Der Standard hat geschrieben:Der Standard, 22. Juni 2005 20:00
Schweizer Bahnen stehen nach Strompanne still
Gesamter Zugverkehr eingestellt - Tausende von Reisenden betroffen - Zwei Österreich-Verbindungen betroffen
Bern/Zürich/Wien - Die Schweizer Bahnen (SBB) haben am Mittwochabend nach dem Zusammenbruch ihrer Stromversorgung den Zugverkehr landesweit eingestellt. Ursache und Dauer der beispiellosen Panne, die im Feierabendverkehr chaotische Verhältnisse auslöste, waren nach Angaben eines SBB-Sprecher am frühen Abend noch unbekannt.
Zwei Österreich-Verbindungen betroffen
Von der Strompanne bei den SBB in der Schweiz sind nach Auskunft von ÖBB-Sprecher Gary Pipan zwei Österreich-Verbindungen betroffen. Es handle sich um den Eurocity EC 197 aus der Schweiz nach Bregenz sowie um den EC 165 nach Salzburg. Bei beiden Verbindungen gebe es Verspätungen auf vorerst unbestimmte Zeit, so Pipan am Abend.Stärker betroffen war der Zugverkehr im an die Schweiz angrenzenden Baden-Württemberg.
Spannungsabfall
Grund des Zusammenbruchs in der Schweiz war ein Spannungsabfall im gesamten SBB-Stromnetz, der offenbar vom Tessin ausgegangen war und sich mitten im Feierabendverkehr aufs ganze Land ausbreitete, wie SBB-Sprecher Roland Binz im Schweizer Radio DRS sagte. Zahlreiche Züge blieben stehen oder verkehrten mit massiven Verspätungen.
Züge, die unterwegs waren, fuhren - sofern es die noch vorhandene Spannung zuließ - in den jeweils nächsten Bahnhof oder wurden mit Hilfe von Diesellokomotiven evakuiert, wie Binz sagte. Die Fachleute der SBB arbeiteten laut Binz mit Hochdruck an der Behebung der Strompanne.
Klimaanlagen fielen aus
Durch den Stromausfall fielen auch die Klimaanlagen in den Zügen aus. In der Schweiz herrschten am Mittwoch zum Teil Rekordtemperaturen von über 30 Grad.
Panne in Österreich nicht möglich
ÖBB-Sprecher Pipan: "Panne kann so in Österreich nicht pasieren. Unser System in Österreich ist so ausgelegt, dass ein Ausfall auch von zwei Anlagen kompensiert werden kann." Die Bundesbahnen verfügen über zehn eigene Kraftwerke und zusätzlich fünf Umformerstationen, die den "öffentlichen Strom" mit 50 Hertz auf "Bahnstrom" mit 16,7 Hertz umwandeln.(APA/Der Standard)
Der Standard, 22. Juni 2005 20:00
Schweizer Bahnen stehen nach Strompanne still (22.06.05)
Schweizer Bahnen stehen nach Strompanne still (22.06.05)
swissinfo hat geschrieben:swissinfo 22. Juni 2005 18:59
Zugverkehr in der ganzen Schweiz eingestellt
Wegen eines Spannungsabfalls sind seit 17:45 Uhr - mitten im Feierabendverkehr - alle Linien der SBB blockiert. Rund 100'000 Passagiere sind betroffen.
Die Ursache der Störung machten die SBB im Tessin aus. Über die Dauer der Störung können sie noch keine Angaben machen.
Seit 17.45 Uhr stehen alle Züge der SBB auf dem ganzen Netz still. Wie SBB-Kommunikationschef Werner Nuber gegenüber Radio DRS sagte, waren bis 19.00 Uhr alle Passagiere aus den steckengebliebenen Zügen gestiegen.
Grund des Zusammenbruchs war ein Spannungsabfall im gesamten SBB-Netz, der offenbar vom Tessin ausgegangen war und sich mitten im Feierabendverkehr aufs ganze Land ausbreitete. Kurz vor 18.00 Uhr hatte es geheissen, die Spannung habe nur noch 12'000 statt 15'000 Volt betragen.
Darauf wurde der gesamte Eisenbahnverkehr gestoppt, da der Fahrplan total durcheinander geraten war.
Evakuierung mit Diesellokomotiven
Damit blieben zahlreiche Züge stehen oder verkehrten mit massiven Verspätungen. Zudem fielen die Klimaanlagen aus. Züge, die unterwegs waren, fuhren - sofern es die noch vorhandene Spannung zuliess - in den jeweils nächsten Bahnhof. Die Züge in den Tunnels wurden mit Hilfe von Diesellokomotiven evakuiert.
Für Licht und Türantriebe haben die Personenwagen noch eine eigene Batterie. Schliesslich gibt es Notmechanismen, um Türen ohne Strom zu öffnen.
Ursache und Dauer der Strompanne waren vorerst unbekannt. Es scheint sich jedoch nicht um eine Computerpanne zu handeln. Die Fachleute der SBB arbeiteten laut Binz mit Hochdruck an der Behebung der Strompanne. Binz bat die Tausenden von blockierten Reisenden um Entschuldigung.
