Der 12. Dezember 2009 ist ein historisches Datum in der österreichischen Bahngeschichte. Einer der traditionsreichsten Kopfbahnhofe Wiens, der Wiener Süd(ost)bahnhof, hatte seinen letzten Betriebstag. Auch ich pilgerte nochmals zu diesem Bahnhof um meinen persönlichen Abschied vorzunehmen. Mir sind die vielen Stunden und Loktypen gut in Erinnerung, die ich auf diesem Bahnhof erleben durfte. Darunter waren 4061, 1040, 1062, 2143, 2067, 4030, 5044, 5046, 5145, 1043 und nicht zu vergessen die 1146er konnte ich auf den Anlagen des Südbahnhofes sehen. Weiters auch die allgegenwärtigen 1042er, ab 1978 die 1044 und den stolzen 4010er. Diesem bunten Treiben werde ich noch einen historischen Nachruf widmen. Nun aber begleitet mich auf meiner letzten Tour über die weitläufigen Anlagen dieses Bahnhofes und nehmen wir Abschied vom Planbetrieb in Wien Südbf.
Den Beginn mache ich mit der Lokhalle der Traktion Wien Süd (ehemalige Zfl Wien Süd). Auch am letzten Betriebstag zeigt sich mit 1116.130, 1014.013, 1116.161 und 1142.598 ein ganz typische Betriebsbild.

Noch einmal eine schöne Frontansicht dreier „SüdbahnerInnen“.

Die 2070.073 war eine der letzten beiden „Hallenreserven“ in Wien Süd. Sie stellte die Garnituren aus „Bosnien“ bei.

Wäre nicht der Neulack, das Bild hätte auch vor 20 Jahren entstehen können. Die 1142.589 (ex 1042.589) war als „Südbahnerin“ und „Mürzzuschlagerin“ jahrzehntelang Stammgast vor Reisezügen auf dem Wiener Südbahnhof. Das Bild zeigt wohl die letzte xx42er die mit einem Schnellzug (OIC 259) den Wiener Südbahnhof verlässt.

Länger erhalten wird uns noch die Verbindungsstrecke durch den Steudeltunnel bleiben. Während oben am Südbahnhof quasi nostalgische Planbespannungen zu beobachten waren, musste sich der Railjet mit dem Kellergeschoss begnügen. Die 1116.204 verlässt mit dem RJ 63 den Steudeltunnel in Richtung Wien Ost Spitz.

Gleich danach folgte die 182 013 mit einem Güterzug in Richtung Wien Zvbf.

Danach zog die 1116.251 einen Schrottzug in Richtung Wien Matzleinsdorf.

Weiter führte mich meine Wanderung zum Traktionsstandort Wien Ost, der ebenfalls vor der Auflassung steht. Ich kam gerade zurecht um die 1014.003 bei der Wende von EC 103 auf EC 102 zu beobachten. Auch von dieser Lokreihe werden wir uns wohl bald verabschieden müssen…

„Hallenreserve“ auf der Ostseite war die 2070.052

Im Traktionsstandort Wien Ost gibt es noch die beiden schönen Langhäuser, die wohl bald der Spitzhacke zum Opfer fallen werden. In dieser Szenerie fährt die 2016.040 aus dem Heizhaus in Richtung ihres Zuges.

Zum Schluss gestaltete sich das Betriebsbild in Wien Ost recht eintönig. Wo früher zig 2143 und 2050 mit 2067ern herumstanden, treffen sich heute Herkules, Hector und Talent ab und zu schaut ein Taurus vorbei. So zeigt sich auch am letzten Tag das traute Betriebsbild mit 2016.002, 007 und 2070.058.

Auch die 2070.058 und die 2070.070 werden bald übersiedeln. Hier konnte ich sie nochmal vor der Halle 2 aufnehmen.

Auf der anderen Seite sind seit der Elektrifizierung der Ostbahn traditionell die elektrischen Triebfahrzeuge abgestellt gewesen. Am 12. Dezember 2009 wartet einsam die 1216.210 auf ihren nächsten Einatz.

