Donnerstag 8. September 2005
Heute steht wie schon angekündigt ein Ausflug nach Medeu und Shymbulak auf dem Programm. Vorerst aber geniessen wir noch ein ausgiebiges Frühstück.
Danach kaufen wir noch ein bisschen Proviant ein. Leider ist das Wetter nicht so schön wie gestern, der Himmel ist wolkenverhangen. Aber zumindest regnet es nicht.
Als wir zurück im Hotel sind, ist auch Aizhana schon da. Gegen 10:30 fahren wir dann mit dem Bus, der unweit vom Hotel seine Haltestelle hat, los. Das Stadtviertel entlang der Strasse scheint eine bevorzugte Wohngegend der reicheren Alma-Atiner (oder Alma-Atenen? Ist wahrscheinlich beides falsch

Die Strasse steigt recht steil an und bald lassen wir auch die letzten Häuser hinter uns. Die Fahrt geht nun durch ein enges Tal weiter in Richtung Medeu. Nach ca. 15 Minuten Fahrt sind wir am Ziel – und haben dabei schon ca. 800 Höhenmeter überwindet. Medeu liegt immerhin auf knapp 1700 Metern Seehöhe.
Das bekannte Eisstadion:

Hinter dem Stadion ist ein gewaltige Damm zu erkennen, der das Tal quasi absperrt. Er dient aber nicht dem Aufstauen von Wasser zwecks Energiegewinnung sondern fungiert nur als Hochwasserrückhaltebecken. In Alma-Ata hat man schon sehr unangenehme Erfahrungen mit aus den Bergen kommenden Hochwasser samt mitgeführten Schlamm gemacht, weshalb man dieses Absperrbauwerk errichtete.
Wir treffen hier zwei Teilnehmer einer deutschen Reisegruppe. Die sind natürlich reichlich erstaunt hier auf Individualtouristen aus ihrem Heimatland, die noch dazu per Bahn über China angereist sind, zu treffen.
Wir lassen noch ein Gruppenfoto von uns machen....

(v.l.n.r.: Florian, Veronika, Anja, ich und Aizhana)
...dann spazieren wir am Stadion vorbei zum Damm. Über ein paar hundert Stufen erklimmen wir die Dammkrone, wobei sich ein guter Blick auf das Eisstadion bietet:

Auf der Dammkrone erklärt eine Schautafel die verschiedenen Ausbaustufen des Dammes:

Von der Dammkrone sieht man auch bereits nach Shymbulak, das Skigebiet vor den Toren Alma-Atas:

Von der Landschaft her könnte das natürlich auch irgendwo in den Alpen sein.
Zunächst spazieren wir der jahreszeitlich und wetterbedingt schwach befahrenen Strasse entlang Richtung Shymbulak:

Irgendwo machen wir dann einen Abschneider durch den Wald und gehen das letzte Stück wieder auf der Strasse. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden Gehzeit erreichen wir dann Shymbulak:


Im Winter sieht es hier bei schönem Wetter übrigens so aus:

Foto: http://www.american.edu/dlublin/travel/shymbulak.html


Fotos: http://www.almadf.kz/medeu.html
Obwohl das Wetter heute keine spektakulären Ausblicke erwarten lässt, fahren wir dann mit dem Sessellift zum Talgar-Pass auf 3163 Meter Seehöhe. Dabei müssen wir zweimal „umsteigen“, denn eigentlich sind es drei Sessellifte. Zwei Doppelsessellifte und dann ganz oben ein etwas altertümlicher Einzelsessellift.

