RB Eurasia 31: Arys - Taschkent

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Helmut Uttenthaler
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RB Eurasia 31: Arys - Taschkent

Beitrag von Helmut Uttenthaler »

Nach längerere Pause folgt nun Teil 31 meines Eurasia-Reiseberichts.


Freitag, 16. September 2005

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 | Bahnhof                           |  Ankunft  |  Abfahrt  |  Zug     |
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 | Arys 1                            |       6:03|           |          |
 | Arys 1                            |           |       6:53|  D  381EI|
 | Schagir                           |       7:29|       7:31|          |
 | Tschengeldi                       |       8:16|       8:31|          |
 | Sary-Agatsch                      |      10:32|      11:22|          |
 | Sary-Agatsch(Gr)                  |           |           |          |
 | Keles                             |          ?|          ?|          |
 | Taschkent Pass Zentr              |      12:05|           |          |
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Wie erwartet kommt unser Zug pünktlich an, die Sorgen ob der 40 Minuten verspäteten Abfahrt in Alma-Ata waren also unbegründet.
Als wir in Arys aus dem Zug aussteigen ist es noch stockfinster. Der Zug hält am Hausbahnsteig und dort finden wir vor dem Bahnhofsgebäude auch eine Sitzbank, auf der wir uns niederlassen und ein bisschen frühstücken.

Zug 381, mit dem es um 6:53 weitergeht, kommt aus Ufa in Russland und hat in Arys ca. 15 Minuten Aufenthalt zum Lokwechsel. Die Strecke nach Norden ist nämlich nicht elektrifiziert, jene nach Süden (Taschkent) und Osten (Alma-Ata) hingegen schon.
Als der Zug einfährt, verabschiede ich mich von Anja und Veronika, denn wir haben ja Fahrkarten für unterschiedliche Waggons. Ich bin im Waggon 2 am Zugschluss:
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Auf der Fahrkarte ist keine Platznummer angegeben, dafür aber „mesta ukazyvaet provodnik“ – der Schaffner weist die Plätze zu. Aus irgendeinem Grund ist das bei Zustieg an Unterwegshalten in der Regel so. Zumindest in Russland wird aber dazu übergegangen, auch bei Zustieg an Unterwegshalten die Platznummern anzugeben.
Auffallend ist auch, dass diese Fahrkarte relativ teuer ist: Während die 825 km von Alma-Ata bis Arys nur 1324 Tenge (8,6 EUR) gekostet haben, haben wir für diese 155 km 1536 Tenge (10 EUR) bezahlt. Auch unter Berücksichtigung, dass die erste Strecke im Playkartnyj-Waggon war, wird klar, dass es auch in Zentralasien höhere Tarife im internationalen Verkehr gibt... aber das kennt man ja aus dem guten alten Europa...

Die Schaffner meines Waggons haben offenbar nicht damit gerechnet, dass auf den letzten 155 km von 2262 km Gesamtlaufweg noch jemand zusteigt. Die Tür wird erst aufgemacht, nachdem man mich bemerkt hat. Wir drei sind tatsächlich die einzigen, die hier zusteigen.
Einen freien Platz für mich gibt es aber trotz entsprechendem Hinweis auf der Fahrkarte nicht, warum auch immer. Erst später kann ich mich dann als fünfter in ein 4er-Abteil hineinsetzen, jetzt schlafen aber noch alle. So stelle ich mein Gepäck am Gang ab und verbringe die erste Zeit am offenen Fenster. Mittlerweile ist es hell geworden und bei der Abfahrt in Arys sind auch die ersten Fotos möglich.

Eine 3er WL80:
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Sonnenaufgang in der Steppe:
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Mit 18 Waggons hat der Zug eine stattliche Länge:
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(man verzeihe mir den Betonmast mitten im Bild...)

