RB Eurasia 10: Severobajkalsk

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Helmut Uttenthaler
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RB Eurasia 10: Severobajkalsk

Beitrag von Helmut Uttenthaler »

Montag 15. August 2005

Heute kommen meine Mitreisenden für die weiteren Reiseetappen an. Anja, Doreen, Veronika und Florian kommen mit Zug 76 aus Moskau an, Ankunft ist um 11:50 Ortszeit.
Am Vormittag schauen wir noch schnell in ein Internetcafe, danach geht es zum Bahnhof. Dort ist vor kurzem die WL60-1510 mit der aus zwei Wagen bestehenden „Regionalbahn“ 5406 aus Kirenga angekommen:
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Am Hausbahnsteig steht Zug 91 nach Moskau zur Abfahrt um 11:54 (6:54 MZ) bereit, hier der Halbbuffetwagen:
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In diesem Wagen sind 4 T4-Abteile (Kupe), sowie eine Küche mit kleinem Speiseraum (Stehtische, manchmal mit Hocker zum Sitzen) untergebracht. Es gibt Selbstbedienung, aber trotzdem auch warme Mahlzeiten.

Zug 76 kommt mit 9 Minuten Verfrühung an, er wird von der WL80-1698 mit der Aufschrift „30 Jahre BAM“ gezogen. Leider hat es gerade angefangen zu regnen, daher der Tropfen auf dem Bild:
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Meine Leute finde ich schnell und Oliver ist so nett, noch ein Gruppenbild zu machen:
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(v.l.n.r.: Anja aus Trier, Doreen aus München, meine Wenigkeit, Florian aus Frankfurt(M) und Veronika aus Wien).

Nach unserem Treffen in Passau Ende Mai (wir haben uns ja alle erst über Internet kennengelernt) ist das nun das zweite Mal, dass wir uns sehen.

Wir machen uns mittels Marschrutka auf dem Weg in den Vorort Zaretschnyj (übersetzt: „Jenseits des Flusses“), wo sich unser kleines Hotel, das Gästehaus „Sadko“, befindet:
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Während die Neuankömmlinge es sich mal häuslich einrichten, machen Oliver und ich uns wieder auf dem Weg nach Severobajkalsk. In der Schule für Ökologie und Tourismus findet eine kleine Nachbesprechung unseres Camps statt. Danach zieht es uns wieder zum Bahnhof, wo wir noch ein bisschen fotografieren.

Offenbar ein Messwagen:
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Rechtzeitig für die WL80-1777 kommt gerade die Sonne raus:
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Nahverkehr in Severobajkalsk – „S-Bahn“ 5405 nach Kirenga, bestehend aus einem Kupe- und einem Platskartnyj-Waggon:
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Die kleine Schwester der achtachsigen Doppellok WL80 – die sechsachsige WL60-1738:
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In der Ukraine ist mir letztens auch eine WL40 untergekommen, eine richtige Mini-Lok fast wie in Europa... hat es die schon immer gegeben, oder sind die alle aus Umbau aus WL80-Hälften entstanden?

Fotos davon gibt es hier: WL40

Hier noch mal die WL60 und der Regionalzug nach Kirenga:
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Bahnhof Severobajkalsk:
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Den Zwei-Wagen-Regionalzug bespannt aber nicht, wie wir erwartet haben, die WL60. Nein, für so einen Zug, muss schon eine WL80 her...
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Hier noch mal die WL80-1777 und ein Turmwagen:
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Als wir dann zurück zur Marschutka-Haltestelle gehen, kommen uns meine Leute entgegen, so dass ich beschliesse, mit denen noch mit zum Baikalsee zu gehen. Auf dem Rückweg von dort fotografiere ich noch ein bisschen vom Fussgängerübergang aus.

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Mit Regenbogen:
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Am Hausbahnsteig ist gerade der im Sommer einmal wöchentlich verkehrende Zug 220 aus Anapa eingetroffen, planmässige Ankunft um 13:23 MZ (18:23 Ortszeit). Der Zug im Vordergrund auf Gleis drei müsste der tägliche Nachtzug 956 nach Novaja Tschara mit der planmässigen Abfahrt um 14:40 sein. Somit ergibt sich ein Anschluss in der Relation Anapa – Novaja Tschara, der auch in der Gegenrichtung funktioniert (3:25 auf 4:30).
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Hier noch mal die beiden Züge:
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Das Zuglaufschild von Zug 219/220 Severobajkalsk – Anapa und zurück.
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Wer damit von Severobajkalsk in den Sommerurlaub ans Schwarze Meer fährt, ins 120 Stunden und 30 Minuten (also 5 Tage) unterwegs.

Ich will aber die Geduld meiner nicht so bahninteressierten Freunde nicht überbeanspruchen und so machen wir uns auf dem Weg zum Hotel, denn dort wartet schon das Abendessen auf uns.

Aller guten Dinge sind drei, daher schauen Oliver und ich bam Abend noch mal zum Bahnhof. Allerdings nicht zum Fotografieren, sondern weil ein Teil der Campteilnehmer heute per Zug nach Irkutsk abreist. Die Marschrutka fährt aber nur bis ca. 20 Uhr, also bringt uns die Frau des Hotelbesitzers mit dem Auto zum Bahnhof. Dort ist ganze Truppe nochmals versammelt und es gibt richtig russische, dramatische Abschiedsszenen...