Fieberhafte Suche nach Bussen
Die SBB sucht fieberhaft nach Bussen, um die gestrandeten Bahnpassagiere an ihre Bestimmungsorte zu bringen. Angesichts der relativ späten Stunde sei es nicht leicht, genügend Fahrzeuge aufzutreiben, sagte SBB-Sprecher Jean-Louis Scherz.
Beispiel Bahnhof Bern
Im Bahnhof Bern warteten hunderte Menschen vor einer ungültigen Anzeigetafel. Weiter suchten viele nach Mitpassagieren um ein Taxi zu teilen.
Eine "gestrandete" Frau sagte gegenüber swissinfo, sie sei überrascht, "dass in der Schweiz überhaupt so etwas geschehen konnte".
Ein anderer Pendler gab sich philospohisch: "Solche Sachen geschehen. Glücklicherweise bin ich nicht in Eile, aber ich fühle mit den anderen Pendlern."
swissinfo und Agenturen, 22. Juni 2005 18:59
Die Basler Zeitung hat geschrieben:Basler Zeitung, 22.06.05 21:14
Nach Stromausfall: SBB-Züge rollen langsam wieder an
Bern. SDA/baz. Die SBB hat am Mittwoch ab 20.00 Uhr nach einem totalen Netz-Zusammenbruch ihren Verkehr langsam wieder aufgenommen. Während der gut zweieinhalb Stunden des Totalausfalls setzte die Bahn Busse ein und spannte auf einigen Linien Dieselloks vor. In den Bahnhöfen versorgten Feuerwehrleute die gestrandeten Reisenden mit Wasser.
Die SBB rechnete damit, dass gut 100 000 Menschen von dem Ausfall betroffen waren. Grund für den Stillstand war ein Spannungsabfall, der vom Tessin ausgegangen war. Um 17.45 Uhr standen alle SBB-Züge auf dem ganzen Netz still.
Am Flughafen Zürich kam es trotz der Störungen bei der SBB zu keinen grösseren Probleme. Wie die Flughafenbetreiberin Unique mitteilte, wichen Reisende auf andere Verkehrsmittel aus. Selbst bei den Taxihaltestellen habe es keine grösseren Wartezeiten gegeben. Teilweise waren Sonderbusse im Einsatz. Passagiere, die ihren Flug verpassten, gab es nur im üblichen Rahmen.
Von dem kompletten Stromausfall war in Deutschland vor allem der Zugverkehr im grenznahen Baden-Württemberg beeinträchtigt. Zehn Züge vor allem im Fernverkehr aus der und in die Schweiz waren betroffen. Von Deutschland aus gab es quasi keinen Zugverkehr mehr in Richtung Schweiz. Der Schweizverkehr erfolgte über Basel, Singen und Lindau. In Österreich waren nur zwei Verbindungen betroffen. Es handelte sich um den Eurocity EC 197 aus der Schweiz nach Bregenz sowie um den EC 165 nach Salzburg.
Basler Zeitung, 22.06.05 21:14
In einer Medienkonferenz informierte die SBB heute vormittag über den gestrigen Stromausfall. Nachfolgend die ausführliche Medienmitteilung der SBB.
Hier (PDF) kann man ferner weitere ausführliche Informationen zu Ursachen, Vorgang und Konsequenzen des gestrigen Stromausfalls nachlesen.
Hier (PDF) kann man ferner weitere ausführliche Informationen zu Ursachen, Vorgang und Konsequenzen des gestrigen Stromausfalls nachlesen.
SBB-Medienmitteilung hat geschrieben:SBB, Medienmitteilung, 23. Juni 2005
Ursache bekannt - Kurzschluss löst Strompanne im Bahnnetz aus
Ein Kurzschluss an einer SBB-Übertragungsleitung in der Zentralschweiz hat gestern Mittwoch in den frühen Abendstunden zum Abschalten mehrerer SBB-Kraftwerke geführt und damit eine fatale Kettenreaktion ausgelöst. Die Stromversorgung des Bahnnetzes wurde in zwei Teilnetze getrennt, im Süden stand zuviel, im Norden zuwenig Energie zur Verfügung. Dies führte bis 17.47 Uhr zum kompletten Zusammenbruch der Bahnstromversorgung. Auf dem Schweizer Normalspurnetz blieben rund 1500 Züge vorübergehend stehen.