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So wie es aussieht, sind die ersten beiden Waggons von der RZD (da grün), der Rest des Zuges besteht aus blau-weiss-grünen usbekischen Waggons:
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Weitere Impressionen von der Fahrt Richtung usbekischer Grenze:

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Mittlerweile sind die anderen Mitreisenden aufgewacht und der Schaffner weist mir ein Abteil zu, wo ich mich hineinsetzen kann. Die anderen Fahrgäste im Abteil sind Usbeken, die Verwandte in Russland besucht haben.

Halbwegs pünktlich kommen wir in Sagy-Agatsch an, dem kasachischen Grenzbahnhof. Um allfällige Fragen nach einer Registrierung zu vermeiden, behalte ich den Zettel auf dem der Hinweis auf die Registrierung steht einfach. Und tatsächlich, niemandem geht der Zettel ab. Die Grenzer kommen und sehen sich die Pässe an. Die anderen Reisenden bekommen ihn gleich wieder zurück, meinen Pass nehmen sie aber mit. Nach geraumer Zeit bekomme ich ihn aber wieder zurück.

Der Aufenthalt in Keles, dem Grenzbahnhof auf usbekischer Seite, ist im Fahrplan nur als Betriebshalt angeführt, Fahrgastwechsel ist keiner vorgesehen. Nach der verspäteten Abfahrt in Sary-Agatsch müssen wir die Uhren um eine Stunde zurückstellen, der Unterschied zur Moskauer Zeit beträgt nun nur mehr 2 Stunden.
Auch in Keles ist die Grenzkontrolle unproblematisch, allerdings wird es angesichts der nun schon recht hohen Aussentemperaturen im Waggon während des Aufenthaltes recht warm.

Sowohl Sary-Agatsch als auch Keles sind für einen Grenzbahnhof recht klein, es gibt kaum Gleise zum Abstellen von Zügen für Zoll- und Personenkontrolle. Aber diese Grenze existiert ja erst seit dem Zerfall der Sowjetunion. Vor allem in Zentralasien haben sich die neuen Grenzen nachteilig auf den Bahnverkehr ausgewirkt. Viele einst wichtige Achsen führen heute über mehrere Grenzen.
Während die russisch-ukrainische Grenze insgesamt eine gute Stunde Zeitverlust für Personenzüge verursacht und die russisch-weissrussische Grenze de facto nicht existiert, muss man in Zentralasien mit einem Zeitverlust von zwei bis drei Stunden (aufgeteilt auf die Grenzbahnhöfe beiderseits der Grenze) je Grenzüberquerung rechnen.
Das trifft nicht nur echte „internationale“ Züge, sondern auch Inlandsrelationen, da diese in vielen Fällen mangels durchgehender Strecken auf dem eigenen Territorium nur im Transit durch andere Länder abgewickelt werden können. Es werden aber grosse Anstrengungen unternommen, das Streckennetz an die neuen Grenzziehungen anzupassen: Neue Strecken unter Umgehung des Auslandes werden gebaut.
In Usbekistan ist da die Strecke Uchkuduk – Miskin – Nukus/Gazarasp zu nennen, dank der seit einigen Jahren die ostusbekischen Städte Nukus und Urgench ohne Transit über Turkmenistan (Turkmenabad) erreicht werden können. Zur besseren Verdeutlichung sei auf die Karte auf http://www.parovoz.com/maps/supermap/su ... =6&LANG=en hingewiesen.
In Planung oder Bau ist auch eine Strecke von Angren nach Kokand, um das Ferganatal direkt und nicht mehr über Tadschikistan anbinden zu können. Eine weitere Neubaustrecke von Tasch-Guzar nach Kumkurgan wird es ermöglichen nach Termez reisen zu können, ohne durch Turkmenistan zu müssen. Diese Strecke ist teilweise schon fertiggestellt und soll 2007 eröffnet werden.
Aber auch Turkmenistan, dass wohl vor Nordkorea auf dem vorletzten Platz hinsichtlich der Reisefreiheit steht, hat schon Neubaustrecken gebaut, um zu vermeiden, dass die eigenen Bürger über fremdes Staatsgebiet reisen: Von Turkmenabad nach Kerki und von Aschchabad quer durch die Wüste nach Daschkhovuz. Letztere Strecke wurde erst 2006 eröffnet und dient natürlich nicht nur der Umgehung von usbekischem Territorium (das wäre kürzer und billiger zu haben gewesen), sondern verkürzt die Strecke auch deutlich.
Trotzdem gibt es noch etliche Zugverbindungen, die grosse Umwege machen und viel Zeit an den Grenzen verlieren. So z.B. Zug 367/368 von Kanibadam (Tadschikistan) über Samarkand (Usbekistan) – Kerki (Turkmenistan) – Termez (Usbekistan) nach Duschanbe (Tadschikistan):

