| Bahnhof | Ankunft | Abfahrt | Zug |
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| Urumchi | | 23:58| 955KH|
| Urumchi West | 0:23| 0:33| |
| ? | 2:12| 2:18| |
| ? | 2:53| 2:55| |
| Kujtun | 3:58| 4:33| |
| Alashankou | 8:00| 11:00| |
| Drujba(Gr) | | | |
| Drujba(KAZ) | 13:36| 13:40| |
| Jalanaschkol | 14:37| 14:42| |
| Koktuma | 15:33| 15:43| |
| Beskol | 16:57| 17:12| |
| Aktogay | 19:45| 20:10| |
| Mataj | 22:15| 22:30| |
| Usch-Tobe | 00:10| 0:25| |
| Sary-Ozek | 2:30| 2:45| |
| Alma-Ata 1 | 6:30| 6:55| |
| Almaty 2 | 6:19| | |
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Kurz nach der Abfahrt am Grenzkontrollbahnhof nähern wir uns dem Bahnhof Druzhba:



Um 12:30 kommen wir schliesslich an. Eigentlich sollten wir schon in einer guten Stunde weiterfahren – das wird knapp, den der Zug muss ja noch umgespurt sein. Ab hier geht es wieder auf 1520mm-Breitspur weiter.

Aufgrund des Hungers und der Tatsache, dass es keinen Speisewagen gibt, verfolgen wir diesmal das Umspurspektakel nicht mit, sondern statten dem „Bahnhofsresti“ einen Besuch ab. Nach dem Erlebnis an der Grenze weiss ich sowieso nicht, ob die Kasachen beim Umspuren so viel Freude mit Fotografen haben... ich habe den Eindruck, dass man hier – im Gegensatz zu Brest – noch nicht so an fotografierende westliche Eisenbahnfans gewöhnt ist. Ausserdem wird die Umspurprozedur hier auch nicht anders verlaufen als anderswo.
Wir also suchen die Bahnhofsgaststätte auf und ich bestellen mir – quasi als Einstand für den Zentralasien-Teil unserer Reise – Plov. Bei diesem für Zentralasien typische Gericht handelt es sich um ein gut gewürztes, köstliches Reisfleisch.
Auch wenn das chinesische Essen sehr gut war, die kulinarische Abwechslung ist nun auch willkommen! Und auch die Tatsache, dass wir nun wieder einigermassen mit den Leuten kommunizieren können, ist von Vorteil...
Bezahlt haben wir hier übrigens noch mit Juan können, wenn ich mich recht erinnere.
Nach dem Essen schaue ich wieder auf den Bahnsteig. Der Zug ist erwartungsgemäss nicht da...

...sondern befindet sich in der Umspuranlage.
Unsere chinesische Lok wartet auf einem Abstellgleis auf den Gegenzug:

Der Fahrplan zwischen Urumchi und Alma-Ata ist leicht durchschaubar: Am Samstag startet in Alma-Ata eine kasachische und in Urumchi eine chinesische Garnitur. Am Sonntag begegnen sie sich irgendwo westlich von Druzhba und kommen am Montagmorgen an ihrem Ziel an. Am Montagabend treten beide Züge dann die Rückreise an – der chinesische von Alma-Ata und der kasachische von Urumchi. Sie kreuzen sich wieder am Dienstag und treffen dann am Mittwochmorgen wieder daheim ein, bevor sie am Samstag die nächste Reise starten...
Der chinesische Zug besteht übrigens aus modernen chinesischen Wagen:

(Foto auf http://www.railfaneurope.net/pix/ne/Chi ... t/pix.html von Michail Utkin).
Unser kasachischer Zug hat natürlich den grossen Vorteil öffnungsfähiger Fenster.
Ein paar kasachische Inlandswagen – ob die dann an unseren Zug angehängt werden?

Am Bahnhof weist ein Schild auf die Eröffnung der Strecke nach China am 20. Juli 1991 hin:

Zwischen dem Bahnsteig und dem Bahnhofsgebäude gibt es einen kleinen Park:

Eine 2TE10 passiert den Bahnhof Druzhba mit einem langen Güterzug nach China:

Die Güterwagen der durchfahrenden Züge kommen aus den verschiedensten Ländern der ehemaligen Sowjetunion.
Noch eine 2TE10:

Übersicht über die Gleisanlagen:

Um 14:10 wird unser Zug dann bereitgestellt.

