17. Dezember 2005 | 19:41
Rund 30.000 Personen haben am Samstag gegen den geplanten Bau einer Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Turin und Lyon im norditalienischen Susa-Tal protestiert. Die Großdemonstration in Turin, an der sich mehrere Persönlichkeiten beteiligten, darunter Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo, verlief friedlich. Angeführt wurde die Demonstration von mehreren Bürgermeistern des Susa-Tals.
In der vergangenen Woche waren Demonstrationen im Susa-Tal gegen die Bahnlinie zu schweren Krawallen ausgeartet. Bei den Tumulten waren mehrere Demonstranten und Polizisten verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sich "Anarchisten" unter die Protestierenden gemischt hatten.
Die Baustelle in der Gemeinde Venaus, in der die Bohrung eines Bahntunnels geplant war, wurde von der Staatsanwaltschaft gesperrt. Der Beginn der Bauarbeiten wurde nach Angaben der Regierung Berlusconi vorerst aufgeschoben. Bei einem Treffen zwischen Regierungsvertretern und den Bürgermeistern verpflichtete sich das Kabinett Berlusconi vergangene Woche in Rom, weitere Studien über die Umweltbelastung des Großprojekts durchzuführen, das ein Eckpfeiler des europäischen Korridors 5 ist. Dieser soll Kiew mit Lissabon verbinden.
Der Korridor gilt als entscheidend für die Zukunft der europäischen Verkehrsnetze. Nach Ansicht der Demonstranten würde die geplante Schnellstrecke die Landschaft zerstören. Zudem könnten bei der Tunnelbohrung gefährliche Materialien wie Asbest und Uran freigesetzt werden. Alle größeren Parteien der italienischen Regierungskoalition und der Opposition befürworten den Bau der 54 Kilometer langen Bahnlinie, die den Lkw-Verkehr über die italienisch-französische Grenze deutlich reduzieren soll.
© SN/APA.