Grenze Tadschikistan/Usbekistan:
60 Minuten Aufenthalt in Nau (km 93), 120 Minuten in Bekabad (km 105)
Grenze Usbekistan/Turkmenistan:
60 Minuten in „Rzd. Nr. 154“ (km 550), 60 Minuten in Talimardzhan (km 561).
Grenze Turkmenistan/Usbekistan:
60 Minuten in „Rzd. Nr. 161“ (km 744), 60 Minuten in Boldyr (km 772)
Grenze Turkmenistan/Tadschikistan:
120 Minuten in Kudukli (km 982), 30 Minuten in Pachtaabad (km 991).

Für insgesamt 1053 Kilometer benötigt der Zug 32h27, wovon 10h30 auf das Konto von Grenzaufenthalten gehen... Luftlinie sind es übrigens gerade 240 Kilometer, aber das geht quer durch das Gebirge. Es gibt eine Strassenverbindung mit ca. 450 km Länge, die nur über tadschikisches Territorium verläuft, aber ich könnte mir vorstellen, dass eine Busfahrt angesichts des Gebirges auch recht abenteuerlich und nicht extrem schnell ist, sodass es doch Leute gibt, die lieber gut 30 Stunden im Zug verbringen und vier Grenzen über sich ergehen lassen. Für westliche Touristen ist eine solche Zugverbindung aber aus visatechnischen Gründen eher unbrauchbar...
Interessant ist auch, dass alle Züge aus Tadschikistan in Usbekistan nur Betriebshalte haben und umgekehrt die paar wenigen Züge (2 in der Woche) von Restusbekistan ins Ferganatal im tadschikischen Abschnitt nur Betriebshalte haben. So ist es also offiziell nicht möglich, mit der Bahn von Usbekistan nach Tadschikistan zu reisen...inoffiziell wird man schon mitfahren können...
Auch nach Turkmenistan kann man nicht mehr per Bahn reisen. Es gibt so weit ich weiss keinen grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr auf dem Landweg, wenn man von einzelnen Transitzügen, die solange die Umgehungsstrecke Tasch-Guzar - Kumkurgan nicht fertig ist, noch zwangsläufig die turkmenisch-usbekische Grenze überqueren, absieht.
Allerdings habe ich vor kurzem in einem russischen Forum gelesen, dass in Zusammenhang mit Erleichterung der Visabestimmungen zwischen Russland und Turkmenistan die Inbetriebnahme eines Zugpaares Saratov – Aschchabad geplant ist.

Wie auch immer, die neuen Grenzen haben das Personenverkehrsaufkommen in Zentralasien stark dezimiert. Lediglich Kasachstan ist gross genug, so dass dort ohnehin der Inlandsverkehr dominiert. In Usbekistan und Turkmenistan wird nun der Schwerpunkt auf den Inlandsverkehr gelegt und dank der neuen Strecken entstehen zusammenhängende Bahnnetze. In Kirgistan und Tadschikistan gibt es aber nur einzelnen Stichstrecken, dementsprechend beschränkt sich der Personenverkehr dort auf einzelne internationale Züge und spärlichen Regionalverkehr. Ausbaupläne gibt es aber auch dort, so möchte man eine Verbindung vom Kirgistan über den 3750 m hohen Torugart-Pass nach China bauen.