Ein Kurzschluss an der SBB-Übertragungsleitung von Amsteg nach Rotkreuz war am Mittwoch um 17.08 Uhr Auslöser eines knapp vierstündigen Unterbruchs der Energieversorgung auf dem Netz der Schweizer Normalspurbahnen (SBB, BLS, RM, SOB und TPF). Die zur ausgefallenen Leitung parallel verlaufende Gemeinschaftsleitung SBB/EWA/CKW, welche den Energietransport aus den SBB-Kraftwerkanlagen in Amsteg, Göschenen und Ritom Richtung Norden sicherstellen, waren zum Zeitpunkt des Kurzschlusses wegen Bauarbeiten direkt unter der Leitung ausgeschaltet. Da die Kraftwerke am Gotthard nach dem Kurzschluss nur noch das Tessin mit Energie versorgen konnten, traten im Stromnetz der Bahn im Süden wegen Überlastung Schutzabschaltungen auf. Dies führte zum automatischen Abschalten der Kraftwerke Göschenen und Ritom sowie des Umformerwerks Giubiasco. Wegen der fehlenden Leistung der Urner und Tessiner Kraftwerke kam es in den folgenden Minuten zunehmend zu Energieversorgungsengpässen auf dem übrigen Schweizer Bahnnetz. Die unstabile Versorgungslage führte um 17.47 Uhr zu einem kompletten Zusammenbruch der Stromversorgung für die Schweizer Bahnen, wie Hansjörg Hess, Leiter Infrastruktur SBB, am Donnerstagmorgen in Bern an einer Medienkonferenz bekannt gab.
Die Energiespezialisten der SBB haben unmittelbar nach dem Stromversorgungszusammenbruch mit dem Hochfahren des Bahnnetzes begonnen. In einem ersten Schritt wurde in den Räumen Zürich/Ostschweiz, Wallis/Westschweiz und Tessin übergreifend Inselnetze aufgebaut, die anschliessend synchronisiert und dann gekoppelt wurden. Anschliessend wurde die Fahrleitung Sektor für Sektor zugeschaltet und die Züge konnten gestaffelt wieder anfahren. Der heikle Aufbau des Stromversorgungsnetzes war um 21.30 Uhr abgeschlossen.
Der Energieausfall hat keine grösseren Schäden an den Anlagen verursacht. Es kam vereinzelnd zu Folgeschäden an Unterwerken sowie an Spannungswandlern, welche Signale und Achszähler mit Strom versorgen. Die Energieversorgung für diese Systeme wurde zwischenzeitlich auf das Ortnetz umgeschaltet.
Rund 200'000 Reisende betroffen
Betroffen vom Zusammenbruch der Stromversorgung waren rund 200'000 Reisende in Bahnhöfen und in 1500 Zügen. Insgesamt sieben Züge blieben in Tunnelabschnitten stecken und konnten innerhalb von maximal 90 Minuten ins Freie gezogen werden. 15 Züge, primär im Raum Zentralschweiz, wurden mit Diesellokomotiven weiterbefördert. Der letzte Reisezug erreichte seinen Bestimmungsbahnhof um 03.43 Uhr. Als Bahnersatzverkehr standen rund 250 Reisbusse im Einsatz.
Güterverkehr ebenfalls stark beeinträchtigt
Massiv beeinträchtigt von der grossen Störung war auch der Güterverkehr. Erste Priorität genoss der CargoExpress-Verkehr, der in den Nachtstunden gut abgewickelt werden konnte. In zweiter Priorität wurde der von Chauffeuren begeleitete Huckepackverkehr der Rollenden Landstrasse in Fahrt gesetzt. In den frühen Morgenstunden warteten noch rund 20 Transitgüterzüge auf die Weiterfahrt. Der Binnen-Wagenladungsverkehr musste diese Nacht komplett eingestellt werden.
Der Bahnbetrieb ist heute Donnerstag gut angelaufen. Es kam nur vereinzelnd zu Zugsausfällen, so z.B. auf den Strecken Luzern–Bern und Zürich–Chur. Die SBB rechnet für heute mit einem grossen Verkehrsaufkommen; Plätze reserviert haben über 1100 Gruppen mit rund 17'000 Schülerinnen und Schülern.
Über 1'000 Kundenbetreuer im Einsatz
Der Stromausfall in der Abendspitze hatte grosse Auswirkungen auf Pendlerinnen und Pendler. Die SBB haben alle personellen Ressourcen aufgeboten, damit die Reisenden so gut wie nur möglich über die aktuelle Lage informiert werden konnten. Die SBB hatten dazu gestern und heute über 1'000 zusätzliche Kundenbetreuer und -betreuerinnen im Einsatz.
Grosszügige Kulanzlösungen – rund 3 Mio. Franken für die Kunden
Die SBB haben im Verlauf der Störung rund 200'000 RailCheck «Sorry» im Wert von rund drei Mio. Franken abgeben. Zusätzlich wurden individuelle Kulanzlösungen realisiert. So hat die SBB über 300 Fahrgäste in Hotels untergebracht und mit Taxis und Bussen die Weiterreise zum Beispiel an den Flughafen ermöglicht. Kunden mit weitergehenden Ansprüchen melden sich beim Kundendienst an den Bahnhöfen oder im Internet über das Kontaktfomular Kundendienst im Internet. Weiterhin steht den Kundinnen und Kunden unter der Nummer 0800 99 66 33 noch bis heute Abend um 22 Uhr eine Info-Linie zur Verfügung.
Die SBB entschuldigt sich nochmals in aller Form bei allen betroffenen Fahrgästen für die grossen Unannehmlichkeiten.
SBB, Medienmitteilung, 23. Juni 2005