Heute ist der vorerst letzte Tag im Zug. Am frühen Nachmittag um 14:35 Ortszeit sollen wir in Severobajkalsk ankommen:
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| Semigorsk | 00:21 | 00:23 | |
| Rutschej | 01:12 | 01:14 | |
| Jantal | 01:26 | 01:28 | |
| Lena | 02:18 | 02:43 | |
| Chudnichnij | 03:38 | 03:40 | |
| Swesdnaja | 04:05 | 04:07 | |
| Nija | 04:43 | 04:45 | |
| Nebel(RUS) | 05:19 | 05:20 | |
| Kirenga | 05:59 | 06:08 | |
| Ulkan | 06:49 | 06:51 | |
| Kunerma | 07:43 | 07:45 | |
| Delbichind | 08:04 | 08:11 | |
| Goudshekit | 08:47 | 08:49 | |
| Tija | 09:06 | 09:11 | |
| Sewerobajkalsk | 09:35 | | |
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Wir wachen kurz vor zwei Uhr Moskauer Zeit auf. Der Zug fährt entlang des Flusses Kuta, ein sehr schöner Abschnitt. In Ust-Kut mündet dieser Fluss dann in die Lena, und dort haben wir auch unseren nächsten Aufenthalt. Hier beginnt die eigentliche Baikal-Amur-Magistrale, ab hier geht es auch nur mehr eingleisig weiter.
Noch zwei Internettipps zur BAM:
http://de.wikipedia.org/wiki/Baikal-Amur-Magistrale
http://bam.railways.ru/eng/
Eine Übersicht mit allen Bahnhöfen, Tunnels und Brücken inklusive Kilometrierung gibt es hier (auf russisch): http://www.transsib.ru/way-legend.htm (Abschnitt BAM-1: http://www.transsib.ru/way-bam1.htm)
Wir kommen überpünktlich in Ust-Kut an. Der Bahnhof heisst jedoch nicht Ust-Kut, sondern ist nach dem Fluss Lena benannt. Dieser entspringt unweit des Baikalsees ist mit 4400 Kilometern der vierzehntlängste Fluss der Erde.
In Lena steigen auch die beiden Mitreisenden aus unserem Abteil aus. Ab hier sind wir die einzigen Fahrgäste im Waggon, die seit Moskau im Zug sind. Ausser uns befinden sich im Waggon nur mehr einige wenige lokale Fahrgäste.
Unsere WL80-1622 mit Zug 92:

Überblick über den Bahnhof Lena – der Güterverkehr dominiert:


Bevor es weitergeht, werden noch die Scheiben geputzt:

Das Bahnhofsgebäude:

Es ist noch genügend Zeit, sich den Bahnhof von innen anzusehen. Hier der Fahrkartenschalter, oben eine Anzeige mit Information über freie Plätze ab Bahnhof Lena, links unten ein Touch-Screen-Terminal zum Abfragen von Fahrplänen, freien Plätzen und Fahrpreisen aller Fernzüge, die im Express-System enthalten sind:

Anzeige im Detail:

Fahrplan der Züge in Fahrtrichtung Osten:

Fahrplan der Züge in Fahrtrichtung Westen:

Neben einigen Schnellzügen, von denen jene mit 200er-Nummer aber nur saisonal verkehren (wie z.B. der „Urlaubsexpress“ 219 von Severobajkalsk nach Anapa ans Schwarze Meer), gibt es auch ein paar Regionalzüge.
Pünktlich setzen wir die Fahrt fort. Auch hier in Ust-Kut gibt es die typischen Plattenbauten:

Ein paar Kilometer nach dem Bahnhof überqueren wir die Lena. Sie ist übrigens ab Ust-Kut schiffbar:



Danach verlässt die Bahn langsam das Flusstal und steigt am Hang an:

Die Gegend ist total unberührt, unendliche Wälder...

Hier noch mal ein Blick runter ins Lena-Tal:

Einfahrt in den Bahnhof Tschudnitschnyj um 3:27 statt planmässig um 3:38.

WL80-098 hat diesen Güterzug bis hierher nachgeschoben. Wir überholen hier diesen Güterzug.

Doch bis es so weit ist, vergeht noch einige Zeit. Unser Zug verlässt das durchgehende Hauptgleis und wir bleiben stehen. Eine Ortschaft scheint es hier nicht zu geben, absolute Totenstille. Allenfalls das Rauschen der Bäume im Wind ist zu hören.
Manchmal meinen wir irgendwo einen Zug zu hören. Dich bis es dann soweit ist vergeht eine gute Viertelstunde. Dann hören wir tatsächlich einen Zug und wenig später passiert diese WL-80 mit einem langen Güterzug und ordentlich viel Krach den Bahnhof.

Kaum ist der Güterzug weg, bricht auch schon wieder totale Stille aus, bis sich dann ein, zwei Minuten später unser Zug kaum merkbar wieder in Bewegung setzt...
Bei der Ausfahrt sehen wir dann auch die WL80-1367 und ihren Lokführer des Güterzuges den wir überholt haben.