Naja, genug geschwafelt – in den nächsten Tagen werden wir uns ein Bild davon machen, wie der Eisenbahnverkehr in Usbekistan abläuft. Und da gibt es ein paar interessante Sachen zu berichten. Und natürlich sind wir ja nicht (nur ;-) ) der Eisenbahn wegen hier, Usbekistan verspricht auch abseits der Gleise sehr interessant zu werden!

Vom Grenzbahnhof Keles ist es nicht mehr weit bis Taschkent und nach kurzer Fahrt um die Stadt herum kommen wir um 12:53, also mit einer knappen Stunde Verspätung, am Hauptbahnhof von Taschkent an. Für die 155 Kilometer von Arys haben wir also sieben Stunden benötigt.

Einfahrt in Taschkent:
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Gepäckwaggon der usbekischen Eisenbahn:
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Zug 381, Ufa – Taschkent:
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In Usbekistan wird usbekisch (eine Turksprache) gesprochen, in einzelnen Landesteilen auch tadschikisch. Fast alle verstehen aber auch russisch und es gibt ja auch noch ein paar Russen, die hier leben.
Vor einiger Zeit wurde entschieden, dass für die usbekische Sprache die lateinische Schrift verwendet wird, während russisch natürlich weiterhin in kyrillischer Schrift geschrieben wird. Die Anschrift auf diesem Waggon ist eigentlich falsch, denn „Toschkent“ ist die usbekische Bezeichnung, die hier aber noch mit kyrillischen Buchstaben geschrieben wird.

Nach dem Aussteigen mache ich mich auf dem Weg Richtung Zugspitze, um dort Anja und Veronika zu treffen. Quer über die Gleise - wie alle anderen Fahrgäste - machen wir uns auf den Weg Richtung Bahnhofsgebäude.
Dabei kommt mir auch erstmals eine der neuen aus China stammenden Lokomotiven der Baureihe „O’zbekiston“ vor die Linse:
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Eine Elektritschka:
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Der Bahnhof wird gerade einer grosszügigen Sanierung unterzogen, wir gelangen über einen provisorischen Durchgang zum Bahnhofsvorplatz.

Der Fahrplan von Taschkent:
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Für eine 2-Millionenstadt ist der Verkehr nicht sehr dicht...

Auf der Strecke Richtung Norden, über die wir gerade angekommen sind, gibt es vier Zugpaare:
5/6 Taschkent – Moskva (3x wöchentlich)
381/382 Taschkent – Ufa (2x wöchentlich)
485/486 Taschkent – Tscheljabinsk (1x wöchentlich)
395/395 Taschkent – Charkov (1x wöchentlich)

Etwas mehr ist auf der Strecke Süden los. Auf der Hauptachse Taschkent – Buchara fahren folgende Züge:
1/2 Express Taschkent – Samarkand (3x wöchentlich am Wochenende)
9/10 Express Taschkent – Buchara (4x wöchentlich)
49/50 Express Taschkent – Samarkand
661/662 Nachtzug Taschkent – Buchara

Die Zugpaare 53/54 (nach Kungrad) und 55/56 (nach Urgentsch) verbinden Taschkent mit dem Westen Usbekistans und verkehren jeweils 2x wöchentlich. Das internationale Zugpaar 331/332 fährt einmal wöchentlich in die selbe Region und dann aber noch weiter nach Saratov in Russland.
Die Zugpaare 379/380 (ab/an Taschkent an geraden Tagen) und 665/666 (ab/an Taschkent an ungeraden Tagen) fahren in den Süden des Landes nach Termez und Kitab. Ins Ferganatal kommt man nur einmal wöchentlich mit Zug 660/661.

Nahverkehr gibt es von Taschkent aus in drei Richtungen: Nach Chodzhikent (4 Zugpaare), nach Angren (3 Zugpaare) und auf der Hauptstrecke Richtung Chavast – Dzhizak (12 Zugpaare, die unterschiedlich weit fahren).