Beim letzten Waggon handelt es sich übrigens um den Kurswagen Urumchi – Astana, der von Alma-Ata dann mit einem anderen Zug in die kasachische Hauptstadt befördert wird. Zusätzliche Inlandswagen werden übrigens doch keine angehängt.
Wir können einsteigen, bis zur Abfahrt vergeht aber noch ein bisschen Zeit. Um 14:36 geht es dann – mit +56 – weiter Richtung Alma-Ata. Um 8:24 (6:24 nach kasachischer Zeit) sind wir im chinesischen Alashankou angekommen, um 14:36 verlassen wir schliesslich den kasachischen Grenzbahnhof Druzhba. Dazwischen haben wir nur 20 Kilometer zurückgelegt.
Bei der Abfahrt noch ein Foto der chinesischen Lok DF4D 0564:

Ein Blick auf die Umspuranlage:



Als ich so am Gang stehe und fotografiere komme ich mit einem der mitreisenden Kasachen aus einem anderen Abteil ins Gespräch. Der lädt mich dann gleich zu seinen Freunden ins Abteil ein. Sie waren alle auf Geschäftsreise in Urumchi, irgendein Business mit Autozubehörteilen. Offenbar haben sie den Aufenthalt in Druzhba zum Einkaufen genutzt, denn es wird gerade eine Jause hergerichtet, wie sie für Zugfahrten im postsowjetischen Raum typisch ist. Die nötigen Zutaten dazu: Ein Hendl (1), Brot, Tomaten und Gurken. Und – das wichtigste natürlich – eine Flasche Vodka. Ich kann die freundliche Einladung natürlich nicht ausschlagen und wir lassen uns es zusammen gut schmecken...auch der Vodka fliesst in Strömen, denn eine einmal geöffnete Flasche muss geleert werden – andernfalls droht Unglück. Aber mit einem deftigen Essen und sauren Gurken verträgt man den Vodka ganz gut und ohne unangenehme Nachwirkungen

Und wie es sich gehört, wird bei jedem Gläschen (dass dann „ex“ auszutrinken ist) ein Toast ausgesprochen.
(1) Auf http://www.deutsche-novosibirsk.narod.r ... ibirsk.htm wird auf lustige Weise erklärt, wie wichtig ein „Hendl“ an Bord eines Zuges in Russland (oder auch anderswo in der ex-UdSSR) ist. Auch andere lustige Anekdoten zum russischen Alltag gibt es dort zum nachlesen – sehr empfehlenswert!
Nach diesem feucht-fröhlichen zweiten Mittagessen mit neuen kasachischen Freunden wende ich mich wieder der Eisenbahn zu, bzw. der Landschaft, durch die wir fahren:





An einem kleinen Bahnhof begegnet uns 2TE10M-0315 mit einem Güterzug:

Irgendwann geht es dann ein Stück entlang eines Sees:

Südlich der Bahnstrecke begleitet uns ein imposantes Gebirge:

Beim Bau der Strecke (irgendwann in den 1960er oder 1970er Jahren) bereist wurde teilweise bereits ein zweites Gleis vorgesehen:

Wenn der Güterverkehr mit China weiter steigt, wird man dies auch bald benötigen. Wahrscheinlich wird das dann aber in Normalspur errichtet werden, denn die Kasachen planen ja eine neue Normalspurstrecke quer durchs Land um damit irgendwann einmal die Normalspurnetze von China und dem Iran zu verbinden. Dadurch gäbe es – wenn noch die beiden Lücken in der Türkei (Van-See und Bosporus) geschlossen werden – ein durchgehendes Normalspurnetz von Kyle of Lochalsh bis Pusan...
Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Weiter geht es mit gemächlichem Tempo durch die Weiten Kasachstans:




Im Bahnhof Beskol haben wir ein bisschen Aufenthalt, ich kann schnell die Lok fotografieren – eine 3TE10, bei der aber offenbar der Mittelteil fehlt. De facto ist es eine 2TE10:


Der Bahnhof von Beskol:

Am Bahnsteig:

Ein Gruss aus der Heimat – Gleisbaumaschinen von Plasser&Theurer in Beskol, Kasachstan:



Vom letzten Waggon ein Blick auf die unendlichen Weiten Kasachstans:


Ein paar Lichtspiele mit Sonne und Wolken:



Im Bahnhof Aktogaj treffen wir auf die sogennante „Turksibirische Eisenbahn“. Sie verbindet Zentralasien mit der Transsib, auf die sie in Novosibirsk stösst. Unser Zug wird hier gestürzt und fährt in Richtung Süden nach Alma-Ata weiter. Es ist schon finster geworden, aber mit einem Geländer als „Stativ“ gehen sich noch zwei Fotos aus:
Unser Zug:

Der Bahnhof Aktogaj:

Wir kaufen uns am Bahnsteig noch ein paar gute Schaschlik-Spiesse. Geld zum Einkaufen habe ich bei den Kasachen aus den Nebenabteil gewechselt.
Nach der Abfahrt setzen wir uns alle (also auch Anja, Veronika und Florian) noch kurz zu den Kasachen und tratschen ein bisschen, bevor wir dann gegen 22 Uhr schlafen gehen – nach chinesischer Zeit ha schon Mitternacht....
Fortsetzung folgt.