Auch er wird recht rasch eine neue Heimat benötigen: Der fünfteilige „Blaue Blitz“ erinnert an jene Zeit, da die 5145 noch planmäßig im Regionalzugdienst auf der Ostbahn anzutreffen waren.

Beim Übersiedeln kommt einiges zu Tage was sonst nicht zu sehen ist: Vor der Nostalgiehalle konnte ich einen Blick auf ein Triebdrehgestell samt Motor eines 5145 erhaschen


Nun zur Ostseite des Südbahnhofes. Sie wird noch länger als Regionalbahnhof in Betrieb sein, wenn auch verkürzt. Die notwendigen Maßnahmen dafür wurden schon ergriffen. Auch der 5324 009 der MAV hat die neue Anlage schon besucht und verlässt Wien Ost als ER 9445 nach Györ.

Auch die ER aus Bratislava werden weiterhin in Wien Ost eintreffen, so wie hier die 2016.059 mit dem ER 2527 die bei der Einfahrt aufgenommen wurde.

Abschied nehmen hiess es aber von den Schnellzügen nach Prag und Warschau. Die 1014.003 verlässt Wien Südbf Ostseite das letzte Mal mit dem EC 102 „Polonia“ nach Warszawa Wschodnia.

Auch die 1116.161 konnte ich noch mit einem Satz polnischer IC Wagen festhalten.

Mit dem EC 17 kam der 680 002 als einer der letzten CD Pendolinos in Wien Südbf Ostseite an.

Die Vorarbeiten zum Abriss sind bereits in vollem Gange. Wo vor wenigen Monaten noch Züge standen, herrscht nur noch Trostlosigkeit…

Ich setze meinen Rundgang fort und gehe durch die Halle wieder auf die Südbahngleise. Das „Festl“ lasse ich aus, denn mir ist nicht nach feiern zumute. Die 1116.147 wird die letzte Lok sein, die um 0:05 in Wien Südbahnhof ankommen wird. Vorher fährt sie aber noch mit dem EC 159 nach Spielfeld-Strass. Sie hat aus diesem Anlass einen sinnigen Spruch an den Stirnfronten erhalten: „Das Ende einer Ära ist der Anfang der Zukunft.“ Frage ist nur was das für eine Zukunft werden soll? Eine mit Einkaufszentrum, Glas, Beton, Mastenorgien und Lärmschutzwänden?

Ich beende meinen Rundgang zur blauen Stunde dort, wo ich sie begonnen habe, in der traditionsreichen Zugföderung Wien Süd. Zahlreiche Neubaureihen haben hier ihre ersten Schritte unternommen und wurden für die Probefahrten am Semmering hergerichtet. So auch die 4010, die 1042, 1014/1114 und die 1044. Ich schaffe noch das Kunststück ein Bild ohne xx16 anzufertigen. Die Ansammlung der 1014er im Langschuppen beunruhigt mich allerdings. Hier sind die 1014.002, die 1014.018 (ex 1114.018) und die 1142.653 zu sehen.

Mit dem Bundesheertaurus 1116.246 konnte ich auch noch eine der längstdienenden Werbeloks aufnehmen, wenngleich er leider verstellt war.

Ein letzter Gruß vom Südbahnhof. 1116.130 und 1014.005 verabschieden sich mit mir, vom alten Wiener Südbahnhof. Es ist mein letztes Planbetriebsbild dieses Bahnhofes.

In der leeren Werkstatthalle konnte ich noch die 1145.02 als Gruß aus einer versunkenen Bahnzeit aufnehmen. ZU dieser gehört nun auch dieser Bahnhof.

PS: Ich war über die Lieblosigkeit der Verabschiedung sehr enttäuscht. Da hätte mehr daraus gemacht werden können. Immerhin gibt’s noch Nostalgiemaschinen die einen schönen historischen Abriss über die Geschichte des Bahnhofes zugelassen hätten. Auf der Ost wäre wohl Platz für die 2143.35 und 2143.40 gewesen. Aber das Management wollte nicht (die Eisenbahner vor Ort wohl schon). So verließ lediglich zu nachtschlafender Zeit der 4061.13 als letzter Gruß diesen traditionsreichen Bahnhof, der sich ein würdigeres Ende verdient gehabt hätte.