Die Fahrplanangaben stammen natürlich aus 2005. Ein bisschen etwas hat sich seither verbessert: Zug 1/2 verkehrt fünf- statt dreimal wöchentlich, Zug 9/10 verkehrt täglich, Zug 331/332 alle vier Tage statt einmal wöchentlich und es gibt einen neuen einmal wöchentlich verkehrenden Zug Alma-Ata – Nukus – und somit auch wieder eine Direktverbindung Taschkent – Alma-Ata.


Am Bahnhofsvorplatz lassen wir uns erst mal nieder. In Taschkent haben wir keine Unterkunft vorgebucht. Der Lonelyplanet empfiehlt als Billigunterkunft u.a. das Hotel Lokomotif gleich neben dem Bahnhof.
Zuerst benötigen wir aber usbekisches Geld. Ich lasse meinen Rucksack bei Anja und Veronika und mache mich auf die Suche nach einer Bank. Gegenüber gibt es sogar eine, aber die hat gerade Mittagspause. Private Wechselstuben, wie es sie in Russland recht oft gibt, sind hier nicht zu sehen, auch kein Bankomat. Es bleibt also nichts anderes übrig, als das Geldproblem später zu lösen. Auf dem Rückweg schaue ich noch beim Hotel Lokomotif und erkundige mich nach freien Zimmern. Die gäbe es auch.
Zurück bei Anja und Veronika erzählen mir die beiden, dass sie während meines Geldbeschaffunsgversuchs die Übernachtungsfrage schon klären konnten. Einem Taxifahrer, der seine Dienste anbieten wollte, haben sie gesagt, dass sie kein Taxi benötigen, dafür er aber eine billige Unterkunft. Der Mann hat dann etwas herumtelefoniert und eine Unterkunft bei irgendwelchen Verwandten organisiert. Für die Übernachtung und diverse Chauffeurdienste möchte er 10 USD pro Person.
Das klingt eigentlich ganz OK, vor allem ist es interessanter als in einem Hotel zu übernachten. Und da ich langwierige Variantenuntersuchungen bei der Unterkunftssuche ohnehin nicht mag, bin ich froh, dass sich so schnell was ergeben hat.
Wir fahren also mit dem Taxi los, es geht zunächst unter der Bahn durch Richtung Süden dann der Strassenbahnlinie 2 entlang und dann in eine Seitengasse. In diesem Viertel befinden sich lauter kleine Einzelhäuser, keine sowjetischen Wohnblocks. Nach ca. 10 Minuten Fahrt sind wir am Ziel und werden ins Haus geführt. Durch ein Tor gelangt man in einen kleinen Innenhof, von dem es dann direkt in die einzelnen Zimmer geht. Für uns gibt es ein Zimmer mit drei Betten. Ich nehme mal nicht an, dass dies hier als Gästezimmer vorgesehen ist, sondern eher dass einfach die, die dort normalerweise schlafen, unseretwegen irgendwohin umquartiert wurden...
Ausser uns scheint das Haus derzeit noch von einer jüngeren Frau, ihrer kleinen Tochter und ihrer Grossmutter bewohnt zu werden, so wie ich das mitbekommen habe. Viel Gelegenheit uns mit ihnen zu unterhalten haben wir leider nicht, denn wir deponieren nur unsere Rucksäcke und fahren dann mit unserem Taxi weiter in Richtung Zentrum. Damit wir Geld wechseln können, fahren wir noch beim Flughafen vorbei, der sich gleich in der Nähe befindet. Dort gibt es eine Wechselstube. Für 50 USD bekomme ich 57000 usbekische Sum, und zwar grossteils in Form von 500-Sum-Banknoten, nur ein paar 1000er sind dabei. Es ist kaum zu glauben, aber es gibt keine Banknoten mit einem grösseren Wert als 1000 Sum – weniger als 1 Euro. Und selbst diese sind eher selten, häufiger sind 500er. Die 57000 Sum sind also ein ganz schön dicker Block an Papiergeld, der nicht in meine Geldtasche passt...
Mit frischem Geld ausgestattet beginnen wir nun unseren Sightseeing-Spaziergang. Taschkent hat zwar für Touristen weniger zu bieten als Samarkand oder Buchara, aber für einen Tag gibt es genug zu sehen. Unser Fahrer bringt uns zum „Oliy Majlis“, dem usbekischen Parlament. Wir vereinbaren, dass er uns um 21:00 vor dem Hotel Usbekistan wieder abholt. Bis dahin wollen wir die Stadt unsicher machen.

