Die Presse hat geschrieben:Die Presse, 24.06.2005 Berlusconi friert Preise für Strom und Bahn-Fahrkarten ein Die Italiener empfinden die Preise als zu hoch und konsumieren erstmals sogar weniger Lebensmittel. Der Euro dient immer öfter als Sündenbock.
Rom (APA). Der stagnierende Privatkonsum hält Italiens Wirtschaft im Atem. Im April meldeten die Kaufleute einen Konsumrückgang von 3,9 Prozent - den stärksten seit Jahrzehnten. Erstmals gaben die Italiener auch weniger Geld fürs Essen aus.
Die Regierung von Silvio Berlusconi hat nun beschlossen, die für Anfang Juli geplanten Erhöhungen der Preise für elektrischen Strom und Bahnfahrkarten zu stoppen. Erst am Mittwoch hatte die italienische Bahngesellschaft Trenitalia angekündigt, ihre Tarife zu erhöhen. Davon währen vor allem Fahrten mit Intercity-Zügen betroffen gewesen. Daraufhin war ein Proteststurm von Konsumentenschützern losgebrochen.
Immer öfter machen die Italiener den Euro für die Konsumflaute verantwortlich. Nach Ansicht des Konsumentenschutzverbandes "Intesa dei consumatori" ist die reale Kaufkraft der Italiener seit dem Jahr 2001 um 40 Prozent gesunken. 97 Prozent der Bevölkerung geben an, Preiserhöhungen nach der Einführung des Euro als Bargeld vor drei Jahren verspürt zu haben. Fast neun von zehn Italiener halten die Preise für zu hoch.
Ein Vorwurf, den die Kaufleute zurückweisen - und dafür den Euro zum Sündenbock machen: "Wir leiden stark unter dem Konsumrückgang, den der Euro bewirkt hat. Wir stecken in einer kritischen Phase", sagte der Präsident des Geschäftsleuteverbandes "Confcommercio", Sergio Bille.
Der Konsumentenschutzverband Intesa schlug eine Reihe von Maßnahmen vor, durch die eine weitere Verarmung der Bürger gestoppt werden solle. Bei Supermärkten solle billiger Sprit verkauft werden. Zudem solle die Regierung Vereinbarungen mit den Banken über die Senkung der hohen Kontogebühren schließen.