temperaturen zur Weißglut bringt. Auf nahezu allen Verkehrsadern der Westeinfahrt heißt es nämlich: Pendler, bitte warten.

Nicht einmal auf die öffentlichen Nahverkehrsmittel scheint Verlass. So wurde zuletzt Ärger um den verzögerten Fahrbetrieb der Schnellbahnlinie S 50 laut, die zwischen St. Pölten und dem Wiener Westbahnhof verkehrt. Außer den Fahrgästen beschweren sich auch die Wiener Grünen. "Verspätungen von bis zu 20 Minuten sind keine Seltenheit", meint Gemeinderätin Sigrid Pilz. Mit dem momentanen Zustand dieser Verbindung treibe man die Pendler förmlich dazu, anstatt in den Zug ins Auto zu steigen. "Offenbar haben die ÖBB kein Interesse mehr am ertragsschwachen Nahverkehr."

Bei den Bundesbahnen weist man diese Vorwürfe entschieden zurück. "Wir haben sogar ein sehr hohes Interesse am Nahverkehr", erklärt Sprecher Johann Rankl. Weil die Grünen gleichzeitig mehr Geld von der SP-Stadtregierung für den Verkehrsverbund fordern, wähnt sich Rankl zu Unrecht im Schussfeld der Politik: "Leider ist halt immer irgendwo Wahlkampf."

Dass es auf der Westbahn teils massive Verzögerungen gibt, musste er im Gespräch mit der "Presse" aber dann doch zugeben. "In diesem Abschnitt haben wir zwei gravierende Verkehrssituationen bei Baustellen", so Rankl.

Zunächst wäre da der Bereich um den Lainzer Tunnel. Wegen Bauarbeiten fehlen hier zwei Gleise. "Das ist eine Halbierung unserer Kapazität dort", erklärt Rankl.

Was Pendler aus den weiter entfernten Gebieten vermutlich noch viel mehr stört ist die etappenweise Erneuerung der Gleisanlagen im Wienerwald. Abschnittsweise kann dort der Verkehr von bis zu 300 Zügen täglich nur über ein Gleis geführt werden. Damit wenigstens Fern- und Güterverkehr rollen können, müssen Schnellbahn-Gäste der Linie S 50 immer wieder den Ersatzverkehr mit Bussen nützen. Seit Samstag etwa im Abschnitt zwischen Rekawinkel und Unter Tullnerbach.

Wer die nerven- und zeitraubende Odyssee bis zum U-Bahn-Anschluss nach Hütteldorf geschafft hat, muss nochmals tief Luft holen. Seit der Totalsperre des Abschnitts zu Pfingsten verkehrt die U4 bis zur Station Hietzing nur im Schneckentempo. Grund sind Bauarbeiten.

Wiener Linien-Sprecher Johann Ehrengruber: "Die alten Holz-Schwellen werden durch Beton ersetzt." Anstatt mit Tempo 70 sind die Silberpfeile im Baustellenbereich höchstens mit 25 km/h unterwegs. Die Austauscharbeiten, die auch auf der U1 in der Donaustadt stattfinden, werden noch ein paar Wochen dauern. "Bis dahin werden unsere Fahrgäste in den sauren Apfel beißen müssen."

Alles in allem summieren sich die Verzögerungen für Pendler auf bis zu 30 Minuten. Der Umstieg aufs Auto ist keine Alternative. Die ohnehin stark befahrene Westeinfahrt ist wegen des Baus des Wiental-Kanals auf Höhe Rechte Wienzeile 69-71 gesperrt. Auf der Umleitung staut es regelmäßig. Ab Juli werden Autofahrer übrigens auch auf der Westausfahrt mit Verzögerungen rechnen müssen. Bis August wird die Hadikgasse wegen Belagsarbeiten gesperrt sein. Auf der Ausweichstrecke ist der Stau vorprogrammiert.

Die Presse, 06.06.2005
Franz F.

