Arbeitskreis öffentlicher Verkehr (AÖV)
c./o. Reinhard Müller
Email: e7225180@stud3.tuwien.ac.at
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im AK für sie berichten Sie auf Seite 8 über "Verzögerte Projekte".
Österreich hat heute ein überdimensioniertes, unwirtschaftliches Straßennetz.
Es ist nicht sinnvoll einen weiteren Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen
zu fordern um mehr Arbeitsplätze für riesige Baumaschinen zu schaffen. Der ÖV
bringt mehr Arbeitsplätze für Menschen und weniger für Maschinen. Besonders
umweltpolitische und verkehrspolitische Überlegungen sprechen gegen einen
weiteren Ausbau von Schnellstraßen! Auch Salzburg braucht wie z: B. Leipzig
einen S-Bahntunnel durch das Stadtzentrum!
Der zweigleisige Ausbau der Pottendorfer Linie ist wichtig, kann aber seinen
größt möglichen Nutzen nur bei einer besonders attraktiven Linienführung der
Züge erreichen. Dies ist nur möglich, wenn man langfristig im Zusammenhang
mit dem weiteren U-Bahn Ausbau die U1 mit der Pottendorfer Linie verbindet
und den Betrieb auf Zweisystemzüge (U=15KV, f=16,67Hz und U=750 V DC)
umstellt. Zweisystemwagen U-Bahn - Vorortbahn verkehren derzeit in Seoul
(U=25KV, f=50Hz und U=1,5KV DC). In Athen wurden Zweisystemwagen für die U-
Bahn Linie 2 (U=25 KV, f=50Hz und U=750V DC) geliefert. Hier darf man sich
die Frage stellen, warum man nicht gleich statt der neuen U-Bahn eine S-Bahn
mit U=25KV, f=50Hz gebaut hat. Sie sollen eine umsteigfreie Schnellverbindung
zum Flughafen ermöglichen. Die Wiener U1 soll ab Reumannplatz entlang der
Laxenburger Straße bis zur Donauländebahn verlängert werden und dort mit der
Bundesbahn verknüpft werden. Eine Linie S11 könnte dann ab Leoboldau über die
U1 und Pottendorfer Linie in kurzen Intervallen bis Wiener Neustadt
verkehren.
Das Projekt Bahnhof Wien gehört neben der U-Bahn zu den größten Fehlplanungen
in der Wiener Verkehrgeschichte. Wer glaubt, dass ein Dezentralbahnhof
außerhalb des Stadtzentrums für Pendler was bringt, der vertritt nicht die
Interessen der Pendler. Die meisten Arbeitsplätze sind im Stadtzentrum und
nicht in den Außenbezirken. Für den Fahrgast sind umsteigfreie Verbindungen
von der Region in das Stadtzentrum wichtig. Dies erreicht man am besten mit
Durchmesserlinie, die möglichst viele Linien kreuzen. Für den Pendler ist es
irrelevant, ob er in einen Kopfbahnhof (Das Wort "Kopfbahnhof" steht für
kopflose Verkehrsplanung) umsteigt oder in einem Bahnhof Wien. Wesentlich
ist, dass er Umsteigen muss, das sich am Status quo trotz Milliardenaufwand
überhaupt nichts ändert! Im Gegenteil, da der Bahnhof Wien noch ungünstiger
liegt als der Südbahnhof werden die Umsteigewege verlängert. Wo ist die U1
und wo ist der Bahnhof Wien? Für den Fernverkehr bringt der Bahnhof Wien eine
Verbesserung für über Wien durchfahrende Fahrgäste. Das sind aber nur 5% der
Fernfahrgäste und damit vernachlässigbar klein. Zielverkehr nach Wien ist das
Stadtzentrum, vor allem der Bereich des 1. Bezirks. Für die Wiener ist es
eine Verbesserung, wenn sie ihren Schnellzug mit jeder U-Bahn- oder
S-Bahnlinie direkt erreichen können. Dieses verkehrspolitisch Ziel erreicht
man nach Berliner Vorbild am besten mit einem Schnellzugsdurchmesser über das
Stadtzentrum, mit mehren Schnellzugshaltestellen, immer dort, wo eine U-Bahn-
oder S-Bahnlinie kreuzt. Besonders interessant ist hier das Kops Projekt.