„Oliy Majlis“:
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Von dort spazieren wir Palast der Freundschaft, einer riesigen Veranstaltunsghalle aus sowjetischer Zeit. Nächstes Ziel ist die Altstadt um den Chorsu Basar. Da es bis dorthin doch knapp 2 Kilometer sind, fahren wir mit der U-Bahn hin. Von der Station Halqlar Dustligi mit der Chilonzor-Linie eine Station bis zur Station Pachtakor/Alischer Navoj, dann mit der Usbekistan-Line noch zwei Stationen bis Chorsu. Etwas umständlich, aber das ist ja egal.
Dort kaufen wir zunächst etwas zum Essen (was genau, weiss ich nicht, ich denke es war irgendetwas kebap-ähnliches – auf jeden Fall hat es geschmeckt) und spazieren an den Marktständen vorbei zur Kukeldasch-Medrese aus dem 16. Jahrhundert:
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In der Nähe sehen wir uns noch eine Moschee an:
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Während Alma-Ata irgendwie recht modern bzw. sowjetisch wirkt, ist Taschkent hinsichtlich des Flairs eher inhomogen: Es gibt viele Stadtviertel, die mit ihren kleinen Häusern und den Moscheen sehr orientalisch wirken, andererseits wieder moderne Stadtviertel im Sowjetstil. Auch auf Google-Earth erkennt man diese Unterschiede sofort.

Wir spazieren dann Richtung Westen in ein moderneres Stadtviertel. Zwischen der Navoj- und der Abdulla-Kodiry-Strasse befindet sich dort inmitten von neuen Gebäuden drei kleine Mausoleen, die wir nach etwas Sucherei auch finden.

Eines der drei Mausoleen:
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Etwas südwestlich davon gelangen wir dann zum Mustaqillik maydoni, dem Platz der Unabhängigkeit (vormals Lenin-Platz, v.a. von den hier ansässigen Russen immer noch so genannt).

Dort befindet sich das neue Senatsgebäude:
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Statt der Weltkugel befand sich auf dem Sockel im Hintergrund früher die grösste Lenin-Statue der Sowjetunion:
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Danach spazieren wir Richtung Westen zum Amur-Timur-Platz. Die Sayilgoh-Strasse ist eine Fussgängerzone uns so etwas wie die Partymeile von Taschkent. Es gibt unzählige Lokale und Gastgärten...

Wir schauen schliesslich noch in ein Internetcafe in der Nähe des Amur-Timur-Platzes. Nachher trenne ich mich von Anja und Veronika, denn ich fahre mit dem Taxi zum Bahnhof um dort Fahrkarten nach Samarkand zu kaufen, während die beiden noch ein bisschen herumspazieren und auf unseren Fahrer warten.
Ich habe mir zwar die Passnummern der Mädels aufgeschrieben, doch das ist zum Fahrkartenkauf nicht ausreichend. So muss ich also erst warten, bis die beiden mit dem Taxi beim Bahnhof vorbeikommen um mich mitzunehmen. Mit allen Pässen ausgestattet klappt es dann doch und ich erstehe drei Fahrkarten die morgige Fahrt mit Zug 2 nach Samarkand.

Der Bahnhof am Abend:
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Als wir zurückkommen, dusche ich noch kurz, danach legen wir uns hin.
Zuletzt geändert von Helmut Uttenthaler am Mi Jan 24, 2007 21:30, insgesamt 2-mal geändert.
1670er
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Registriert: Fr Nov 24, 2006 16:52

Beitrag von 1670er »

Danke für den Bericht - wenn einer eine Reise tut, dann kann er auch was erzählen...

Für 2008 plane ich eine Fahrt mit der Transsib und bis dahin sammle ich noch so viele Infos wie möglich.
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