Heute startet das Camp. Wann es genau losgehen soll, ist bei einer Lagebesprechung um 10:00 noch unbekannt. Mit einem Schiff sollen wir ans andere Ufer gebracht werden, doch wann das Schiff, das für uns gechartert werden muss, jetzt fährt, weiss keiner so genau.
Aber das macht nichts, denn auf so etwas wurden wir vorbereitet. Von „Baikalplan“ bekamen wir eine kleine Broschüre, die uns auf das Camp vorbereiten sollte. Dort steht unter anderem zu Terminen und Organisation in Russland: „Wenn eine bestimmte Aktion, z.B. die Abfahrt eines Busses mit einer bestimmten Uhrzeit angekündigt wird, hat dies bestenfalls orientierenden Charakter. Es kann genauso sein, dass der Bus mehrere Stunden oder auch gar nicht kommen. Darauf sollte man sich einstellen.“
Also, wie gesagt, alles kein Problem. Wer sich auf zwei Wochen abseits der Zivilisation in Sibirien einlässt, muss sich auf die ortsübliche Organisation und Mentalität einstellen. Und es funktioniert eh alles, nur halt eben ein bisschen anders als bei uns.
Wir haben also am Vormittag noch Zeit, um ein bisschen in Severobajkalsk herumzuspazieren. Unweit unserer Unterkunft entdecken wir diese Tafel über einer Strasse:

„Die BAM arbeitet für Russland“
Nach dem Mittagessen geht es dann aber doch los. Wir packen unsere Rucksäcke, Zelte, diverses Werkzeug und Essensvorräte (für zwei Wochen) in eine gecharterte Marschrutka und werden zum Hafen gebracht.
Dort steht dieser Kahn für uns bereit:

Nachdem alles umgeladen wurde, geht es dann los. Zu Beginn der gut 3 Stunden drei Stunden dauernden Überfahrt haben wir einen guten Ausblick auf die Bahnstrecke von Severobajkalsk ostwärts nach Nischneangarsk:



Auf der Überfahrt kommt man sich vor wie am Meer, immerhin ist der Baikalsee hier gut 40 Kilometer breit und aufgrund des Dunstes sieht man nicht ans andere Ufer.
Schliesslich lassen sich Berge am Horizont ausmachen und einige Zeit später haben wir dann unser Ziel erreicht. Ausser ein paar Wanderern mit Zelten gibt es hier nichts:

Hier ist unsere Gruppe erst vollständig, denn ein Teil der insgesamt 12 Campteilnehmer (davon 5 aus Russland, 4 aus Deutschland, 2 aus der Schweiz und einer aus Österreich) ist schon seit dem Vortag hier.
Die nächsten zwei Wochen verbringen wir damit, den bestehenden Wanderweg zum Frolicha-See (ein kleinerer See, 8 km vom Baikalsee entfernt) instandzusetzen. Dabei ist allerdings auch genug Zeit für Erholung, Wanderungen und Ausflüge.
Die Unterbringung findet in 2-Mann-Zelten statt, gekocht wird am offenen Feuer und der Baikalsee ist Trinkwasserlieferant und Dusche. Ein echt tolles Erlebnis, einzig die Gelsen sind manchmal etwas lästig. Dagegen muss man halt gewappnet sein.
Die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Campteilnehmern funktioniert auch recht gut, wir verstehen uns (grossteils) bestens miteinander. Insgesamt ein sehr tolles Erlebnis, das ich keinesfalls missen möchte.
Ausser uns gibt es noch ein paar andere Touristen, die sich hierher verirren und im Gebiet des Frohlicha-Sees mehrtägige Wanderungen oder Kanu-Touren machen. Deren Anzahl ist aber sehr überschaubar, denn so leicht kommt man hierher nicht. Da es keinen linienmässigen Schiffsverkehr gibt, muss man sich selbst um den Transport kümmern.
Eine Übersicht über die Ajaja-Bucht:

Hinter der Bucht ist der Frohlicha-See zu erkennen.
Nachstehend ein paar Impressionen vom Baikalsee:
Dienstag 2. August 2005
Unser Zeltlager:

Am Strand:

An manchen Tagen hat sich das Wasser in der kleinen Bucht auf knapp 20 Grad aufgeheizt, dann hat aber wieder eine kalte Strömung von draussen kaltes Wasser in die Bucht gebracht. Wir waren aber trotzdem jeden Tag baden...

So sieht das auf Google-Earth aus:

Der Frohlicha-See:




Nochmal unser Strand:

Mittwoch 3. August 2005
Abendstimmung:

Donnerstag 4. August 2005
Zwei weitere Tagesrandfotos:


Dienstag 9. August 2005
Während der zwei Wochen stand auch ein zweitägiger Ausflug zu den heissen Quellen nach Chakusy, ca. 15 Kilometer südlich der Ajaja-Bucht, auf dem Programm.

Mittwoch 10. August 2005
Das Wetter war hier ausnahmsweise schlecht, bei dem nasskalten Wetter war das Bsd im 45 Grad heissen Mineralwasser gerade das richtige. Irgendwann hat es dann doch aufgehört zu regnen, Nebel hat aber noch das Baikalseeufer bedeckt:

Die ersten Sonnenstrahlen am Horizont – die Luft ist klar, und so sieht man sogar ans andere Ufer:








Donnerstag 11. August 2006
Am nächsten Morgen haben sich die restlichen Wolken verzogen:



Sonntag 14. August 2006
Heute geht es zurück in die Zivilisation – Abschied von der Ajaja-Bucht:


Am frühen Abend nähern uns Severobajkalsk und somit der Eisenbahn. Und wir haben sogar das Glück, einen Zug zu erwischen: Nachtzug 956 von Severobajkalsk nach Novaja Tschara.




Ein Gruppenbild der Campteilnehmer darf natürlich nicht fehlen.

Mit dem im Hintergrund sichtbaren Bus werden wir dann zu einem kleinen privaten Hotel in einem Vorort von Severobajkalsk gebracht. Nach zwei Tagen in der Wildnis tut ein bisschen Komfort (kein Luxus, aber z.B. fliessendes warmes Wasser) doch ganz gut.
Fortsetzung folgt.