Dieser Teil des Reiseberichtes beinhaltet weniger Text, dafür umso mehr Bilder. Wir befinden uns im Zug 1043 auf dem Weg von Xian ins über 2500 Kilometer entfernte Urumchi. Während man in Chinas Osten sehr viel Touristen trifft, haben wir nun das Gefühl in eine unbekannte und unerforschte Welt zu fahren. Wer bei uns weiss denn schon wo Urumchi liegt?
Oder dass diese Stadt sogar 2 Millionen Einwohner hat und somit die kontinentalste (also am weitesten von der nächsten Meeresküste entfernte, nämlich 2500 Kilometer) Millionenstadt der Welt ist?
Dorthin also bringt uns Zug 1043...
Der Fahrplan für heute:
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Bahnhof | Ankunft | Abfahrt | Zug |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Longxi km 474 | 00:29| 00:31| |
| Dingxi km 558 | 01:32| 01:34| |
| Lanzhou km 676 | 03:20| 03:29| |
| Wuwei Nan km 966 | 08:35| 09:05| |
| Wuwei km 979 | 09:19| 09:21| |
| Jinchang km 1053 | 10:15| 10:17| |
| Shandan km 1170 | 12:00| 12:02| |
| Zhangye km 1223 | 12:40| 12:42| |
| Quingshu km 1360 | 14:09| 14:11| |
| Jiuquan km 1424 | 15:00| 15:02| |
| Juayuguan km 1446 | 15:26| 15:36| |
| Yumen km 1479 | 16:17| 16:20| |
| Diwopu km 1556 | 17:22| 17:24| |
| Shulehe km 1601 | 18:31| 18:37| |
| Dunhuang km 1743 | 20:43| 20:51| |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
Als ich gegen 7:30 aufwache, fährt der Zug gerade durch eine tolle Landschaft. Wir passieren die Ausläufer des Quilian Shan Gebirges. Es durch viele Tunnels und über Brücken in ein Tal hinunter:

Die Strecke ist zwar nur eingleisig, aber wir wären nicht in China wenn nicht daneben mit gigantischem Aufwand eine zweigleisige Neubaustrecke in die Landschaft gebaut werden würde:


Hier verschwindet die Neubaustrecke dann in einem Tunnel:

Wir fahren an einfachen Dörfern entlang – das ist jetzt das richtige China, fernab von Metropolen wie Shanghai...


...überqueren einen Fluss...

...und erblicken dabei im Hintergrund noch mal den gigantischen Damm der Neubaustrecke:

Nach knapp 2 Minuten Fahrzeit treffen wir wieder auf die Trasse der Neubaustrecke. Diese liegt diesmal aber wesentlich niedriger als der Bestand, also ist der neue Tunnel offenbar ein Kehr- oder Schleifentunnel.

Blick auf einen künftigen Überholbahnhof auf der NBS:

Ein Bauzug:

Wenige Minuten später sind wir aber schon wieder deutlich tiefer als die NBS, die hier mit einer gewaltigen Brücke das Tal überquert. Die NBS wird also mit einer wesentlich geringeren Neigung trassiert.

Hier noch mal die Brücke:


Der nächste Tunnel auf der NBS:

Die schönen Böschungen entstehen natürlich in Handarbeit:

Wenig später weitet sich das Tal aber auf und wir verlassen das Gebirge. Während des halbstündigen Aufenthaltes in Wuwei Nan wollte ich eigentlich aussteigen und am Bahnsteig nach vorne zu Waggon 16 gehen, um zu schauen wie es Anja und Veronika geht. Unsere Schaffnerin lässt aber kein Aussteigen zu, so bleibt mir nichts anderes übrig, als im Zug nach vorne zu gehen. Das ist natürlich recht mühsam, aber ich schaffe es doch, bis zu Waggon 16 und zurück zu kommen. Fazit: Die beiden haben zwar wenig geschlafen, sind aber ansonsten guter Dinge und wollen nun die gesamte restliche Strecke bis Urumchi im Sitzwagen bleiben.
Draussen tauchen nun gegen 10 Uhr wieder Berge auf. Die Landschaft hat nun wüstenartigen Charakter.


Seit Wuwei ist die Strecke nicht mehr elektrifiziert, es geht mit Dieselpower voran durch die Wüste:


Auch hier wird eifrig an Linienverbesserungen gebaut:


Eine Oase in der Wüste:

An einem kleinen Bahnhof überholen wir diesen „Regionalzug“:


Apropos Regionalzüge, solche habe ich in China sonst nirgends gesehen. Auch in Peking und Shanghai nicht – überall nur die typischen Fernzüge. Aber nichts, was irgendwie so aussah, als würde es dem Vorortverkehr dienen. Gibt es tatsächlich kaum Schienenpersonennahverkehr in China?
Ein Güterzug:


Bahnhof Jin Chang:



Aufgrund der vielen Fotos habe ich diesen Tag auf zwei Teile aufgeteilt. Weiter geht es in Teil 23.