Vive la France - Teil 4 / 8

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Sybic
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Vive la France - Teil 4 / 8

Beitrag von Sybic »

Am vierten Tag meines Aufenthaltes in der Grande Nation unternahm ich eine Reise nach Bordeaux, welches rund 600 Kilometer von Paris entfernt liegt. Natürlich kam aufgrund der massiven Entfernung nur die Inanspruchnahme des TGV in Frage, und so machte ich mich am frühen Morgen auf zum Bahnhof Paris Montparnasse. Nach rund drei Stunden am Zielort angekommen widmete ich mich augenblicklich dem Hauptgrund meiner Fahrt nach Bordeaux, dem dortigen Straßenbahnnetz.

Die Geschichte der Straßenbahn in der Stadt reicht bis in das Jahr 1880 zurück als am 4.Mai die erste Pferdestraßenbahn eröffnet wurde weshalb sich das Streckennetz innerhalb von 11 Jahren auf beachtliche 39km erweiterte und in den folgenden Jahren noch zahlreiche private, elektrisch geführte, Vorortbahnen hinzugekommen sind. Der Erfolg der elektrischen Vorortbahnen führte zur Überlegung, auch die Bahnen in der Innenstadt zu elektrifizieren. Da man jedoch das Stadtzentrum nicht mit Oberleitungen verschandeln wollte, griff man die Idee der Unterleitung auf. Anfang 1900 ging eine zwei Kilometer lange Versuchsstrecke in Betrieb, welche sich trotz etlicher Schwierigkeiten mit diesem System aufgrund seiner damals technischen Unausgereiftheit bis in die 1950 er gehalten hat. In den 1920ern begann man damit, die beiden Straßenbahnnetze einander anzugleichen und unter dem Dach der Tramways Electriques er Omnibus sw Bordeaux "TEOB" zu bündeln. Bis 1939 hatte man alle Vorortbahnen auf Regelspur umgestellt und konnte ein 38 Linien umfassendes Netz mit mehr als 200 Kilometern Länge vorweisen. 25 Linien verkehrten in der Stadt und 13 zu den Vororten weshalb bis 1946 die Zahl der Fahrgäste bis auf rund 160 Mio. gesteigert werden konnte. 1947 kam es mit der Wahl von Jacques Chaban-Dalmas zum Oberbürgermeister zu einer radikalen Wende in der Verkehrspolitik in der Stadt, es wurde begonnen, die Straßenbahn in Bordeaux systematisch stillzulegen, weshalb die letzte Linie am 7.Dezember 1958 eingestellt wurde.

1975 begann man in Frankreich aufgrund der zunehmenden Probleme im innerstädtischen Verkehr der Großstädte den schienengebundenen Nahverkehr zu fördern. Auch in Bordeaux wurde über dessen Einführung nachgedacht, so war der Bau einer meterspurigen Metro nach dem Vorbild von Lille gedacht, da eine Stadtbahn in Bordeaux politisch undenkbar war. Geologische Voraussetzungen aufgrund der Meeresnähe der Stadt vereitelten aber diese Planungen weshalb zunächst Gelenkbusse eingeführt wurden, die allerdings nur kurzfristig zu einer Verbesserung der Situation führten. 1995 trat Chaban-Dalmas zurück und Alain Juppe wurde dessen Nachfolger, was wiederum zu einem radikalen Wechsel der Richtung in der Verkehrspolitik führte.

Anfang 1997 wurde durch die Communauté Urbaine de Bordeaux als Betreiber des ÖPNV in Bordeaux die Wiedereinführung einer Straßenbahn in Bordeaux und Umgebung beschlossen weshalb die erste Strecke am 21.Dezember 2003 eröffnet werden konnte. Eingesetzt werden Niederflurtriebwagen der Typen Citadis 402 und 302 von Alstom. Natürlich wurde auch diesmal nicht, speziell im historischen Stadtzentrum, zwecks Wahrung des Stadtbildes von der Idee der oberleitungslosen Straßenbahn abgewichen, weshalb Alstom das sogenannte Alimentation par Sol System, kurz APS, entwickelte. Dieses System ist so konzipiert, dass in der Gleisachse eingebettete Stromschienen den Zug mit Fahrstrom versorgen, jedoch nur dann unter Spannung stehen, wenn der Zug über ein acht Meter langes Teilstück fährt und der Stromkreis dadurch geschlossen wird. Zwischen diesen Teilstücken sind Abschnitte angeordnet, die nicht unter Strom gesetzt werden können. So ist das Berühren dieser dritten Schiene in der Mitte der Trasse gefahrlos möglich. Darüber hinaus verfügen Fahrzeuge über Batterien, so dass die Stromversorgung in den oberleitungslosen Abschnitten auch bei einem Ausfall des APS Systems gewährleistet ist.

Nachdem auch dieser Tag sich seinem Abend neigte, fand ich mich wieder am Bahnhof ein um nach Paris zurück zu reisen. Allerdings hatte mein TGV eine nicht gerade minderbeachtliche Verspätung von rund einer Stunde, weshalb ich die verbleibende Zeit mit dem Auffinden von Fotomotiven am Bahnhof verbrachte, glücklicherweise dauerte das Suchen auch nicht lange:
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