YBBSTAL /Der Streit um die Ybbstalbahn geht in die nächste Runde. Am vergangenen Freitag gab der Hollensteiner Bürgermeister und SPÖ-Landtagsabgeordnete Ing. Franz Gratzer persönlich ein offizielles Anbot für die Ybbstalbahn bei der Niederösterreichischen Verkehrsorganisation (NÖVOG) in St. Pölten ab.
Die Gemeinde Hollenstein ist mit ihrem Ansinnen nicht alleine: Auch die YEG hat im Verbund mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) ihr Interesse an der Strecke zwischen Gstadt und Lunz am See sowie zwischen Gstadt und Ybbsitz bekundet. Die 14-tägige Frist war am vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Laut „Pro Bahn“ haben niederösterreichweit sieben Interessenten 14 Offerte für Nebenbahnen abgegeben.
Die Bahnfreunde in der Region verfolgen damit zwei Ziele: Zum einen kann die Ybbstalbahn dadurch rechtlich nicht so einfach stillgelegt werden. Zum anderen hat man die Hoffnung auf einen Nostalgie- neben dem Busregelverkehr nicht aufgegeben.
„Es geht mir darum, dass die Bahn nicht sofort demontiert wird. Sie soll vielmehr für eine allfällige Nachnutzung erhalten bleiben“, so Gratzer in einer ersten Stellungnahme gegenüber der NÖN. 16 Seiten umfassen die Unterlagen, die Gratzer mit Bahnexperten Dr. Manfred Vohla und einem Juristen ausgearbeitet hat. „Die Eingaben sind sehr umfangreich. Wir werden sie genau prüfen“, so NÖVOG-Chef Dr. Gerhard Stindl.
Gratzer bietet einen Euro:
„Gemeinde nicht belasten“
Welten liegen zwischen den „Ablösesummen“. VP-Landesrat Johann Heuras hatte Gratzer die Bahn für 1,3 Millionen Euro angeboten - das sei genau jener Wert, den das Land NÖ im Rahmen der Grundsatzvereinbarung an Bund und ÖBB zahlen müsse. Gratzer hingegen will „einen Euro“ für die Übernahme bezahlen. „Und selbst der würde nicht aus der Gemeindekasse stammen. Die Gemeinde würde also dadurch überhaupt nicht belastet.“ Auch was Erhaltungskosten betrifft habe er sich im Anbot abgesichert. Die fünf Fragen, die ihm die örtliche ÖVP zur Ybbstalbahn gestellt hat, wird er indes nicht beantworten: „Ich bin doch nicht deren Lehrbub.“
Die ÖVP ihrerseits warf Gratzer in der Vorwoche erneut vor, den geplanten Ybbstal-Radweg mit Parteitaktik zu verzögern. „Wir wollen keine ewigen Diskussionen im Tal, sondern Lösungen“, so Teilbezirksobmann Andreas Hanger. Mit dem Start der Busflotte habe die Mobilität zu greifen begonnen: „Jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt - und das ist der Radweg. Die Bahn ist Geschichte“, so Abgeordneter Kasser. Genaue Trassenpläne für die Radstrecke zwischen Gstadt und Göstling sollen laut Regionalverband in den nächsten Wochen vorliegen.
Die Volkspartei forderte - bei einem Pressetermin auf den Gleisen der Ybbstalbahn in Opponitz - eine rasche Umsetzung des Ybbstal-Radwegs (v.l.): Johann Schöllnhammer (St Georgen/Reith), Thomas Krejci (Hollenstein), Landtagsabgeordneter Bürgermeister Anton Kasser (Allhartsberg), Teilbezirksobmann Andreas Hanger (Ybbsitz), Bürgermeister Leopold Hofbauer (Opponitz), Bürgermeister Martin Ploderer (Lunz am See) und Bürgermeister Franz Heigl (Göstling).HACKL