Es geht weiter durch Sibirien:


Aufgrund des längeren Aufenthaltes in Tschudnitschnyj haben wir hier in Zvesdnaja noch ca. 10 Minuten Verspätung:

In weiterer Folge führt die Strecke wieder durch recht ebenes Gelände. Irgendwo in der Nähe muss ein ordentlicher Waldbrand wüten, denn das was man hier auf dem Foto sieht, ist nicht Nebel, sondern Rauch. Vielleicht eine Stunde fahren wir durch diesen Rauch, auch irgendwie unheimlich:

Am Bahnhof Kirenga:




Kurz nach dem Bahnhof überqueren wir dann den gleichnamigen Fluss:

WL80-1104 mit Güterzug in Ulkan:

Güterwagen aus dem fernen Estland:

Von der weiteren Fahrt bis Severobajkalsk gibt es momentan noch keine Fotos. Die Akkus meiner Digitalkamera waren leer und das Aufladen im Zug hat nicht wunschgemäss funktioniert (das Ladegerät war danach kaputt und die Akkus leer).
Ich habe deshalb meine für solche Notfälle mitgenommene kleine Analogkamera ausgepackt und ein bisschen fotografiert, allerdings ist der Film nicht voll geworden und daher noch immer in der Kamera. Wenn ich den mal ausknipse und die Fotos entwickelt und digitalisiert habe, werde ich hier die Bilder ergänzen.
Der Abschnitt bis Severobajkalsk war nämlich besonders interessant, da es einen Gebirge zu überwinden galt. U.a. gab es eine tolle Talschleife und einen 6 Kilometer langen Tunnel.
Kurz vor Severobajkalsk, in Tyja, kommt uns dann noch Zug 75 (Tynda – Moskva) entgegen. Die Ankunft an unserem Zugendbahnhof Severobajkalsk erfolgt pünktlich. Es wäre sicher noch sehr interessant weiter zufahren, denn nach alldem was ich – u.a. von Oliver, der erst im Mai 2005 nach Tynda gefahren ist – gehört habe, soll die weitere Strecke landschaftlich genial sein.
Für uns ist aber hier Endstation, denn hier in der Nähe findet auch das Camp statt, bei dem wir zwei Wochen lang in der sibirischen Wildnis verbringen werden. Per Boot soll es rüber ans andere Ufer des Baikalsees in die Ajaja-Bucht gehen. Zwei Wochen später kehren wir zurück nach Severobajkalsk, wo dann das Treffen mit meinen Mitreisenden für die weitere Reise geplant ist. Von dort geht es dann über die Insel Olchon nach Irkutsk, von wo wir dann am 22.7. nach drei Wochen Eisenbahnabstinenz mit Zug 6 in die Mongolei fahren.

Am Bahnhof werden wir auch schon von einigen anderen Campteilnehmern abgeholt, zusammen gehen wir dann zur sogenannten „Schule für Ökologie und Tourismus“, die hier in Zusammenarbeit mit der Great Baikal Trail Association (http://www.greatbaikaltrail.ru/) bzw. Baikalplan (http://www.baikalplan.de/html/german_startseite.xml.php) die Wanderwegebaucamps in dieser Baikalseeregion organisiert. Hier übernachten wir auch einmal, bevor es am nächsten Tag in die Wildnis geht.
Nachdem die wichtigsten organisatorischen Fragen geklärt sind, machen wir uns am späten Nachmittag auf dem Weg in die Stadt. Severobajkalsk ist erst mit dem Bau der BAM in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Es ist also eine typisch sowjetische Eisenbahnerstand aus der Zeit des grossen Pioniergeistes und der Eroberung Sibiriens....
Die Hauptstrasse mit dem Bahnhof im Hintergrund:

Es hat hier übrigens wochenlang nicht geregnet, deshalb ist auch das Gras so verdorrt. Auch jetzt ist es mit gut 30 Grad sehr heiss.
Die Architektur des Bahnhofes hat irgendwie auch was, zumindest ist es kein fantasieloser Betonkasten:


Über den Fussgängerübergang queren wir das Bahnhosfgelände...


...um zum Baikalsee zu kommen. Vom anderen Ende des Überganges geht man noch 5 Minuten durch einen Kiefernwald zum See. Dabei kommen uns auch viele Severobajkalsker entgegen, die den heissen Tag am Strand verbracht haben.

Auch wir stürzen uns noch schnell ins Wasser, das hier gar nicht mal so kalt ist. Ausserdem funktioniert in unsere Unterkunft die Dusche nicht, weshalb wir den Baikalsee für die erste Dusche seit Moskau nutzen....
Auf dem Rückweg fotografieren wir noch zwei Wagen des Schnellzuges nach Irkutsk:

(dieser Wagen stammt eigentlich aus dem Zug „Bargusin“ Irkutsk – Zabaikalsk)
Der Speisewagen:

Das wäre es für heute gewesen...
Der nächste Teil wird etwas off-topic sein, da sind dann hauptsächlich Landschaftsfotos vom Baikalsee dabei. Ich hoffe das stört nicht.