Beitrag von Franz F. »

Der Standard verschweigt das Auto Chaos - eine Frechheit, immer das Auto schönreden! :evil:
harti07

Beitrag von harti07 »

Auch an solchen Dingen erkennt man, daß niemand ernsthaft den Umstieg auf die öffis möchte...............
Man kann sich von morgens bis abends am Wr. Telekabelkanal überzeugen, wie es um den Verkehr in Wien bestellt ist. Stau,stau ,stau,
Wenn es bei den öffis so stauen würde, wäre der letzte Fahrgast schon längst vertrieb. aber beim Auto.................
NorbertK

Beitrag von NorbertK »

Der Standard hat geschrieben:Der Standard, 09. Juni 2005, 17:54
Der Frust fährt Bahn im Umland
Verspätungen im Westen Wiens - Pendler werden bei Umstieg auf "Öffis" derzeit nur frustriert

Das Umsteigen auf "Öffis" wird gepredigt – wenn aber Pendler dies wagen, werden sie derzeit nur frustriert. Im Westen Wiens gibt's Verspätungen – da fährt die Eisenbahn drüber.

Wien – Die Klage vom Wiener Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker (SP) über Missstände beim Regionalverkehr der ÖBB ist eine weitere Stimme im großen Wehklagen. Auch die Grüne Abgeordnete Sigrid Pilz hatte Anfang Juni die ständigen Verspätungen und Zugausfälle – insbesondere auf der Linie S50 – angeprangert.

Und auf der Mucha-Website "für Kundenfrust" findet sich die wohl umfassendste Ansammlung von Protesten frustrierter Pendler. In einem Beitrag heißt es etwa: "Ich nehme zwei bis drei Mal pro Woche den R2009 von Wien Hadersdorf nach Wien Westbahnhof. Sein November war er kein einziges Mal pünktlich."

Ein Zug dreht um

Der Beschwerdeführer berichtet weiter: "Die Liste der Top 5 Begründungen führt unbestritten jene vom 16. März 2005 an: Dieser Zug dreht auf halbem Weg um. Warum? Na wir haben schon so viel Verspätung, dass wir nicht bis zum Endbahnhof fahren können."

Dabei gäbe es bei Pendlern ein genau umgekehrtes Potenzial: "Eine Analyse der Verkehrsverbundes Ostregion (VOR) unter 33.000 Menschen hat ergeben, dass 22 Prozent der Auto fahrenden Pendler bereit wären auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen", berichtet Schicker. "Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass ihnen das System ordentlich erklärt wird."

Die Scheu vor dem Umsteigen sei aber in erster Linie ein psychologisches Problem, weiß Schicker aus der selben VOR-Untersuchung: "Eine einstündige Fahrt im Auto wird subjektiv wie eine dreiviertel Stunde erlebt. Sitzen die Menschen aber eine Stunde im Zug, so empfinden sie das wie eineinhalb Stunden."

Derzeit sind in ganz Wien mehr Menschen mit Öffis, Rad und zu Fuß als mit dem Auto unterwegs. Bei den Pendlern ist das Verhältnis umgekehrt: Da sind es zwei Drittel, die ins Auto Einsteigen. Schicker: "Wir bräuchten bei den Pendlern eine Steigerung des Anteils öffentlicher Verkehrsmittel um 20 Prozent. Würden 50 Prozent öffentlich fahren, hätten wir gewonnen."

Geldhahn zugedreht

Der derzeitige Trend sei aber genau umgekehrt – vor allem durch die Ausdünnung der öffentlichen Mittel. Einerseits zahle der Bund nicht mehr 63,7 Millionen Euro in den Topf für den öffentlichen Nahverkehr ein – sondern nur noch 8,5 Millionen Euro. Weiters wurden laut Schicker bisher 50 Prozent der Investitionen vom Bund getragen – ab heuer sei es aber nur noch ein Drittel. Den Rest müssen die Länder übernehmen. (frei, DER STANDARD – Printausgabe, 10. Juni 2005)

Der Standard, 09. Juni 2005, 17:54
Antworten