Ab Rennweg wird ein neuer Vollbahntunnel über Karlspatz zum Westbahnhof
gebaut. Die IC - Züge der Westbahn werden mit den IC - Zügen der Südbahn
zusammengelegt und verkehren ab Wiener Neustadt nach Gramatneusiedl zum
Flughafen, über die S7 bis Rennweg und erreichen über den neuen
Schnellzugsdurchmesser am Gürtel die Westbahn. Dabei bedienen die IC -Züge
folgende Schnellzugshalte: Wiener Neustadt - Wien Flughafen - Wien Rennweg -
Wien Karlsplatz - Wien West - Wien Penzing - St. Pölten. Der
Schnellzugsdurchmesser hat einen 8-mal höheren Kosten Nutzeneffekt, wie der
Bahnhof Wien, weil er auch den Nahverkehr dient (Verlängerung der S7 über
Karlsplatz, Wien West bis St. Valentin als Ersatz für die R50).
Ein Zentralbahnhof ist etwas für Kleinstädte. In einer Großstadt ist es
besser durch mehrere Schnellzugshaltestellen die Fahrgäste auf mehrere Knoten
zu verteilen. In Peking müssen am Hauptbahnhof die an- und abfahrenden
Fahrgäste getrennt werden, damit sich die vielen Leute nicht erdrücken!
Niemand würde auf die Idee kommen einen Zentralbahnhof für alle U-Bahnlinien
oder für alle Straßenbahnlinien einer Stadt zu bauen, einem Knotenpunkt der
übergeht! Für den Fernverkehr gilt das gleiche!!!!!
Die Koralmbahn ist das einzige Projekt der ÖBB, das eine neue Erschließung
bringt. Was an der Koralmbahn kritisiert werden muss, ist nicht, dass sie
erst später gebaut werden soll, sondern dass die Haltestelle
"Weststeiermarkt" auf der grünen Wiese und nicht im Zentrum von
Deutschlandberg gebaut werden soll.
Nicht die Fahrzeit nach Pressburg ist maßgebend, sondern die Reisezeit. Zu
den 35min Fahrzeit müssen noch die Fahrzeiten zum Südbahnhof und vom
Hauptbahnhof Pressburg mit dem Straßenbahnwagen ins Stadtzentrum
dazugerechnet werden. Dann ist eine verlängerte S7 ins Zentrum von Pressburg
die schnellere und kürzere Verbindung, insbesondere dann, wenn auch
Schnellzüge über die Pressburger Bahn fahren. Dazu wird eine zweigleisige
Neubaustrecke von Wolfsthal über Berg und Kittsee nach Engerau gebaut. In
Engerau wird ein zweites Gleis neben der vorhandenen Vollbahn mit U=15[KV],
f=16,67[Hz] verlegt, welches dann zur alten Eisenbahnbrücke (most ?A) führt
und in die Brücke eingebunden wird. Die alte Eisenbahnbrücke ist laut
Stadtplanung Pressburgs in einem guten Zustand. Gleich nach der Brücke am
Safárikovo námešti wird eine provisorische Endstelle mit einem einfachen
Stumpfgleis errichtet, so dass hier die ÖBB Reihe 4020 wenden kann. Die
Endstelle "Bratislava Safárikovo námešti" liegt zentrumsnah und hat gute
Anschlüsse zur Straßenbahn. Die 1. Ausbaustufe ist vom Bau und Betrieb billig
und bietet ganztägig 1[h] Takt zwischen Wien Mitte und dem Stadtzentrum von
Pressburg. In Zukunft soll auch in Pressburg ein S-Bahntunnel durch das
Stadtzentrum gebaut werden, der von allen Zügen der ŽSR, auch von
Schnellzügen befahren wird. Der Unsinn wie in Wien eine U-Bahn zu bauen soll
in Pressburg nicht wiederholt werden!
Wir brauchen keinen Bahnhof Wien! Es gibt viele wichtigere Projekte, die
viele Arbeitplätze schaffen. Wichtig ist auch eine Zweisystemlinie S4 von
Neulengbach über die Westbahn nach Hütteldorf, dann über die U4 nach Wien
Mitte und Heiligenstadt wo die Franz Josefs Bahn ereicht wird. Über die Franz
Josefs Bahn erreicht die S4 Tulln Stadt. 15 min Intervall zwischen Unter
Purkersdorf und Klosterneuburg Kierling.
Es grüßt Sie
Reinhard Müller