Bei einer der Zwischenstationen gibt es einen Jackenverleih – ideal für uns und noch ein paar andere Tagesausflügler aus der Grossstadt, die keine für derartiges Wetter geeignete Kleidung dabei haben...
Oben ist es nämlich recht frisch, es hat bestenfalls 10 Grad, eher nur 5.
Wir spazieren ein bisschen im Nebel herum, dann fahren wir wieder zurück...
Unten angekommen kehren wir noch beim Gasthaus bei der Talstation ein und erwärmen uns mit Tee und einer Suppe. Anschliessend spazieren wir zurück nach Medeu und fahren dann mit dem Bus nach Alma-Ata, wo wir gegen 19:30 ankommen.
Wir verabreden uns dann noch fürs Abendessen gegen 21 Uhr. Das ist dann noch ein eigenartiges Erlebnis: Wir essen in Kasachstan in einem Irish Pub Pizza – schon etwas eigenartig, aber es wird noch seltsamer: Auf einem Flat-Screen im Lokal läuft im kasachischen Fernsehen gerade „Expedition Österreich“ – ich fass es nicht!
Da fährt man kreuz und quer in der Welt herum, um dann im fernen Kasachstan bei Pizza „Expedition Österreich“ zu schauen (ich habe das im ORF nie gesehen, aber es ist so eine Reality-TV-Zeug, wo ein paar Leute Österreich auf einer geraden Linie durchqueren müssen)....
Freitag 9. September 2005
Für heute haben wir keine Ausflüge geplant, denn wir übersiedeln. Aizhana hat für uns ein günstige Unterkunft ausfindig gemacht, wo wir um 1000 Tenge (also etwas weniger als 7 Euro) pro Person und Nacht unterkommen.
In aller Herrgottsfrüh verabschiede ich mich aber von Florian, denn er muss zum Flughafen und von dort über London weiter nach Frankfurt.
Nachher schlafe ich mich noch ordentlich aus und bis wir fertig gefrühstückt und die Rucksäcke gepackt haben, ist es 12 Uhr.
Zuerst wissen wir aber noch nicht genau, wo wir hinmüssen, denn unsere Ortsangabe bezieht sich auf die alten russischen Strassennamen. Diese (wie zB prospekt Lenina oder uliza vosmogo marta) sind zwar bei der Bevölkerung noch gebräuchlich, aber auf unserem Stadtplan im Reiseführer haben die Strassen dann Namen wie prospekt Dostyk oder uliza Bogenbaj Batyra...
Bei der Rezeption kann man uns aber weiterhelfen und wir gehen dann auch zu Fuss, denn das andere Hotel ist nicht so weit entfernt.
Das Hotel ist dann kein „richtiges“ Hotel, es werden halt einfach ein paar Zimmer vermietet. Aber es gibt halt keinen Frühstücksraum oder sonstigen Schnickschnack. Aber das ist OK, wir haben ein passables Zimmer.
Der weitere Tag vergeht dann eher gemütlich, jeder macht, was er will. Ich mache ein paar gewandmässige Besorgungen, lasse in einem Geschäft meine Fotos auf CD brennen.
Danach treffe ich mich noch mit Aizhana. Sie hat sich bzgl. Ausflug zum Charyn-Canyon (etwa 200 Kilometer östlich von Alma-Ata) schlau gemacht und gemeinsam gehen wir dann zu dem Reisebüro, das solche Ausflüge anbietet und melden uns für einen Busausflug am morgigen Samstag an.
Danach gehen wir noch in der Fussgängerzone essen. In einem Supermarkt kaufen wir noch ein bisschen Proviant für morgen ein, dann mache ich mich auf den Weg zurück zum Hotel. Dort treffe ich dann Anja und Veronika und wir gehen noch in ein Cafe gegenüber (ein „Cafe“ in der ex-UdSSR ist übrigens kein Kaffeehaus in österreichischem Sinne, sondern eher ein kleines, einfaches Gasthaus – ein „Beisl“ quasi) und lassen dort den gemütlichen Tag ausklingen.
Samstag 10. September 2005
Um 8 Uhr fährt unser Bus beim Platz vor dem Stadion ab. Wir stehen daher schon um 6 auf und machen uns nach dem Frühstück kurz nach 7 per Bus auf den Weg zur Abfahrtsstelle. Auf der Fahrt dorthin fällt mir ein, dass ich meinen Fotoapparat vergessen habe. Also nichts wie raus bei der nächsten Haltestelle und mit dem Taxi zurück, schnell den Fotoapparat holen und dann mit dem Taxi zum Platz beim Stadion.
Anja und Veronika kommen komischerweise erst nach mir, sie haben den Platz nicht gleich gefunden. Aizhana kommt auch erst später.
Der Bus steht auch schon da – mit einem Setra-Bus von „Kraus-Reisen“ geht es zum Charyn-Canyon:

Pünktlich um 8 Uhr geht es los. Die Fahrt führt von Alma-Asta auf gewöhnlichen Landstrassen Richtung Osten. Auf der dreieinhalbstündigen Busfahrt gibt es zwei kurze Pausen.
Bei der ersten Pause haben wir einen tollen Ausblick auf den 4972 Meter hohen Pik Talgar. Es ist schon beeindruckend, wie abrupt sich hier die Berge fast senkrecht von der ca. 800 Meter hoch gelegenen Steppe erheben:


Durch kleine Dörfer geht es weiter. Die Landschaft verändert sich auch. Die Berge im Süden werden niedriger und die Gegend insgesamt trockener. Schliesslich geht es durch ein kleines Gebirge hindurch auf eine trockene Ebene. Diese durchqueren wir und zweigen dann von der asphaltierten Strasse ab. Die letzten Kilometer legen wir auf einer Schotterpiste zurück. An einer Art Mautstelle muss der Fahrer offenbar eine Art Buseinfahrgebühr in das Naturschutzgebiet zahlen.
Um 11:30 sind wir schliesslich am Ziel angelangt. Von hier kann man zu Fuss den Canyon bis zum Sharyn-Fluss erwandern. Um 16:00 ist wieder Treffpunkt beim Bus, ausserdem ist für 14:00 eine unten beim Sharyn-Fluss startende geführte Wanderung über abgelegenere Wege zurück zum Bus angekündigt.
Dieser Ausblick auf den Canyon bietet sich vom Busparkplatz:

Die Wanderung hinunter zum Sharyn-Fluss dauert ca. 40 Minuten. Die Ausblicke sind toll:


Wenn der runterkommt, dann nichts wie weg:

Unten am Sharyn-Fluss machen wir ein Picknick:

Wir entscheiden uns dafür, die geführte Wanderung für den Rückweg mitzumachen – eine gute Entscheidung.
Allerhand interessantes Getier, wie z.B. dieses Skorpion:

...oder dieser gut getarnte Geselle:

Die Wanderung führt auf die Felsen des Canyons hinauf, von denen hat man dann ein tolles Panorama:

Das obligatorische Gruppenfoto:

Noch ein paar Impressionen:




Wir gehen dann wieder runter in den Canyon und spazieren zurück zum Bus:

Die Abfahrt verzögert sich um eine halbe Stunde, weil es ein paar andere nicht so genau mit dem Treffpunkt genommen haben.
Gegen 21 Uhr sind wir dann wieder zurück in Alma-Ata. Wir fahren zurück zum Hotel, schauen noch kurz in ein Internetcafe und anschliessend essen wir noch was im schon bekannten Cafe gegenüber.
Sonntag 11. September 2005
Nach den guten Erfahrungen von gestern wollen wir auch heute einen Busausflug machen.
Am Vortag haben wir uns bei der Reiseleiterin bzgl. Ausflüge für Sonntag erkundigt und wir wissen daher, dass um 9:00 ein Bus in Richtung Turgen-Tal, wo es ein paar schöne Wasserfälle geben soll, startet. Ob es freie Plätze gibt, ist halt nicht sicher.
Leider ist dieser Bus dann schon voll. Die Mitarbeiterin des Reisebüros, die uns mittlerweile schon kennt, empfiehlt uns stattdessen einen Bus zum Jesik-See, der auch schön sein soll.
Wir (heute übrigens ohne Aizhana, sie hatte andere Verpflichtungen) sind dann schliesslich da mitgefahren. Die Fahrt dauert nicht allzu lang, vielleicht eine Stunde.
Der kleine Gebirgssee See ist dann auch ganz nett, aber irgendwie sind uns da zu viele Leute (die meisten sind nur zum See und haben dort Picknick gemacht) und ausserdem wollen wir ein bisschen Bewegung machen.

Da spazieren wir noch weiter in ein Tal hinein. Bei einer recht eigenartigen, massiven Anlage zum Zurückhalten von Bäumen und anderem grösseren Zeug bei Hochwasser (vermute zumindest dass das der Zweck der Anlage ist) überqueren wir dann den kleinen Fluss:

Gleich dahinter lassen wir uns an einer netten Stelle am Fluss nieder, veranstalten ein kleines Picknick und geniessen einfach die Ruhe:


Gegen 16 Uhr geht es dann mit dem Bus zurück.
Da diese Busausflüge nur am Wochenende angeboten werden, steigen wir in Alma-Ata bereits beim Busbahnhof aus und versuchen dort was bzgl. Ausflugsmöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmittels in Erfahrung zu bringen.
Anschliessend gehen wir in der Fussgängerzone essen und besprechen die Pläne für die verbleibenden Tage. Es stellen sich da doch unterschiedliche Wünsche heraus. Da die Wanderung auf den Bolshoj Almatinskij Pik (von Einheimischen auch BAP genannt) im Trescher-Reiseführer als recht einfach beschrieben wird, würde ich gerne dort hinaufwandern. Das geht aber nur als Zweitagestour.
Anja und Veronika wollen aber eher keine richtige Bergtour machen, sondern eher etwas gemütlicheres und allenfalls nur einen Teil der Wanderung mitmachen. Morgen wollen sie auf jeden Fall ins Turgen-Tal, während ich beabsichtige, den morgigen Tag in Alma-Ata zu verbringen um noch mehr Informationen über die Wanderung auf den BAP zu finden, vor allem um eine halbwegs genaue Landkarte zu kaufen. Ganz planlos möchte ich ja auch nicht in den kasachischen Bergen wandern.
Nachdem wir das alles ausdiskutiert haben, schauen wir auf dem Heimweg noch kurz in ein Internetcafe.