Dienstag 16. August 2005

Nach dem Frühstück führt uns der stolze Hotelbesitzer im Wohnzimmer ein Tourismuswerbevideo über Severobajkalsk vor. Besonders erfreut ihn, dass er selbst auf dem Video zu sehen ist, wie er gerade auf einer in der Nähe von Severobajkalsk gelegenen Skipiste Ski fährt.
Er selbst hat übrigens auch noch grosse Pläne, u.a. möchte er etwas südlich von Severobajkalsk noch eine weitere Pension direkt am Baikalsee errichten, wofür er aber noch auf der Suche nach Investoren ist.
Der Tourismus scheint also am Baikalsee momentan zu boomen, auch wenn Gott sei Dank von Massentourismus noch keine Rede ist. Aber es ist schon angenehm, dass es am Bahnhofsvorplatz von Severobajkalsk sogar eine kleinen Info-Kiosk gibt, wo man Ansichtskarten bekommt und Ausflugsfahrten per Boot und so weiter organisieren kann. Das mag für uns selbstverständlich sein, aber übertrifft den Standard der russischen Tourismusinfrastruktur schon mal bei weitem.

Nach der Videovorführung fahren Oliver, Florian und ich Richtung Stadt, steigen aber etwas vorher aus, denn wir wollen uns natürlich auch das BAM-Museum ansehen:
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Das Museum ist ganz nett gemacht, allerdings wäre ich froh gewesen, wenn meine Russisch-Kenntnisse etwas vertiefter wären, um auch wirklich alles zu verstehen.

Nachher gehen wir zu Fuss ins Zentrum, wo wir Anja, Doreen und Veronika treffen. Zusammen machen wir dann eine kleine Wanderung entlang des Ufers zum Hafen und zurück:
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Eine Siedlung direkt am See:
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Als wir zurückkommen, verlässt gerade eine WL80 mit dem eh schon bekannten 5405 den Bahnhof Richtung Kirenga.
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Vom Übergang fotografieren wir ein paar Güterzug, wobei uns dieser Wagen mit fabriksneuen UAZ-452-Bussen (UAZ = Uljanovskij Avtomobilnyj Zavod) auffällt.
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Mit so einem Gefährt sollten wir im Verlauf unserer Reise noch zweimal unterwegs sein.

Ein Holzganzzug:
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Zum Abschluss noch ein paar Bilder des Bahnhofes:
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Der Fahrplan:
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Das Nahverkehrsangebot besteht aus fünf Zugpaaren. Richtung Westen gibt es um 6:00 und 17:15 (Ortszeit, angeschrieben ist Moskauer Zeit) einen Regionalzug nach Kirenga (ca. 4 Stunden Fahrzeit bis dorthin). Das Angebot wird an geraden Tagen durch einen Zug nach Goudzhekit (eine knappe Stunde von Severobajkalsk, dort gibt es übrigens auch heisse Quellen) um 12:43 verdichtet.
Zurück kommen die Züge täglich um 11:05 und um 22:05 (oh, ein Takt!) aus Kirenga und um 15:40 an geraden Tagen aus Goudzhekit.
In Richtung Osten gibt es um 6:15 einen täglichen Zug ins 179 km entfernte Novyj Uojan sowie um 11:40 an ungeraden Tagen einen Zug nach Kitschera (63 km entfernt). Ankunft in der Gegenrichtung ist um 21:40 aus Novyj Uojan (tgl.) und um 15:40 (ebenfalls ein „Takt“) an ungeraden Tagen aus Kitschera.

Das Fernverkehrsangebot besteht aus folgenden ganzjährig verkehrenden Zugpaaren:
Zug 75/76 Tynda - Moskva – Tynda, mit Kurswagen Moskva – Tommot, jeden zweiten Tag
Zug 91/92 Severobajkalsk - Moskva – Severobajkalsk, 2005 4x Woche, heute jeden zweiten Tagen alternierend zu Zug 75/76
Zug 71/72 Severobajkalsk – Irkutsk – Severobajkalsk, jeden zweiten Tag
Zug 347/348 Severobajkalsk – Krasnojarsk – Severobajkalsk, jeden wzeiten Tag alternierend zu Zug 347/348
Zug 91/92 Tynda – Kislovodsk (im Kaukasus), zweimal in der Woche. Für einen ganzjährig verkehrenden Zug ist das doch ein etwas ungewöhnlicher Laufweg.
Zug 955/956 Novaja Tschara – Severobajkalsk, täglich (2006 als 655/656).

Weiters gibt es folgende Züge, die nur im Sommer fahren:
Zug 273/274 Severobajkalsk – Adler, einmal wöchentlich
Zug 219/220 Severobajkalsk – Anapa, einmal wöchentlich
Zug 291/292 Severobajkalsk – Krasnojarsk, einmal wöchentlich in der Trasse von Zug 91/92 (2006 jeden zweiten Tag)

Das mag für eine 25000-Einwohner-Stadt nach europäischen Massstäben (die aber hier in Sibirien nicht gelten) ein dürftiges Angebot sein, wer Severobajkalsk auf dem Strassenweg erreichen will, der tut sich richtig schwer, denn das geht nur über Schotterstrassen.

Freie Plätze für den 17. August (also für morgen, die Anzeige wechselt immer zwischen heute und den nächsten zwei, drei Tagen):
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Bahnhofshalle mit Fahrkartenschalter:
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Vor dem Bahnhof gibt es – wie schon erwähnt – die Touristeninfo:
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Mehr touristische Infos zu Severobajkalsk und Umgebung gibt es hier: http://www.sbaikal.ru/eng/index.htm

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Auf dem Heimweg schauen wir dann noch mal ins Internetcafe, das von aussen übrigens so aussieht:
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Zum Abendessen gibt es heute übrigens Plov, der Hotelbesitzer hat seinen tadschikischen Freund zum Kochen eingeladen und wir lassen es uns gut schmecken!


Fortsetzung folgt.
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